Von: ka
Toblach – Zur heutigen Öffnung der 22. Tür des schokoladigen und fairen Adventskalenders sweet afFAIR kamen mehr als 100 Menschen nach Toblach. Da der örtliche Bürgermeister verhindert war, vertrat ihn die Bürgermeisterin von Innichen und öffnete gemeinsam mit Verena Gschnell von der oew-Organisation für Eine solidarische Welt und mit Viktoria Obermarzoner vom Schauspielkollektiv binnen-I die Tür zum Rathaus von Toblach. Der Kinderchor der vierten Klasse Grundschulklasse umrahmte die Aktion gemeinsam mit der Toblacher Bläsergruppe „Blechzinnen“.
Bürgermeisterin Rosmarie Burgmann veranschaulichte die Zusammenhänge zwischen Flucht und unserem Konsum. Das Beispiel Schokolade zeige, welche Auswirkungen Dumpingpreise, Großkonzerne und Monokultur hätten, sagte sie: Weil vor allem junge Menschen auf den Kakaoplantagen an der Elfenbeinküste und in Ghana aufgrund der sinkenden Preise der Kakaobohnen kein Auskommen mit dem Einkommen haben, fliehen sie unter anderem nach Europa. Abwanderung sei kein Vergnügen, sagte Rosmarie Burgmann, sondern erwachse aus der Not heraus. Niemand verlasse ohne Grund seine Heimat, viele bezahlten die Flucht mit dem Leben. Das Einkommen der Bauern und Bäuerinnen auf den Kakaoplantagen an der Elfenbeinküste beträgt derzeit einen halben Euro pro Tag, erklärte Verena Gschnell von der oew. Diese Zahl liegt weit unter der Armutsgrenze, welche mit zwei Euro pro Tag beziffert wird. Für ein existenzsicherndes Einkommen müsste sich der Kilopreis der Bohne vervierfachen und auf 4,5 Euro erhöhen. „Wenn wir bei unserem Einkauf nicht darauf achten, was wir kaufen, wer es produziert und zu welchen Bedingungen es produziert wird, dürfen wir uns nicht überrascht die Augen reiben, wenn Menschen an die Tore Europas klopfen und an unserem Reichtum teilhaben wollen, der auf ihrer Ausbeutung gründet“, sagte Rosmarie Burgmann.
Freiwillige des Weltladens von Toblach haben sweet afFAIR organisiert und Platz und Rathaus weihnachtlich geschmückt. Kinder haben die gerösteten Kakaobohnen geschält und beim Schokoladekochen geholfen. Sie haben die geschälten Kakaobohnen gerieben, mit Zucker und Kakaobutter angereichert, bei gleichbleibender Hitze gerührt und als flüssige Schokolade zu frischen Früchten gereicht. Mit einer Schokoladeausstellung, einer Kakaozeremonie und der Verkostung von fair gehandelter Schokolade wurde die Aktion abgerundet.
Obwohl der Weltmarkt nach immer mehr Schokolade verlangt, steckt der Kakaoanbau an der Elfenbeinküste und in Ghana in der Krise. Die Arbeitsbedingungen der Bauern und Bäuerinnen auf den Plantagen haben sich radikal verschlechtert, die Ernte geht zurück, der Pestizideinsatz erhöht sich aufgrund von Monokulturen. Im heurigen April sank der Mindestkilopreis an der Elfenbeinküste von 1,7 Euro auf 1 Euro pro Kilogramm verkaufter Bohnen. Um auf diese Tatsachen aufmerksam zu machen, öffnen die Südtiroler Weltläden und die oew-Organisation für Eine solidarische Welt in der heurigen Adventszeit in 24 Südtiroler Ortschaften 24 besondere Türen. Ziel von sweet afFAIR ist es, Alternativen zur konventionellen Schokolade und die Wichtigkeit von fair gehandelter Schokolade aufzuzeigen. Derzeit ist nur ein Prozent der in Südtirol verkauften Schokolade fair gehandelt. Der durchschnittliche Jahreskonsum von Schokolade pro Person liegt in Deutschland bei 12 Kilogramm, in Italien bei vier Kilogramm.
Vorletzter Treffpunkt von sweet afFAIR ist morgen, Samstag, 23. Dezember in Oberbozen am Ritten: Um 15 Uhr wird an der Bergstation der Rittner Seilbahn die Tür zu einem Zugwaggon geöffnet.