Von: mk
Bozen – Im Bozner Dom mit einem Umgang im Kircheninneren und ohne die Prozession durch die Straßen und Gassen der Altstadt – so feierte Bischof Ivo Muser heute das Fronleichnamsfest 2020 – Fronleichnam zu Coronazeiten. „Auch wenn wir wegen der Coronabestimmungen die Fronleichnamsprozession – sie ist die wichtigste Prozession des Kirchenjahres – heute nur im Inneren des Domes feiern können, sollten wir nicht vergessen: Die Eucharistie darf nicht auf den Kirchenraum beschränkt werden“, sagte der Bischof. Man müsse, so Bischof Muser, uns auch außerhalb der Kirchen anmerken, dass wir Eucharistie gefeiert haben.
Anders als gewohnt musste heuer wegen der Coronakrise auch Fronleichnam ausfallen: Bischof Muser beging das Fest zwar mit einer Eucharistiefeier und einer Prozession, doch auch diese musste im Kircheninneren stattfinden und führte am Ende des Gottesdienstes durch das Mittelschiff bis zum Hauptportal, dann durch das südliche Seitenschiff zur Gnadenkapelle, um den Hochaltar herum, durch das nördliche Seitenschiff bis zur Kanzel und durch das Mittelschiff wieder zum Volksaltar.
In seiner Predigt ging der Bischof zunächst auf Sinn und Bedeutung des heutigen Festes ein: „Fronleichnam heißt ganz wörtlich ‚Leib des Herrn‘. Kein toter Leichnam, kein bloßes Erinnerungsstück, sondern Jesus selber, in der unscheinbaren Gestalt des Brotes und des Weines. Fronleichnam feiern bedeutet: Ja, ich glaube, Jesus ist wirklich hier – im Brot und im Wein der Eucharistie.“
Der Bischof sagt dann, was ihm persönlich die Eucharistie bedeutet: „Seit dem Tag meiner Priesterweihe am 28. Juni 1987 führe ich ein ‚eucharistisches Tagebuch‘. Darin sind alle Heiligen Messen, die ich seit meiner Priesterweihe gefeiert habe, mit Datum, Ort und manchmal mit einigen persönlichen Bemerkungen aufgeschrieben. Diese heutige Eucharistiefeier trägt die Zahl 12.349. Mit den vielen Kirchen und Orten, die dort stehen, verbinde ich Ereignisse, Erfahrungen, Erinnerungen und vor allem viele Menschen – Lebende und bereits Verstorbene -, mit denen und für die ich Eucharistie feiern durfte. Diese schlichten, täglichen Aufzeichnungen machen mir persönlich deutlich, was Eucharistie ist: ein Geschehen, das Zeiten, Orte und Menschen umgreift und auf Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, ausrichtet.“
Schließlich ging Bischof Muser auch auf die besonderen Umstände des heurigen Fronleichnamsfestes ein: „Auch wenn wir wegen der Coronabestimmungen die Fronleichnamsprozession – sie ist die wichtigste Prozession des Kirchenjahres – heute nur im Inneren des Domes feiern können, sollten wir nicht vergessen: Die Eucharistie darf nicht auf den Kirchenraum beschränkt werden. Es geht um Wandlung und Verwandlung: Wir sollen durch die Eucharistie zum Leib Christi werden!“ Um das Gesagte zu unterstreichen zitierte Muser Mutter Teresa: „Ich empfange jeden Tag zweimal die Kommunion: Einmal morgens in der Kapelle und das zweite Mal untertags draußen auf den Straßen von Kalkutta, wenn ich Christus in den Menschen begegne und berühre“.
Es sei geradezu ein Widerspruch zum Geschenk und zum Auftrag der Eucharistie, sagte der Bischof weiter, wenn wir meinen, die Eucharistie sei beendet, sobald die Kirchentür sich wieder hinter uns schließt. „Billiger ist Eucharistie und Fronleichnam nicht zu haben: Draußen in der Stadt, das heißt, in unseren familiären und gesellschaftlichen Beziehungen, bei unserer Arbeit und in unserer Freizeit, bei dem, was uns wichtig ist, muss man uns anmerken, dass wir Eucharistie gefeiert haben. Das gilt immer – auch in Coronazeiten“, schloss der Bischof seine Predigt.