Von: luk
Neustift – An die 150 Kunstinteressierte waren gestern Abend im Kloster Neustift zur Eröffnung der Ausstellung für zeitgenössische Kunst ABITARSI, welche die Kuratorin Elisa Barison im Auftrag des Prälaten Eduard Fischnaller begleitet hat.
Die Ausstellung ABITARSI eine Premiere für das Kloster Neustift dar und bezeugt dessen wachsendes Interesse für Gegenwartskunst: erstmals wurden Südtiroler Künstlerinnen und Künstler beauftragt, neue Werke für den sogenannten Mühlsaal, dem großen Raum oberhalb des Stiftskellers, zu schaffen. Dieser war die Anwesenheit von Kunstschaffenden und ihren Werken bereits gewohnt, nutzte ihn doch 2020/21 der Vorarlberger Künstler Paul Renner, um seine Interventionen für den neuen Museumstrakt zu kreieren. Außerdem wurde der Raum immer wieder vom Bildungshaus des Klosters für künstlerisch-kreative Kurse genutzt, was sich an den vielen bunten Farbkleksen am Boden erkennen lässt.
Auf Einladung der Kuratorin Elisa Barison haben Theresa Bader, Ingrid Hora, insalata mista studio (Ada Keller und Matthias Pötz), Arianna Moroder, Barbara Tavella, Tobias Tavella und Paul Thuile neue Werke für den Raum und die Ausstellung geschaffen. Dabei kreisten ihre Überlegungen und Recherchen einerseits um das Leben im Kloster und den Kraftort Neustift selbst; andererseits stecken hinter den Arbeiten aber auch Überlegungen zur Bedeutung des Ateliers – als Ort, als Raum, aber auch als Gedankenkonstrukt.
Die Besucherinnen und Besucher können sich wie in einem Atelier frei im Raum bewegen, die verschiedenen Arbeiten betrachten, die Kunstwerke anfassen und sich auf den Möbeln, die zum größten Teil zur Ausstellung gehören, hinsetzen.
Kuratorin Elisa Barison sagte bei der Eröffnung: „Es ist etwas Besonderes, wenn Kunstschaffende an einem Ort mit so viel Geschichte wirken können. „Wer sich für einige Zeit im Kloster Neustift aufhält, wird schnell bemerken, dass dieser Ort wie ein kleines, autarkes Dorf funktioniert: zwischen den Chorherren, die im Kloster leben, den vielen Mitarbeiter*innen, die morgens kommen und abends wieder gehen, aber auch den Besucher*innen aus aller Welt, die in Scharen hierher pilgern, entsteht ein lebendiger Organismus, in welchem jedes Individuum eine ganz bestimmte Rolle und Aufgabe hat, was im Großen und Ganzen wiederum zur besonderen Atmosphäre dieses Ortes führt.“
Stiftsverwalter Fabian Schenk erklärte den Anwesenden die verschiedenen Nutzungen des Ausstellungsraumes im Lauf der Zeit: „Der Mühlsaal diente für mehrere Jahrhunderte als Heuspeicher, denn im Erdgeschoss; wo heute der Stiftskeller ist, gab es einen Pferdestall. Seinen Namen hat er von der Stiftsmühle erhalten, die ebenfalls im Erdgeschoss untergebracht war. In den letzten Jahren wurde dieser Raum zum kreativen Schaffen genutzt.“
Prälat Eduard Fischnaller sagte in seiner Ansprache, dass das Zusammenspiel von Kloster und Kunst der jeweiligen Zeit eine jahrhundertelange Tradition im Kloster hat und, dass man dies nun fortführen möchte. Er betonte: „Wir sind offen für zeitgenössische Kunst.“
Der für beide Seiten beflügelnde Austausch zwischen den Kunstschaffenden und den heute im Kloster lebenden Chorherren und arbeitenden Menschen war auch der Ausgangspunkt der Ausstellung ABITARSI. Anfang März residierten die Künstlerinnen und Künstler für einige Tage im Kloster und erlebten die Abläufe und den Alltag dort hautnah mit. Die vielen Aspekte und Tätigkeitsbereiche des Klosters haben sie nachhaltig beeinflusst und man sieht die Bezüge in den Werken wie etwa die Verwendung von nicht mehr gebrauchten Materialien, Kerzenreste aus der Stiftsbasilika oder die Wolle des Alpinen Steinschafes, das auf dem zum Kloster gehörenden Hof Riol bei Franzensfeste gezüchtet wird.
Die Ausstellung kann von 18. April bis 26. Oktober 2024 während der Öffnungszeiten des Stiftsmuseums (Mo – Sa, 10.00 – 17.00 Uhr) kostenlos besichtigt werden. Am Samstag 27. April findet die Veranstaltung „Wein & Kunst“ im Mühlsaal statt. 7 Werke und 7 dazu passende Weine der Kellerei Kloster Neustift werden vorgestellt und verkostet. Auch diese Veranstaltung ist kostenlos; die Teilnehmeranzahl aber begrenzt.