Denkanstösse für gegenwärtige Fragen

Graf Coudenhove-Kalergi: Vortrag von Prof. Michael Thöndl in Bozen

Montag, 25. September 2017 | 11:09 Uhr

Von: luk

Bozen – Ein Vortrag von Dr. Prof. Michael Thöndl über Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi (1894 – 1972) findet demnächst im Bozner Kolpinghaus statt.

Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi, der Gründer der „Paneuropa-Bewegung“ in der Zwischenkriegszeit, gilt als einer der Vordenker der Europäischen Union. Er wurde 1950 als erster mit dem Aachener Karlspreis für die Einheit Europas ausgezeichnet. Zwei Aspekte machen das Werk dieses Österreichers hoch aktuell. Erstens war Coudenhove der Auffassung, Großbritannien solle nicht Teil einer Europäischen Union sein, da sich die außenpolitischen Ambitionen der Insel nicht sinnvoll mit der gesamteuropäischen Idee verbinden ließen.

Coudenhove hatte sich „Paneuropa“ zunächst als Bund demokratischer Staaten vorgestellt. In den 1930-er Jahren änderte er jedoch seine Auffassung. Als Gegner der Nationalsozialisten, deren Antisemitismus er entschieden ablehnte, setzte er auf den italienischen Faschismus. Wie Bundeskanzler Dollfuß und andere Vertreter des austrofaschistischen Ständestaates hoffte er nicht nur, dass Mussolini Österreich gegen Hitler verteidigen würde, sondern glaubte auch, dass dem neuen Italien eine wichtige Funktion bei der politischen Stabilisierung des europäischen Kontinents und der Sicherung des Friedens zukomme. Die zweite aktuelle, von Coudenhove formulierte Frage lautet daher, ob Demokratien und Diktaturen in Europa eine gemeinsame Zukunft haben können. Sie wird wieder politisch bedeutsam, seit in einzelnen Staaten der Europäischen Union wie Polen und Ungarn autoritäre Tendenzen zunehmen.

In einem Forschungsprojekt geht der international renommierte Italienforscher Michael Thöndl diesen Fragestellungen auf den Grund. Unter Hinzuziehung italienischer Archivmaterialien vertieft er nicht nur die bisherigen Erkenntnisse über die Hinwendung Coudenhoves zum Faschismus, er untersucht auch die Bedeutung, die Coudenhove für den Faschismus und Mussolini hatte.

Der Vortrag von Thöndl verspricht daher neben interessanten Aufschlüssen über die Person Coudenhoves, auch Denkanstösse für gegenwärtige Fragen.

 

Prof. Dr. Michael Thöndl ist Fachbereichsleiter für Politikwissenschaft an der Fachhochschule bfi Wien und Lehrbeauftragter an der Universität Innsbruck. Er ist Italienexperte, zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die politische Ideengeschichte, wie die Totalitarismusforschung.

 

 

Eine Veranstaltung der Società Michael Gaismair Gesellschaft Bozen/Bolzano am Donnerstag 28. September 18.00 Uhr in Bozen, Kolpinghaus, Josefssaal, Kolpingstr. 3

Bezirk: Bozen