StilZ Festival

Erbe, Identität und Vision: Stilfs bekommt wieder ein Festival

Mittwoch, 12. Juni 2024 | 17:07 Uhr

Von: mk

Stilfs – Wie bereits bekannt, ist Stilfs eine von 21 Gemeinden auf nationalstaatlicher Ebene, die über den Nationalen Resilienz- und Wiederaufbauplan (PNRR) und die Förderschiene „M1C3 – Investition 2.1 Attraktivität der Dörfer – Linie A“ in den Genuss von 20 Mio. Euro kommt. Neben zahlreichen Investitionen in den Bereichen Wohnen und Infrastrukturen, Landschaft und Landwirtschaft, Handwerk und Tourismus hat Stilfs nun auch die Möglichkeit, Kultur, wie etwa die Festivalkultur, wieder aufleben zu lassen und zu fördern.

Stilfs und seine Festivalgeschichte

Das Dorf hat bereits langjährige Festivalerfahrung, so etwa das 1989 erstmals durchgeführte “Kleinkunstfestival”, das 1998 erstmals durchgeführte Festival “Xong” oder das ab 2009 organisierte “Stilfs vertikal”, welches im Juni 2011 über vier Tage hinweg das letzte Mal stattfand. Stilfs ist seitdem für seine lebendige Festival- und Kunstszene bekannt. Nun wurde, aufbauend auf die Festivalerfahrung der vergangenen Jahre, unter der Leitung des Kurators Manfred Schweigkofler und gemeinsam mit kreativen Köpfen aus der Bevölkerung ein kleines, feines, aber ganz besonderes Festival, passend zu Stilfs, ausgearbeitet.

StilZ Festival

Das StilZ Festival ist ein dreitägiges und multidisziplinäres Kulturfestival an dorftypischen Orten des Dorfes Stilfs, geprägt durch die künstlerischen Darstellungen in den Lebensadern des Dorfes – die verstreuten Brunnen und verwinkelten Plätze, die Stadel und die steilen Gassen. Das einmalige Haufendorf fungiert mit seiner einzigartigen Kulisse und dem Blick auf König Ortler als eine große natürliche Bühne.

Der Name des Festivals ist kurz und kompakt, eine Hommage an den Dorfnamen, wie er von den Stilfserinnen und Stilfsern selbst verwendet wird. Im Klang Heimat für die Bewohnerinnen und Bewohner, im Gedanken vieler Gäste mag er freudige Erinnerungen oder Neugierde wecken.

2024 steht das Thema “Erbe” im Mittelpunkt, es geht um die Frage “Woher kommen wir?”, um die Begegnung mit diesem Erbe, etwa mit traumatischen Erlebnissen wie dem Dorfbrand im Jahre 1862, der Geschichte der „Korrnr“ oder „Schwabenkinder“. Aber auch die vielen schönen Geschichten, die in Stilfs entstanden sind und – in einer Art kollektivem Gedächtnis – immer noch in der Gemeinschaft nachwirken.

Erbe, Identität und Vision

Das kleine, steile Stilfs hat eine bewegte Geschichte und kann viel erzählen. Bergbau, „Schwabenkinder“, „Korrnr“, Kriegsfront, „Schmuggler“, Tourismus, Aufschwung, aber auch bittere Armut haben das Dorf und seine Menschen geprägt. Abwanderung und Ausverkauf der Heimat war und ist stets ein Thema. Die “Stilzer” – wie sie sich selbst nennen, mit einem schönen, evidenten und gut hörbaren „z“ anstatt der ungewöhnlichen und unaussprechlichen „fs“ Buchstabenfolge – haben sich an einen Tisch gesetzt, Ideen gesammelt und diskutiert. Die einmalige Chance der 20 Mio. wird was machen mit dem Dorf, da waren sich alle einig. Deshalb, warum nicht das Festival nutzen, um sich selbst besser kennenzulernen. Die Geschichte, die Herkunft, die Prägung und Eigenart der Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch Zukunftsvisionen, Möglichkeiten und Wünsche für das Dorf. Die Macherinnen und Macher des Festivals haben sich kurzerhand dazu entschieden, ein Festival der interessanten Fragen zu machen. Impulse, die nicht nur für Stilfs, sondern auch für andere Dörfer in den Alpen und darüber hinaus inspirierend sein können. Die Themen der nächsten drei Ausgaben sind: 2024 – Erbe: Woher kommen wir? 2025 – Identität: Wer sind wir? 2026 – Vision: Wo wollen wir hin?

Buntes Programm im Altdorf von Stilfs

So wie die Orte des Festivals den Alltag im Dorf zeigen, haben auch die Inhalte mit dem alltäglichen Leben der Menschen im Dorf zu tun. Es ist kein Festival der Beliebigkeit, eine Abfolge von Silo-Kunst-Events, eine Abfolge von einigen zusammengewürfelten Auftritte, sondern ein durchdachter, abgestimmter Komplex von Darbietungen, die in Bezug zum Dorf stehen, eingebunden in Diskussion und Reflexion.

Vielfältige künstlerische Ausdrucksformen, wie Theater (Uraufführung des Stilfser Dorfbrandes), Musik von „Flouraschworz“ über das „Paulmichl Trio“, von Frederick Helmuth Pinggera über einen Auftritt der Stilfser Männersinggruppe bis hin zu einem Requiem, das den Kirchenchorsänger*innen des Oberen Vinschgaus gewidmet ist. Performences, wie etwa jene von Bodypainter Johannes Stötter oder Tänzerin Valentina Versino, Foto- und Videokunst, Projektionen, Installationen und vor allem auch neue Formen und Cross-Over-Darbietungen. Lesungen und Kulturwanderungen, auch die einmalige Chance den Schmugglerpfad, inklusive Schmugglerware auf dem Rücken, bei Nacht, zu begehen sind einzigartige Programmhighlights. Selbstverständlich werden alle Besucher*innen auch kulinarisch gut versorgt, mit lokalen Spezialitäten.

Das Festival wird am Freitagabend, 26. Juli um 19.00 Uhr im Dorfteil “Oberpatzleida”, feierlich eröffnet, findet am Samstagabend seinen kreativen Höhepunkt und wird am Sonntagnachmittag, durch eine familienorientierte Ausrichtung, abgeschlossen.

Bezirk: Vinschgau