Von: mk
Bozen – Vor 37 Jahren fand die große Nachtwallfahrt der Männer zum ersten Mal statt. Im vergangenen Jahr 2023 kamen rund 300 Männer aus allen Landesteilen nach Brixen und zogen betend und schweigend vom Bischöflichen Institut Vinzentinum über die Auenhausbrücke, den Weinbergweg und den Hartmannweg nach Neustift. Auch heuer findet die Männer-Nachtwallfahrt am 13. Mai wieder statt. Startpunkt ist um 21.00 Uhr beim Vinzentinum. Gemeinsam feiern die Männer nach Ankunft in der Stiftskirche von Kloster Neustift gegen 22.00 Uhr unter dem Vorsitz von Peter Kocevar Gottesdienst und setzen sich mit dem Frieden auseinander.
Die Männer orientieren sich am Tagesevangelium nach Joh 16,29–33 und stellen die Nachtwallfahrt unter das Motto „Habt Mut mitten in der Welt: damit ihr Frieden habt!“ Das Kapitel 16 des Johannesevangeliums ist von einem Diskurs Jesu kurz vor seiner Verhaftung und seinem Tod geprägt. Er spricht über das Kommen des Heiligen Geistes, der seinen Jüngern helfen wird, die Wahrheit zu verstehen und sie in ihrem Zeugnis zu führen. Jesus sagt voraus, dass seine Jünger durch Schwierigkeiten und Verfolgung gehen, aber Frieden und Freude in ihm haben werden.
Georg Oberrauch ist Vorsitzender der Katholischen Männerbewegung. Die Nachtwallfahrt ist ihm ein besonderes Anliegen: „Betend, schweigend und singend drücken wir aus, was christliche Gemeinschaft im Grunde zeigen will: dass der Mensch nicht alleine durchs Leben stolpert, sondern auf seinem Weg von sichtbaren Freunden und dem unsichtbaren Gott begleitet wird.“ Das tröste, gebe Zuversicht und Kraft für die Herausforderungen, in denen jeder täglich seinen Mann stellen wolle und müsse.
Impulsfragen am Rand des Wallfahrtsweges laden zur stillen Auseinandersetzung mit dem Thema Frieden ein. Frieden setze Mut voraus – Mut, Ungerechtigkeiten zu verändern, sagt Georg Oberrauch. Es gehe darum, jenen, die benachteiligt sind, zu ihrem Recht zu verhelfen, damit alle zu einer partnerschaftlichen Beziehung gelangen. In Bedrängnis (biblischer Begriff für „Angst“) sei unter anderem die Natur, vor allem durch den ungebremsten Wachstumsglauben. In Bedrängnis seien Beziehungen, unter anderem durch Zeitmangel, Stress und Ablenkung durch soziale Medien. In Bedrängnis seien gesellschaftliche Werte unter anderem durch den Mangel an spirituellen Grundlagen und Orientierung. Es sind vor allem Männer, die durch Leistungsorientierung und Fixierung auf das Materielle zur “Bedrängung” beitragen, sagt Georg Oberrauch.
Hindernis zur Bewältigung dieser Bedrängnisse sei hauptsächlich Angst: Angst, Ansehen zu verlieren, wenn die Leistung nicht mehr “stimmt”; Angst, Eigenmächtigkeit zu verlieren und verletzlich zu werden; Angst, im Innersten infrage gestellt zu werden und die eigenen Sicherheiten zu verlieren. Durch die Orientierung an Jesus würden sich neue Möglichkeiten auftun: Gottesbeziehung schaffe spirituelles Geborgensein und nachhaltige Werte. Beziehungen im Freundeskreis und Familie schaffen Lebensqualität und Bereitschaft für eine gerechtere Rollenverteilung bei Erziehungs- und Pflege-Aufgaben. Gestärkt durch positive Beziehungserfahrungen könne der Leistungsgedanke angemessen im Lebensganzen eingeordnet werden, ist Georg Oberrauch überzeugt.