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Meran – Die temporäre, auf Initiative des Künstlers Christian Martinelli ins Leben gerufene, 00A Gallery in Meran schließt ihren Ausstellungszyklus mit der Schau „Inside/Outside“ des Meraner Künstlers Ulrich Egger ab. Die Fotoausstellung wird am Freitag, 13. Jänner um 20.00 Uhr in der Ortsteinstrasse 4 eröffnet und bleibt bis zum 22. Jänner zugänglich.
Das von Camilla Martinelli kuratierte Ausstellungsprojekt präsentiert kürzlich entstandene Werke des aus dem Vinschgau stammenden Künstler und zeigt auch einige bisher unveröffentlichte Arbeiten die er händisch, d.h. als Fotokollagen realisiert hat. „Inside/Outside“ folgt den neuen künstlerischen Experimenten von Ulrich Egger, indem die neuesten Werke gezeigt werden die zwei Grundthemen folgen: Die Innenansichten sind gekennzeichnet von einer kalten, unheimlichen und abstrakten Atmosphäre, die durch den intensiven Lichteinfall hervorgerufen werden, welcher die Bilder in starke grünliche Kontraste taucht. Die digital bearbeiten Außenaufnahmen hingegen spielen mit der Zusammensetzung von unwahrscheinlichen natürlichen und urbaren Landschaften. Der Fotoapparat erlaubt es dem Künstler auf seinen Reisen Bilder aufzunehmen, die er im Studio als Rohmaterial bzw. als visuelles Alphabet nutzt um vollkommen neue Bilder zu schaffen. Die Wahl der Aufnahmen ist nicht vom Willen bestimmt persönliche Erfahrungen einzufangen; Ulrich Egger geht es viel mehr darum die Erfahrung bestimmter visueller Materialitäten der Oberflächen einzufangen, die er in unterschiedlichen Ambienten – in natürlichen als auch künstlichen – wahrnimmt, so als ob die Welt aus materiellen Kompositionsanregungen bestünde.
Nach Susanne Langer sind die Emotionen im subjektiven Leben durch die künstlerische Form ausdrückbar, die Kunst bildet die höchste unter den rein emotionalen Manifestationen und bezieht sich auf die Welt in der Qualität von symbolischen Darstellungen, d. h. dass die Kunst nicht die Welt darstellt, diese nicht wiedergibt, sondern neue Aspekte dieser präsentiert. Die künstlerische Substanz ist nicht eine reine Wiedergabe von Erfahrungen, sondern eine Überarbeitung dieser.
Die bildliche Spannung der Arbeiten von Ulrich Egger ist auf seine Erfahrungen im Leben und seine Fähigkeit Relationen und Formen in eine Dialektik zwischen Subjektivität und Objektivität zu bringen, die er bedeutungsvoll in der Fotographie verbindet, zurückzuführen. Aufbauend auf eine wirkliche Existenz einer realen Referenz ist die Fotografie ein mimetisches Medium par excellence, das von ihm sehr innovativ eingesetzt wird um neue Welten, in denen die Referenzen, bzw. die Objekte und Situation frei komponiert und zusammengefügt sind, zu schaffen.
Das Zusammenfügen von Atmosphären und Umwelten durch die digitale Verarbeitung oder analoge Intervention (Collage), erfolgt dabei nicht in Erinnerung an den Kubismus, sondern vielmehr als dadaistisch-unwahrscheinliche Schöpfung. Die technischen Möglichkeiten der Fotografie eröffnet dem Künstler sich sehr frei auszudrücken, aber dennoch innerhalb der durch das Medium selbst gegebenen Wahrscheinlichkeit zu bleiben. Das visuelle Potenzial der Bilder von Egger entfaltet sich dank einer achtsamen Auswahl der Subjekte, welche jede Erzählung und Dokumentation ablehnt, um die expressive Intensität der Innenräume, sowie die tollkühne Monumentalität der Außenansichten, hervorzuheben.
Innen und Außen sind zwei labile und relative Konzepte, ein Dualismus der sich gegenseitig durchdringt und sich in einer eigenen synchron-visuellen Situation wiederfindet. Der Prozesse der gegenseitigen Durchdringung und der aktive Dialog zwischen Innen und Außen überwindet jede physische und mentale Barriere, wodurch – dank der Sensibilität des Künstlers – unbekannte Visionen aufgetan werden, in denen Volumen ausgeglichen werden wie in der Architektur, Oberflächenvariationen wie in der Malerei orchestriert werden und Materialien gestaltet werden wie in der zeitgenössischen Bildhauerei. Egger kommt künstlerische von der Bildhauerei und noch heute drückt er sich durch Skulpturen und Installationen aus. Seit vielen Jahren hat er in der Fotografie ein zusätzliches Medium gefunden, das es ihm durch die digitale Bearbeitungstechnik erlaubt, Materie auf kontrollierte Art und Weise zu bearbeiten, ihm somit eine ungeheuere künstlerische Freiheit bietet.
Die Ausstellung „Inside/Outside“ von Ulich Egger eröffnet in der 00A Gallery in Meran am Freitag, 13. Jänner 2017 um 20.00 Uhr und ist am Samstag, 14. und Sonntag, 15., sowie von Freitag 20. bis Sonntag, 22. Jänner von 14.00 Uhr bis 21.00 Uhr zugänglich. Am Samstag, 21. Jänner findet ab 16.30 Uhr ein Künstlergespräch mit Ulrich Egger statt. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.