Von: mk
Bozen – Während heute der Begriff Bildhauerei auf das gesamte Schaffen von Skulpturen und Objekten unterschiedlichster Materialien ausgedehnt ist, war das Genre in seiner ursprünglichen Bedeutung allein durch zwei Komponenten bestimmt, nämlich dem Material und der Form. In diesem Sinne ist Markus Gasser Bildhauer im klassischen Sinn.
Für den Brixner Künstler sind das Material und die Idee, die in diesem steckt Ausgang und zentraler Punkt seines Schaffens. Stein ist seine große Leidenschaft, wie ein Sammler macht er sich auf die Suche nach besonderen Fundstücken, die er dann in seinem Atelier studiert und bearbeitet. Markus Gasser hat ein besonderes Gespür, durch die Bearbeitung von Stein besondere Qualitäten im Licht, in seinen Farbnuancen und in der Leuchtkraft freizusetzen. „In Stein zu hauen, ist nicht nur ein handwerklicher Akt, sondern mehr noch ein philosophischer. Es beginnt ein Kampf zwischen Material und Idee. An der langen Zeit, welche man an einem Block arbeitet, haftet ein Teil des Lebens. Während der Bearbeitung des harten Granits wird mir die Vergänglichkeit des Lebens bewusst, aber der Augenblick ist ein Teil der Ewigkeit“, so der Künstler selbst.
Bereits im Rohzustand erahnt Gasser Formen im Findling und arbeitet ohne Skizzen oder Vorstudien händisch den Stein. Diese Entstehungsphase verlangt hohe Konzentration, Ausdauer und Muskelkraft. Während der Akt der Ausführung ein schnelles und spontanes Arbeiten verlangt, sind die Motive kopflastig: Sein bevorzugtes Motiv ist der Mensch und seine Formen, im Besonderen der Kopf. Gassers Gesichter sind eine Symbiose aus der Vergangenheit und der Gegenwart. Die Harmonie im Ausdruck, die Ebenmäßigkeit und die Schönheit der einzelnen Gesichtspartien scheinen Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Gasser spielt mit Dimensionen. Während er früher vor allem großformatige, sehr präzise mit glatten Oberflächen geformte, Köpfe realisierte, sind es heute auch winzig kleine Köpfe, die nur wenige Zentimeter messen und bevorzugt in Gruppen präsentiert werden. Er vergleicht diese Anhäufung von Köpfen mit Völkern, bei denen jeder Scheitel, genauso wie im Leben auch, anders ist, sich in Größe, Form und Farbe unterscheidet.
Die Herausforderung bei winzigen Arbeiten liegt nicht nur in der präzisen handwerklichen Fertigkeit sondern vor allem im Überraschungsmoment, der durch den Akt der spontaneren Bearbeitung entsteht. Die kleinen, unscheinbaren Findlinge sind in ihrer Verwandlung zum Kopf kleine Wertstücke, die in den unterschiedlichsten Farbnuancen und Expressionen den gleichen Anspruch wie ihre großen Vorgänger aus Granit und Basalt erheben.
Eröffnung: 8.6.2018, 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 8.6.- 29.6.2018,
Di-Fr 10.00 bis 13.00 und 14.00 bis 18.00 Uhr und Do 18.00 bis 20.00 Uhr