Von: luk
Bozen – Wenn Paula Innerbichler, Bäuerin vom Götschhof in Prettau, ihren Osterkorb vorbereitet, macht sie das mit bewusster Aufmerksamkeit. Wichtig sind für die Bäuerin die selbstgefärbten Eier, die sie am Gründonnerstag färbt. Das hat mit “Antlass” zu tun: Das Wort bedeutet so viel wie Ablass oder Nachlass der Sünden und stammt aus der Zeit, als die Bauern am Gründonnerstag ihren Grundherren noch Steuern in Form von Eiern bezahlen mussten. „Antlasseier gelten bis heute noch als Heil- und Glücksbringer“, sagt Innerbichler: „Und das Ei ist das Symbol des Neubeginns und der Liebe.“
In den Osterkorb gehört auch der Kren (Meerrettich). Wenn in der Osterzeit noch Schnee liegt, schaufelt Paula Innerbichler den Kren in ihrem Garten frei, reibt ihn und verdünnt ihn mit Sahne und Äpfel, „da er frisch gerieben einen stark intensiven Geschmack hat!“ Nicht fehlen darf das Osterlamm als Symbol der Erlösung. Es kann entweder aus Rühr- oder aus Biskuitteig gebacken werden. „Wir schmücken das Osterlamm zusätzlich mit einem Fähnchen als Zeichen des Triumpfes,“ erzählt Paula. Die Bäuerin legt auch ein Stück geselchten und gekochten Speck in den Osterkorb. Dazu kommt noch das Osterbrot oder ein aus Hefeteig gebackener Osterzopf. Den nennt Paula einfach „Kranzl”. Das Salz als Ursymbol für die Würze, für den Geschmack des Lebens, rundet den Korb ab.
Zum Schluss deckt Paula ihren Osterkorb mit einem österlich bestickten Deckchen zu und bringt ihn gefüllt am Ostersonntag zur Messfeier in die Kirche zur Segnung. „Dieser Gottesdienst ist wirklich etwas Besonderes, auch für Kinder,“ so Paula. Zu Hause wird dann im Kreise der Familie am festlich gedeckten Tisch mit der Osterkerze weitergefeiert. Das Gebet vor dem Essen und die gesegneten Speisen haben dann einen ganz besonderen Zauber. Jeder in der Familie erhält einen Anteil vom “Geweihtem”, auch das Vieh, damit es gesund bleibt, bekräftigt Paula: „Nichts wird weggeworfen, was einmal geweiht wurde. Die Eierschalen werden an die Hühner verfüttert, die Kühe bekommen ein Stück Brot. Für mich schmecken die geweihten Osterspeisen besonders, sie haben einen ganz tiefen Wert. Und da kommt Freude auf.“
So wie die Ortsbäuerin Paula Innerbichler aus Prettau pflegen viele diesen Osterbrauch. Darüber freut sich Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer. Die Bräuche bewusst zu pflegen und zu leben ist ihr ein Herzensanliegen: „Bräuche leben nur dann, wenn sie „gebraucht“ werden. Ich ermutige alle, unsere Kultur und unsere Bräuche bewusst mit Freude und Überzeugung zu leben, zu pflegen und weiterzugeben. Ich bin überzeugt, dass wir Bräuche brauchen – und die Bräuche brauchen uns!“