Von: mk
Bozen – Eine Möglichkeit, den aktuellen Wunsch nach der Errichtung neuer Grenzen vor dem Hintergrund der historischen Teilung Europas während des Kalten Kriegs zu reflektieren: Anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls findet am Freitag und Samstag, den 29. und 30. November, am Campus Bozen der unibz die Konferenz „Europa der Grenzen – Neue Perspektiven auf Grenzen im Kalten Krieg“, die vom Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen und dem österreichischen Historischen Institut in Rom organisiert wird.
Nach 1945 und mit dem Aufkommen des Kalten Krieges wurde Europa für Jahrzehnte als geteilter Kontinent wahrgenommen. Der Ost-West-Konflikt prägte eine ganze Ära und der „Eiserne Vorhang“ stand emblematisch für die harte Grenze zwischen zwei unterschiedlichen staatlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Modellen. Auch die jüngste Vergangenheit ist von verschiedenen Krisen in Europa geprägt, die sich etwa in wirtschaftlicher Stagnation und einer immer stärker polarisierten öffentlichen Meinung manifestieren. Der Wunsch nach Abschottung und nach dem Bau neuer Grenzsicherungen wurde während der sogenannten „Flüchtlingskrise“ ab 2015 immer deutlicher erkennbar. Dass Europa für Jahrzehnte als geteilter Kontinent wahrgenommen wurde und die Europäische Integration erfolgreich für den Abbau von Grenzen gesorgt hat, scheint oft nur noch eine Randnotiz darzustellen.
Im Rahmen der Tagung „Europa der Grenzen – Neue Perspektiven auf Grenzen im Kalten Krieg“, die vom Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen und dem Österreichischen Historischen Institut in Rom organisiert wird, werden verschiedene Grenzszenarien betrachtet, in eine vergleichende Perspektive gestellt und ihre Langzeitwirkungen analysiert. „Der Fokus der Vorträge wird dabei nicht nur auf der Trennung zwischen Ost und West liegen, sondern ebenso auf andere Grenzen und Grenzkonflikte eingehen“, sagt Karlo Ruzicic-Kessler, Forscher des Kompetenzzentrums für Regionalgeschichte und Organisator der Konferenz. „Im Mittelpunkt stehen werden Fragen zur Bedeutung von Grenzen für Wirtschaft und Gesellschaft, zur Entwicklung von Grenzräumen und der Durchlässigkeit von Grenzen sowie zu verschiedenen Integrationsprozessen in Grenzräumen und den Umgang mit „harten“ Grenzen in regionalen, nationalen und internationalen Kontexten.“ Die Grenze wird somit als Trennungs- und Verbindungselement betrachtet und bietet sich als Schauraum verschiedener sozioökonomischer und politischer Prozesse in Europa während des Kalten Krieges an.
Die Konferenz wird auf Deutsch abgehalten und steht allen Interessierten offen. Sie beginnt am 29. November 2019 um 9.00 Uhr im Hörsaal D1.02 am Campus Bozen und endet am 30. November um 12.00 Uhr.