Marjane Satrapis Entwurf für den Olympia-Gobelin

Gobelin von Satrapi größtes Kunstwerk der Kulturolympiade

Donnerstag, 01. Februar 2024 | 09:41 Uhr

Von: apa

Olympische Spiele sind für Organisatoren ein Langzeitprojekt. Das gilt auch für das Kulturprogramm der Sommerspiele Paris 2024. Seit September 2021 wird in Paris an einem Wandteppich gewebt, der schon jetzt als das größte Kunstwerk der begleitenden Kulturolympiade gelten darf. Der zweite Teil des 9 Meter langen und 3,3 Meter hohen Triptychons, dessen Entwurf von Marjane Satrapi stammt, wird dieser Tage fertiggestellt. Was damit geschehen soll, ist noch unklar.

Frankreich hat sich vorgenommen, seinen Ruf als große Kulturnation während der Olympischen und Paralympischen Spiele besonders unter Beweis zu stellen. Die damalige Kulturministerin Roselyne Bachelot-Narquin hatte 2021 einen “Dialog zwischen Sport und Kultur, zwischen Sport und Schöpfung, zwischen Sport und Kulturerbe” angekündigt, bei dem der Sport die Gelegenheit für kulturelle Projekte in den verschiedensten Formaten bietet. In manchen Fällen ergibt sich die Verbindung schon durch den Schauplatz selbst: Im Grand Palais im Stadtzentrum etwa finden die Kämpfe in Fechten und Taekwondo statt, während Reiten und Moderner Fünfkampf auf dem Gelände von Schloss Versailles ausgetragen werden. In anderen Fällen wirkt die Verbindung etwas weniger organisch. Oder, wie im Falle des in den nationalen Gobelin- und Beauvais-Manufakturen hergestellten Wandteppichs, ein wenig an den Fäden herbeigezogen. Dem widerspricht Hervé Lemoine, der zuständige Direktor des “Mobilier National”, der nationalen Möbelsammlung, in einem Statement: “Weben für eine große Veranstaltung ist eine echte Tradition unserer Institution. Wir sind stolz, unsere außergewöhnlichen Fertigkeiten in den Dienst der olympischen Werte stellen zu können.”

Marjane Satrapi ist eine international bekannte Comiczeichnerin und Filmemacherin mit Österreichbezug. 1969 im Iran geboren, wurde sie als 14-Jährige alleine nach Wien geschickt, wo sie das Lycée français de Vienne besuchte. Später beschrieb sie in ihrer erfolgreichen Graphic-Novel-Autobiografie “Persepolis” ihre von der islamischen Revolution und dem Krieg zwischen Irak und Iran geprägte Kindheit und ihre Schulzeit in Wien. Zurück in Teheran studierte sie visuelle Kommunikation und emigrierte 1994 nach Frankreich, wo sie als iranisch-französische Doppelstaatsbürgerin lebt. 2007 verfilmte sie gemeinsam mit Vincent Paronnaud “Persepolis” als Animationsfilm. Zuletzt dreht sie eine Filmbiografie über Marie Curie, als bisher letztes Buch gab sie einen Comicsammelband zu den Protesten im Iran heraus: “Frau Leben Freiheit”.

Satrapis knapp 30 Quadratmeter großer Wandteppich zeigt stilisierte Figuren von Sportlerinnen und Sportlern unter dem Eiffelturm, während im Hintergrund sowohl eine Weltkugel wie die Silhouette von Paris sichtbar sind. Das Sujet solle an das offizielle Poster der Olympischen Spiele von 1924 in Paris erinnern und gleichzeitig die Gleichberechtigung von Männern und Frauen betonen, hieß es bei der Präsentation. Deswegen zeigt es im linken Teil des Triptychon nun eine Speerwerferin anstelle des damaligen männlichen Athleten. Im rechten Seitenteil wird mit zwei Breaking- und Skateboard-Sportlern die Aufgeschlossenheit der Olympischen Spiele gegenüber neuen Sportarten betont. Die Webstuhlabnahme des großen Mittelteils, der einen Läufer, eine Läuferin und die olympische Flamme zeigt, war für Ende Jänner avisiert. Er soll gemeinsam mit den anderen Teilen des Wandteppichs am 12. März im Mobilier National (angesiedelt passenderweise in der Avenue des Gobelins im 13. Arrondissement) zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Was danach mit dem in zweieinhalbjähriger Arbeit hergestellten Olympiagobelin passieren wird, ist – eigentlich absurd für den großen Aufwand seiner Herstellung – noch offen. “Wo er während der Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris 2024 aufgestellt wird, steht noch nicht endgültig fest”, heißt es seitens der Institution auf Nachfrage der APA. “Dasselbe gilt für seinen Verbleib nach den Spielen, auch wenn wir bereits mit einem großen Museum zusammenarbeiten, damit er für möglichst viele Menschen zugänglich bleibt.”