Von: pf
Toblach – Die Festspiele Südtirol stehen heuer wiederum im Zeichen der lokalen, nationalen und internationalen Jugendorchester.
Vom 9. August bis zum 9. September werden im Gustav Mahler Saal des Kulturzentrum Grand Hotel folgende Jugend-Formationen auftreten: das Bayerische Landes-Jugendorchester, das Internationale Jugendorchester der Akademie für Alte Musik, Bruneck, das „I. Culture-Youth Orchestra“, eine osteuropäische Jugendauswahl aus Polen, Ukraine, Georgien, Aserbaidschan, das Orchester des Konservatoriums Bozen und das Italienische Nationale Jugendorchester, das als „Orchestra in residence“ für eine Woche in Toblach proben und spielen wird.
Symphonisch bewegen sich die Festspiele im Bereich der großen Orchesterformationen. Die Besetzung des klassischen Symphonie-Orchesters erreicht ja mit Berlioz, Wagner, Bruckner, Mahler und Stravinsky, Ravel die höchste Ausdehnung. Die „Symphonie Fantastique“ von Berlioz sieht über 100 Instrumentalisten vor, ebenfalls das „Frühlingsopfer“ von Strawinsky. Insofern bewegen sich die Festspiele im Umkreis der Ästhetik von Gustav Mahler und des Fin de Siècle, symphonisch eine sinnvolle thematische Ergänzung zu den Mahlerwochen.
Das Festival beginnt mit dem kolossalen „Sacre du Printemps“ von Stravinsky, der 1913 das moderne 20. Jahrhundert mit einem Paukenschlag eingeleitet hat. Erst vier Jahre davor hatte Mahler mit seiner Neunten den Schlusspunkt auf das 19. Jahrhundert gesetzt. Diese „Neunte“ beschließt die „Festspiele“ in einer originellen kleinorchestralen Fassung, interpretiert von einer doppelten Formation aus „Virtuosi Italiani“ und „Windkraft“ unter der Leitung von Kaspar de Roo.
Das klassische Programm steht im Zeichen großer Solisten, beginnend mit Sebastian Tewinkel, der das Cello-Konzert von Dvorák spielen wird. Ihm folgt der „Lang Lang“ des Schlagzeugs, Martin Grubinger mit seinem „Percussion Planet-Ensemble“. Der Solist des Beethoven-Violinkonzerts ist Julian Rachlin, einer der besten Geiger unserer Zeit, „Goodwill-Ambassador der UNICEF seit 2010“. Das Dritte Rachmaninoff-Konzert wird der Busoni-Preisträger Roberto Cominati spielen, das Tschaikowsky b-moll-Konzert die mehrfach ausgezeichnete Sofya Gulyak, während der Barockspezialist Stefano Veggetti mit seinem Ensemble „Cordia“ erstmals an den Festspielen teilnehmen wird. Mit Spannung wird die international gefeierte chinesische Dirigentin Zhang Xian erwartet, die in Toblach eine Woche lang an der Spitze des ersten Residenz-Orchesters der Festspiele, dem Nationalen Italienischen Jugendorchester, ein ambitioniertes Programm einstudieren wird. Eine Neuheit sind auch die sieben pianistischen Wunderkinder, die von sieben Jahren aufwärts die musikalische Frühreife unter Beweis stellen werden.
Im modernen und Crossover-Bereich bieten die „Festspiele“ einen außerordentlichen Abend mit dem deutsch/französischen Chansonnier Dominique Horvitz, der die Chansons von Jacques Brel als Revival wiederaufleben lassen wird; weiters einen Auftritt der weltberühmten „Swingle Singers“, und ein Hommage an Phil Glass zum achtzigsten Geburtstag mit der Pianistin Maki Namekawa inmitten einer Licht-und Projektions-Show von der „Ars Electronica“ Linz. Raum soll auch unseren Exzellenzen geboten werden, in erster Linie dem Jugendorchester des Konservatoriums unter Walter Ratzek, das ein ambitioniertes Programm mit großen Werken von Wagner, Tschaikowsky und Mussorgsky-Ravel spielen wird und der Sprach-Künstlerin Lene Morgenstern.
Das musikalische Programm wird mit zwei hochkarätigen Vorträgen ergänzt, die zu brennenden Fragen unserer Zeit Stellung nehmen werden: Der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk und Manfred Osten werden über die „Krisenszenarien im 20. Jahrhundert“ sprechen, der italienische Autor Umberto Curi mit Hans Drumbl werden über die gesellschaftlichen Folgen der 68-er Jahre diskutieren.