Von: mk
Rodeneck – Die Aktion „Lebensraum Eisacktal 2017“ fand heuer in den Pardeller Weiden in Rodeneck statt. Insgesamt konnten an einem Tag über 250 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten festgestellt werden. Unter anderem gelang der Fund der Moorbinse und der Schwertschrecke.
Am Samstag, den 29. Juli organisierte die Umweltgruppe Eisacktal (Hyla) unter der Leitung von Andreas Hilpold und Stefan Gasser zum vierten Mal ihren Aktionstag Lebensraum Eisacktal. Nachdem in den letzten Jahren das Biotop Wasserbühel bei Lajen die Schottergrube Platzlung und der Trumbichl bei Feldthurns im Mittelpunkt des Interesses standen, widmeten sich die Expertinnen und Experten heuer den Pardeller Weiden in Rodeneck. Beim Aktionstag “Lebensraum Eisacktal” soll auf den naturkundlichen und ökologischen Wert eines bestimmten Gebietes aufmerksam machen. Gleichzeitig geht es darum, wichtige Daten für den Naturschutz und für die Wissenschaft zu sammeln. Als Vorbild für die Aktion dient der Tag der Artenvielfalt, der jedes Jahr vom Naturmuseum Südtirol organisiert wird.
Um 9.00 Uhr früh machten sich sieben Expertinnen und Experten aus Süd- und Nordtirol auf, um das Weidegebiet nach Tieren und Pflanzen abzusuchen. Dabei gab es Spezialisten für Gefäßpflanzen, Pilze, Schmetterlinge, Heuschrecken, Wanzen und Käfer. Nach einem intensiven Erhebungstag fand die Veranstaltung beim Gasthaus Rosenheim in Nauders ihren Ausklang. Bei Kaffee und Eis berichteten die einzelnen Experten über die jeweiligen Highlights.
Größere Gemeinschaftsweiden, also Allmenden, sind im Eisacktal eine prägende Landschaftsstruktur in vielen Dörfern. Besonders ausgedehnt ist etwa die „Gemoande“ in Latzfons. Meistens handelt es sich um Gebiete mit flachgründigen, trockenen oder sumpfigen Böden die für eine Wiesennutzung oder für den Getreideanbau nicht geeignet waren. Solche Speziallebensräume – Trocken- und Felsrasen und Niedermoore sind aber für die Natur von großem Wert, geben sie doch einer Reihe von spezialisierten Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Wichtig für den Erhalt solcher Weiden ist, dass sie von genügend Weidetieren bestoßen werden, sprich dass die traditionelle, bäuerliche Nutzung nicht aufgegeben wird. Ansonsten drohen sie schon bald zu verstrauchen. Ideal ist dabei auch eine Beweidung durch Schafe und Ziegen, weil diese auch Gehölze abfressen.
Ergebnisse im Detail
Besonders artenreich war die Gruppe der Gefäßpflanzen: es fanden sich etwa 200 Gefäßpflanzenartenn. Sehr selten und südtirolweit stark gefährdet ist dabei die Moorbinse, ein kleines Sauergras das leicht übersehen wird. Im Eisacktal ist dies der aktuell zweite bekannte Standort. In ganz Südtirol gibt es maximal ein dutzend Funde. Die Moorbinse braucht schlammige Bachufer zum Gedeihen. Eine Reihe weiterer besonderer Pflanzenarten ist ebenfalls auf Feuchtlebensräume angewiesen, so etwa die Rostrote Kopfbinse oder der dunkelblau blühende Teufelsabbiss. Auf den trockenen Flächen wachsen hingegen noch Osterglocke und Tausendgüldenkraut.
In den Waldinseln und im angrenzenden Föhrenwald gediehen elf verschiedene Pilzarten, darunter einige gute Speisepilze.
Besonders geeignet sind solch offene Standorte für Heuschrecken: Neben der Gottesanbeterin, und der Kurzflügeligen Beißschrecke fand sich auch ein besonderes Highlight: die Schwertschrecke. Es ist dies eine Art die nur in Flachmooren und Schilfflächen vorkommt und daher eine sehr lückige Verbreitung in Südtirol aufweist und auch auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten aufscheint.
Eine Reihe von Schmetterlingsarten bevölkerte zudem die Weiden, unter anderem das Esparsetten-Widderchen und der Wachtelweizen-Scheckenfalter.
Erhoben wurden auch die Käfer und Spinnen. Diese müssen großteils aber unter dem Mikroskop bestimmt werden. Fünfzig verschiedene Arten werden aber von Spezialisten auf jeden Fall erwartet.
Vögel wurden zwar nicht speziell erhoben, trotzdem konnte der Neuntöter gesichtet werden. Gerade für den Neuntöter sind offene Landschaften mit Dornsträuchern wichtig. Hier kann er gut nach Mäusen jagen.
Insgesamt waren die Experten begeistert vom Standort und vom grandiosen Panorama im Gebiet – viele von ihnen werden den Pardeller Weiden wohl einen weiteren Besuch abstatten.