Von: mk
Bozen – Die Compagnia Abbondanza/Bertoni präsentiert am 15. Februar (21.oo Uhr) im Cristallo-Theater die neue Arbeit “gli orbi” (Die Blinden). Neben drei Tänzern des Ensembles stehen auch Michele Abbondanza und Antonella Bertoni selbst auf der Bühne.
Die Compagnia Abbondanza/ Bertoni aus Rovereto ist eines der wenigen regionalen Ensembles, das den Sprung in die nationale und internationale Tanzszene geschafft hat. Im Stück “gli orbi” (Die Blinden) untersucht das Choreografenpaar die Blindheit gegenüber den Lastern der modernen Gesellschaft. Die Darsteller sind Karikaturen eines infektiösen Unbehagens, dessen simple Zurschaustellung den Weg zur Erlösung ebnet. Besessen von den Lastern – aber auch von der Erlösung von selbigen – stellen sie sich schamhaft dem Pranger jener, die mit dem Herzen sehen und nicht mit den Augen.
Die sieben Todsünden sind die Quintessenz der gesellschaftlichen Probleme und fassen die Charakterschwächen zusammen, die den Menschen zum Sünder machen. Konsumwahn, Schamlosigkeit, Sexbesessenheit und Leere sind Sinnbilder der Laster unserer heutigen Gesellschaft. Die fünf Tänzer sind gebeugt von dieser schändlichen Last der Gesellschaft: Ihr Tanz ist obsessiv und hektisch und ihre Darstellung wechselt zwischen menschlich und unmenschlich, sie bauschen auf oder verschwinden und verlieren sich zwischen Egomanie und Befreiung vom eigenen Ich. Die Bühne bleibt kahl und leer bis auf das Licht- und Sounddesign, das von den Darsteller selbst auf der Bühne gesteuert wird.
Michele Abbondanza und Antonella Bertoni erklären: “Man spricht schnell schlecht über die Menschen, in einer Zeit geprägt vom Grundsatz ‘homo homini lupus’ – Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Diese menschliche Schwäche auf die Bühne zu bringen, diesem Spiel mit Lastern und negativen Worten und Gedanken eine Form zu geben, war eine schwierige Aufgabe. Wir haben uns dieser Aufgabe Schritt für Schritt angenähert und uns – wortwörtlich – an die Hand genommen. In dieser Nähe, Körper an Körper, im Schutz der Gruppe haben wir die Augen geschlossen und vorsichtig erste Schritte gemacht, bis wir immer sicherer wurden. Ausgangspunkt unserer Arbeit war das Gemälde “Der Blindensturz” von Pieter Breugel d. Ä. – In der Kunst seiner Zeit diente die Blindheit als Symbol für die Sündhaftigkeit und deren Folgen. Schnell hat sich eine sich wiederholende, obsessive Bewegungssprache entwickelt, geprägt von einem hypnotischen und beharrlichen Rhythmus. Mit geschlossenen Augen, wollten wir besser verstehen, besser hören und stärker sein. Gefesselt, blind und verkleidet, losgelöst von der Gruppe, bewegen wir uns hin zu unserer sehr persönlichen (und befreienden) Verdammnis.”
Neben den Choreografenpaar Antonella Bertoni und Michele Abbondanza, stehen auf der Bühne Eleonora Chiocchini, Massimo Trombetta und Tommaso Monza, der zudem das musikalische Konzept entwickelt hat. Der Schauspieler und Dramaturg Danio Manfredini hat das Ensemble bei der Erarbeitung der Kreation unterstützt.