Von: mk
Brixen – Am Campus Brixen wurde gestern ein Kooperationsprojekt der Fakultät für Bildungswissenschaften und der Banca d’Italia vorgestellt. Gemeinsam werden künftig Kurse zum Thema der Finanzbildung für Studierende der Bildungswissenschaften konzipiert, damit diese bei ihrer Tätigkeit an den Grundschulen auch ein verantwortungsvolles Konsum- und Ausgabenverhalten der Kinder zu fördern vermögen.
Finanzielle Allgemeinbildung ist eine wesentliche Voraussetzung für das finanzielle Wohlergehen des Einzelnen und für die Kompetenz, langfristig angelegte Entscheidungen in einer sich ständig verändernden Welt treffen zu können. Zahlreiche Studien zeigen, dass es um das Finanz-Know-how weltweit wie auch in Italien und Südtirol schlecht bestellt ist; man spricht in diesem Zusammenhang auch von finanziellem Analphabetismus. Hier hakte der Dekan der Fakultät für Bildungswissenschaften, Prof. Paul Videsott, ein: „Da auch bei den jüngeren Generationen dieser sogenannte ‚Analphabetismus in Finanzbelangen‘ stark ausgeprägt ist, ist es naheliegend, dass wir als Fakultät das Thema gemeinsam mit der Banca d’Italia aufgreifen, um in der Ausbildung der zukünftigen Lehrkräfte eine Wirtschafts- und Finanzkultur zu fördern, damit diese grundlegenden Kenntnisse bereits in Kindergarten und Grundschule angemessen vermittelt werden können.“ Der Direktor der Bozner Niederlassung der Banca d‘Italia, Michele Benvenuti, wies in seinem Diskurs mit Verweis auf die „I Promessi Sposi“ von Alessandro Manzoni darauf hin, dass eine falsche Geldpolitik in der Vergangenheit zu Volksaufständen geführt habe, also umgemünzt auf die Neuzeit eine fehlende Kenntnis volkswirtschaftlicher Zusammenhänge zu mehr Armut führen könne.
Gestern wurde eine entsprechende Vereinbarung am Campus Brixen von Prof. Paul Videsott, Dekan der Fakultät für Bildungswissenschaften, Michele Benvenuti, Direktor der Bozner Niederlassung der Banca d‘Italia, Pietro De Matteis, zuständig für Bildungsprojekte in Schulen bei der Banca d’Italia, Prof. Pierluigi Malavasi, Präsident der Italienischen Gesellschaft für Pädagogik SIPED, und Prof. Monica Parricchi, Koordinatorin der Forschungsgruppe für ökonomische Bildung an der Fakultät für Bildungswissenschaften, gemeinsam mit der Leiterin des italienischen Praktikumsamtes Cinzia Polia, vorgestellt.
„Das heutige Treffen besiegelt den Beginn einer Zusammenarbeit zwischen der Universität und der Banca d‘Italia für den gemeinsamen Aufbau eines didaktischen Weges, der Studierende der Primarstufe und damit zukünftige Lehrkräfte einbeziehen wird”, erklärt Prof. Monica Parricchi. „Das Thema der Finanzbildung ist einer der Schwerpunkte der Bildungs- und Sozialpolitik. Die Schule gehört zu den Einrichtungen, die junge Menschen mit den konzeptionellen Grundsätzen ausstattet; auch in den jüngsten Leitlinien zur politischen Bildung wird dieses Thema vorrangig behandelt.“
Wie steht es um die Finanzbildung von jungen Menschen in Südtirol?
Prof. Monica Parricchi ist zudem wissenschaftliche Leiterin des fakultätsübergreifenden Projekts “You Count: Education for Economic Citizenship according to the 2030 Agenda”, das in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften ins Leben gerufen wurde und die Ausbildung einer Wirtschafts- und Finanzkultur bei jungen Menschen fördern soll sowie einen Beitrag zur Forschung im Bereich der ökonomischen Bildung leistet. Eruiert wird der Stand der finanziellen Bildung unter jungen Bürger:innen der Autonomen Provinz Bozen und damit verbunden die Rolle der Südtiroler Schulen. Konzipiert wurden drei Stufen: eine quantitative und eine qualitative Studie zum Wissen und der Einstellung der Jugendlichen in Sachen Finanzen, und eine Pilotstudie, um die Wirksamkeit von Finanzbildungskursen in den Schulen zu bewerten.
Das Projekt „You Count” beruht auf einer Zusammenarbeit der Grund- und Oberschulen der Autonomen Provinz Bozen mit lokalen und nationalen Institutionen, die sich mit Finanzbildung befassen, wie der Stiftung für Finanz- und Sparerziehung (FEDUF), den Raiffeisenkassen und der Banca d‘Italia.