Von: ka
Blumau – Roland Lang, Obmann des Südtiroler Geschichtsvereins und Mitbegründer des Gedenkkomitees KZ Campo d’Isarco war sichtlich erfreut als er am Samstag die aus allen Teilen des Landes nach Blumau gekommenen Anwesenden begrüßte.
Die mit dem Präsidenten der Bezirksgemeinschaft Albin Kofler anwesende Bürgermeisterin von Karneid, Martina Lantschner, fand Worte des Lobes für den Einsatz des Gedenkkomitee KZ Camp d’Isarco. Die Bedeutung des italienischen Konzentrationslagers müsse wachgehalten werden. In diesem Zusammenhang bedankte sie sich beim Buchautor Günther Rauch für die aufwendige und in zwei Büchern festgehaltene Recherche zur unheilvollen Zeit für Blumau.
Die Hauptrede blieb dem St. Paulsner Tourismuspionier und langjährigem Präsident des Kaufleuteverbandes des Bezirks Bozen und Umgebung und Tourismuspionier, Werner Schmid überlassen. „Die Menschen die in Blumau in dem von in den italienischen Staatsdokumenten als „Campo di concentramento Prato d’Isarco“ bezeichnete italienischen Konzentrationslager festgehalten wurden, gehörten Bewegungen oder Armeen von Staaten an, die entscheidend dazu beigetragen haben, dass Europa, Italien und auch Südtirol vom Nazifaschismus befreit haben“, sagte der frühere Präsident des Kaufleuteverbandes des Bezirks Bozen und Umgebung und Tourismuspionier, Werner Schmid, auf der gestrigen Veranstaltung in Blumau zur Erinnerung an Gräueltaten der Faschisten in Südtirol.
Das von Benito Mussolini auf dem zwölf Hektar großen Gelände der ehemaligen Brauerei Blumau bereits 1940 angelegte Konzentrationslager für Regimegegner und Kriegsgefangene wurde nach dem Kriege gezielt vertuscht, um die Verbrechen einer menschenfeindlichen Diktatur zu vertuschen. Die Folgen der Mussolini-Politik seien in Südtirol immer noch nicht beseitigt. „Gerade Corona Pandemie habe gezeigt, dass Südtirols Autonomie auf sehr schwachen Füßen steht und die Selbstverwaltung unseres Landes und Zukunft der deutschen und ladinischen Volksgruppe in Südtirol keineswegs gesichert ist“, sagte Schmid. Der Wirtschaftsexponent ging auch mit dem Verhalten der Landespolitiker hart ins Gericht ging. Er forderte sie auf die in einer Schublade verschwundenen Mehrheitsbeschlüsse des Südtirol Konvents herauszuholen und ohne Wenn und Aber umzusetzen.
Gegen Nationalismus und Faschismus sprach auch der Präsident der Trentiner Vereinigung Noi Tirolesi/ Wir Tiroler, Erwino Stedile. Er verwies auf die am Gedenkstein angebrachte Losung „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“.
Nach dem Gebet durch den Wortgottesfeier-Leiter Karl Schroffenegger und einer Kranzniederlegung durch Jungschützen schoss eine vom Schützenmajor Lorenz Puff angeführte und vom jungen Schützenhauptmann von Gummer Andreas Schroffenegger kommandierte Ehrenformation Salutschüsse zu Ehren der Inhaftierten des Mussolini KZs und für die Opfer der Diktaturen ab.
Anschließend erläuterte die Historikern Dr. Margareth Lun ein ein von verschiedenen Persönlichkeiten, Historikern und Schulexperten verfasstes Buch über die Geschichte und die Zukunft der Südtiroler Schule. Zugleich übergab der Heimatforscher Karl Saxer, einer der Mitautoren des Buches, der Bürgermeisterin Martina Lantschner für das Museum in Steinegg ein über 100 Jahre altes Schulbuch von Blumau.
Rede von Roland Lang:
Einen guten Nachmittag allen Anwesenden, besonders den Schützen und Marketenderinnen, den Vertretern der Gemeinde Karneid. Ein herzliches Willkommen auch allen anderen Anwesenden, un buon pomerigio a tutti i partecipanti. Ich danke allen Mitorganisatoren dieser Gedenkfeier, die ich als Obmann des Südtiroler Verein für Geschichte eröffnen darf.
Namentlich begrüßen möchte ich die Bürgermeisterin von Karneid, Frau Martina Lantschner und den Präsidenten der Bezirksgemeinschaft Salten Schlern, Herrn Albin Kofler. Weiters den Vizebürgermeister von Bozen, Herrn Luis Walcher.
Ein besonderer Gruß geht an die Referenten dieser Gedenkfeier, Erino Stedile, Präsident des Kulturverein Noi Tirolesi/ Wir Tiroler, sowie dem ehem. Bezirkspräsidenten der Kaufleute von Bozen und Umgebung Werner Schmid. Ein Gebet wird Karl Schroffenegger sprechen.
Begrüßen möchte ich auch die Schützen des Bezirkes Bozen, die auch die Ehrensalve abfeuern werden. Ein Dank auch an Herrn Gottfried Rieder und Herrn Arnold Lun, die die Gedenkfeier musikalisch umrahmen werden. Begrüßen möchte ich auch die beiden erfolgreichen Buchautoren Günther Rauch und Giuseppe Matuella.
Dopo la scrittrice ed esperta dei campi di concentramenti italiani, Alessanda Kersevan di Udine e lo scrittore Giuseppe Matuella, Erino Stedile è la terza personalità italiana che rende onore alla nostra iniziativa e per chi si batte per un mondo migliore e di pace e per un Tirolo unito europeo.
Dieser Gruß gilt stellvertretend auch für die zahlreichen anderen Persönlichkeiten, die heute hier anwesend sind, und die wir alle herzlich willkommen heißen.
Ich möchte an dieser Stelle an einen großen Tiroler und Geistlichen erinnern. Dekan Johannes Noisternigg war aus Überzeugung bei der Einweihung des Gedenksteins für die Opfer des faschistischen Terrors dabei. Für seinen Einsatz für die Heimat ernannte ihn deshalb auch die Schützenkompanie Bozen zum Ehrenmitglied und der Südtiroler Schützenbund ehrte ihn mit dem Ehrenkranz. Er war unter anderem auch Träger des Verdienstkreuzes des Landes Tirol. Ruhe in Frieden, lieber Freund!
Ein Eingang zu einem KZ, in dem die primitivsten Menschenrechte an Häftlingen aus der ganzen Welt missachtet wurden, ist sicher auch der richtige Platz, um an die vergangene Woche verstorbene kurdische Anwältin Ebru Timtik zu erinnern. Die wegen angeblicher Verbindungen zu Terroristen, die sie verteidigte, verurteilte Anwältin Ebru Timtik ist nach 238 Tagen im Hungerstreik im Kerker in Istanbul gestorben. Sie forderte einen fairen Prozess für sich und andere menschenrechtswidrig eingesperrte Rechtsanwälte.
Die EU-Kommission reagierte bestürzt auf ihren Tod und verlangte von der Türkei dringend Fortschritte bei Rechtsstaatlichkeit und Schutz von Grundrechten.
Noch vor wenigen Tagen hatten mehrere Zusammenschlüsse von Juristen ihre Freilassung gefordert. Sie war im Gefängnis, weil sie die verteidigte, die niemand verteidigte, wie etwa die Opfer des Grubenunglücks von Soma.
Sie und viele andere opfern auch heute noch die Freiheit und ihr eigenes Leben, damit in Europa die Menschenrechte nicht mit Füßen getreten werden.
Kurz zum neuen Buch:
Der Blumauer Heimatforscher Karl Saxer ist in den Besitz eines über 100 Jahre alten Blumauer Schulbuches gelangt. Es ist ein interessantes Zeugnis der Tiroler Bildungsgeschichte.
Von Buchautor Günther Rauch und Verlagsleiter Elmar Thaler kam dann die Anregung, die Geschichte der Südtiroler Schule zu erzählen. So entstand das Buch „Die Deutschen brauchen keine Schulen- Südtirols Geschichte oder Zukunft?“
Dabei sollte nicht nur die Abschaffung der deutschen und ladinischen Schule durch die Faschisten, sondern auch die neuen Herausforderungen und Gefahren dargestellt werden, denen deutsche Schule in Südtirol gegenübersteht.
Zu diesem Zwecke konnte die Mitarbeit von mehreren erfahrenen Bildungsexperten und Lehrerinnen gewonnen werden. Eva Klotz, Karl Saxer, Günther Rauch, Othmar Parteli, Karl Pfeifhofer, Miriam Brunner, Efrem Oberlechner, Verena Geier, Bernhard Wittmann und Johannes Ausserladscheiter.
Die Koordination und Korrektur hatte dankenswerterweise Mitautorin Margareth Lun übernommen. Geschätzte Autoren, herzlichen Dank für eure großartigen Leistungen, die Ihr für unsere Heimat vollbracht habt. Ihr habt eine großartige Tirolensie geschaffen.
Nach der Gedenkfeier findet eine kurze Buchvorstellung statt. Danach erhalten alle Anwesenden aus den Händen der Autoren das neue Buch.
Möge diese Gedenkfeier und der als Mahnung aufgestellte Gedenkstein uns stets daran erinnern, dass hier Menschen verschiedener Völker inhaftiert waren. Sie kämpften für unser aller Freiheit.
Vielen Dank allen, die zum Gelingen der Gedenkveranstaltung beigetragen haben. Ich möchte auch die neue Führung der Südtiroler Freiheitlichen mit Andreas Leiter Reber, Sabine Zoderer und Ulli Mair begrüßen, die soeben eingetroffen sind und übergebe das Mikrofon nun an die Historikerin Dr. Margareth Lun für die Buchvorstellung.