Von: mk
Bozen – Bei einem Filmabend am Mittwoch, 1. März, um 20 Uhr zeigt das Landesethikkomitee in Zusammenarbeit mit dem Filmclub Bozen den vielfach ausgezeichneten Dokumentarfilm der österreichischen Regisseurin Maria Arlamovsky „Future baby“ (2016) und macht damit die Chancen und Gefahren der Reproduktionsmedizin zum Thema.
Der Film beleuchtet das komplexe Feld medizinisch-technisierter Geburtenkontrolle aus unterschiedlichen Perspektiven. Rund um den Globus besucht Maria Arlamovsky Mediziner, Wissenschafter und Techniker in Kliniken und sterilen Laboratorien, begleitet Paare mit Kinderwunsch, Eizellenspenderinnen und Leihmütter zu Untersuchungen und Eingriffen. Sie lässt Befürworter und Skeptiker zu Wort kommen und spricht mit der ersten Generation künstlich gezeugter Kinder. In diesem polyphonen Mosaik entfaltet sich die Ambivalenz der revolutionären Technologien und Verfahren, deren Konsequenzen wie auch ethische und juristische Grenzen (noch) nicht eindeutig sind und heftig debattiert werden: Wie weit soll und darf die Natur manipuliert werden?
Ohne diese Frage explizit zu beantworten zeichnet der Dokumentarfilm ein besorgniserregendes Szenario: Untersuchungen, Tests, Eingriffe, Korrekturen. Was ursprünglich damit begann, den Kinderwunsch unfruchtbarer Paare zu erfüllen, aber auch Embryonen aufgrund bestimmter genetischer Dispositionen zu selektieren, hat sich zu einem lukrativen Wirtschaftssektor entwickelt. Als solcher bedient dieser nicht nur das Bedürfnis nach “Risikoprävention”, sondern verleiht dem Kind, einem “Produkt der Liebe”, Warencharakter. Das Wunschbaby aus der Fabrik: Biologische Uhren werden zurückgedreht, menschliche “Brutkästen” eingekauft, Körper gezielt “verbessert”, unerwünschte Merkmale aussortiert. Kontrollphantasien, die unterschiedliche Diskurse berühren, Weiblichkeit und Elternschaft neu definieren – vor allem aber die dringliche Frage aufwerfen, was mit unseren Vorstellungen von einem lebensfähigen, „gesunden“ Körper geschieht.
Darf ein Individuum existieren, das die propagierten Schönheits- und Gesundheitsideale nicht erfüllt? Was bedeutet es für unsere zukünftige Gesellschaft, wenn sich biologische Grenzen auflösen und sich Technik in den Ursprung des Lebens – das “Wunder der Natur” – einschreibt? Eine ebenso unheimliche wie informative – und nicht zuletzt bildgewaltige – Bestandsaufnahme der Gegenwart unserer Zukunft.
Das Landesethikkomitee mit Präsident Primar Herbert Heidegger möchte an diesem Filmabend eine breite Diskussion der zahlreichen ethischen juristischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der sich rasch entwickelnden Reproduktionstechnologien und ihrer Anwendungsmöglichkeiten anstoßen.
Experten (die Verantwortliche des Zentrums für Reproduktionsmedizin am Brunecker Krankenhaus Maria Theresia Kammerer, Psychologin Clara Astner, Moraltheologe Martin Lintner) und Informationsmaterial stehen zur Verfügung
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Informationen und Tickets: http://www.filmclub.it/de/programm/filme/future-baby/