Von: mk
Franzensfeste – Franzensfeste war bis zum Inkrafttreten des Schengen-Abkommens eine wirtschaftlich blühende Gemeinde. Zoll, Speditionsfirmen, Eisenbahn, Viehrampe und dazugehörende Dienste boten gut bezahlte und attraktive Arbeitsplätze. Die Gemeinde hatte damals mehr Arbeitsplätze als Einwohner. Mit “Schengen” wurde aus dem, was man Import und Export nannte, innergemeinschaftlicher Warenverkehr – für die Gemeinde eine Katastrophe.
Die damals noch vom Militär genutzte Festung wurde als Entwicklungschance gesehen. Durch langwierige Verhandlungen mit Militärverwaltung und der Agentur für Staatsgüter gelang es der Gemeindeverwaltung, die Festung einer zivilen Nutzung zuzuführen: Ab Dezember 2005 wurden die Pforten für Besucher geöffnet.
Inzwischen ist die Festung das zehnte Landesmuseum geworden und die Gemeinde hegt große Hoffnungen in die weitere Entwicklung und in die Steigerung der Besucherzahlen. Den Besuchern möchte man mit einem neuen Weg eine attraktive Verbindung ins Dorf bieten, damit sie mit der Bahn anreisen und den spannenden Fußweg nutzen können um in die Festung zu gelangen.
Siegerprojekt von Dr. Arch. Christian Schwienbacher aus Brixen
Die Grundintention dieses Bauvorhabens ist es, den Hauptort Franzensfeste mit der Festung zu verbinden. Der mit der Bahn Anreisende soll auf einem direkten, attraktiven Fußgänger- und Radweg entlang des Seeufers zur Festung hingeführt werden.
Der Grundgedanke des Siegerprojekts ist der „Dialog mit dem Wasser“. Es zeichnet sich dadurch aus, dieses Thema am besten von allen entwickelt zu haben. Das Wasser ist die Hauptattraktion entlang des Weges und so ist es folgerichtig, das Wasser als Attraktion zu nutzen und in den Mittelpunkt zu stellen.
Der neue Weg startet am Bahnhofsplatz und führt dann den alten Römerweg entlang über eine neue Brücke zum Rathausplatz. Hier beginnt ein besonders attraktiver Abschnitt. Er führt hier immer den Eisack entlang und man erlebt in der Schlucht den tosenden Fluss. Derjenige, der den Ort Franzensfeste nur flüchtig besucht, ahnt nicht, welch schöne Natur sich hinter dem Ort hier in der Eisackschlucht verbirgt.
Der neu gestaltete Seeuferplatz wird dann als ein Highlight in den Verbindungsweg integriert. Von hier aus führt der Weg immer am rechten Seeufer entlang bis zur Festung. Zuerst geht man durch eine kleinen Wald unter der Autobahn hindurch und dann über einen Steg zur Schwemminsel. Der über dem Wasser schwebende Steg vermittelt ein besonderes Erlebnis „im Dialog mit dem Wasser“. Auf der Schwemminsel führt ein weiterer Steg bis an deren Ende zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man einen großartigen Rundblick genießt: auf den Ort, auf die Festung, auf die Landschaft, auf das Wasser.
Ein besonderer Höhepunkt wird neben der Schwemminsel nahe der Staatsstraße realisiert. An der Stelle, wo einst das Dorf Unterau stand, genau an dem Punkt der ehemaligen Kapelle ist ein begehbarer Turm geplant, der an das vergessene Dorf erinnert. Dieser Turm wird das Wahrzeichen des Verbindungsweges sein.
Weitere Hotspots sind die dezent und schlicht geplanten Kunstbauten wie die neue Brücke in der Eisackschlucht, die Treppe ins Wasser, der Rastplatz, der Steg über dem Wasser und der Steg zur Schwemminsel.
Gerade die Schlichtheit des Projekts und die optimale Einfügung des Weges in die Landschaft sowie die gelungene Bearbeitung des Grundthemas waren für die Jury ausschlaggebend, diesem Projekt den ersten Preis zu verleihen.