Von: mk
Rabat – “Durch de Reise isch mir bewusst geworden, dass a wenn die Menschen und die Kultur überall gonz unterschiedlich sein und befremdend wirken, am Ende, bestimmte Dinge und Gewohnheiten, de ins verbinden, des decht wieder ausgleichen und verknüpfen”, fasst Miriam Pertner ihre Eindrücke zusammen, die sie im Sommer in der marokkanischen Hauptstadt Rabat gewonnen hat. Gemeinsam mit weiteren 18 Südtiroler Jugendlichen zwischen 17 und 22 Jahren nahm sie am Austauschprojekt “Hallo Ciao Maroc” teil und verbrachte zehn Tage in der Hauptstadt Marokkos.
“Hallo Ciao Maroc” ist ein gemeinsames Projekt des Landesamtes für Jugendarbeit und der Organisation für eine solidarische Welt OEW, das 2010 ins Leben gerufen wurde. Marokkanische Familien beherbergen die jugendlichen Teilnehmenden aus Südtirol, die ihrerseits viel Zeit mit ihren Gastbrüdern und Gastschwestern verbringen und Einblick in deren Alltag erhalten. An den Vormittagen trafen sich die Jugendlichen aus Südtirol und jene der Gastfamilien in der Großgruppe, um gemeinsam, spielerisch und interaktiv an Themen zu arbeiten, wie etwa Identität und Kultur oder Bilder und Vorurteile. Besprochen wurden auch unterschiedliche Fragestellungen, die durch die intensive Begegnung und den Austausch im Laufe der Woche auftauchten. Zudem standen Spiele und Aktivitäten auf dem Programm, die von der Partnerorganisation Bassma geleitet wurden. Ein Abschiedsessen mit Auswertung bildete den Abschluss der Woche. Begleitet wurden sie von Abdelouahed El Abchi vom Amt für Jugendarbeit und Johanna Hofer und Adrian Luncke von der OEW.
Die Eindrücke der Jugendlichen
“Atemberaubend und nicht in Worte zu fassen”, waren die ständig neuen Eindrücke, die Johanna Hofer in Marokko gesammelt hat: “Sie bereichern und erweitern den Horizont.” Der OEW-Mitarbeiterin werden “die neuen Freundschaften mit Menschen, die ein großes Herz haben, sowie Essen, Kultur und Kunst, die unvergessliche Momente schaffen”, in Erinnerung bleiben. Für Arianne Lantschner war die Reise nach Marokko “ein wunderschönes und spannendes Abenteuer”, bei dem sie nicht nur viel über eine fremde Kultur und eine andere Lebensweise gelernt, sondern auch sich selbst noch näher gekommen ist. “Dreckige Toiletten ohne Klopapier, verschleierte und verschlossene Menschen, raue Stimmen und gefährliche Blicke” – so stellte sich Jakob Dellago den arabischen Kulturraum vor. “Doch der Schleier lichtet sich beim ersten Kontakt mit den Marokkanern. Offen geben sie uns einen Einblick in ihre Lebensweise, was zur Gegenüberstellung mit der eigenen Lebenseinstellung führt. Trotz der verschiedenen Herangehensweisen entstehen tiefe Dialoge und Freundschaften. Das eigentliche Ziel der Menschen kommt zum Vorschein: Ein Miteinander ohne Ausgrenzung und voller Lebenslust!”
Das Tollste am Projekt “Hallo Ciao Maroc” waren für Leonie Wimmer ihre komplett neuen Bilder von sich und der Welt dank des informativen, interkulturellen Austausches: “Mit Henna bemalten Händen im Hamame, umgeben von lauter nackten Frauen: Ich war so richtig glücklich in Rabat.” Als Chance, einen neuen Einblick in die muslimische Kultur zu erlangen und sie zu verstehen, erlebte Benedikt Hinteregger den Aufenthalt in Marokko, “ein einmaliges und wunderbares Erlebnis” im Gegensatz zum traditionellen Urlaub, bei dem andere Länder bereist werden, um dem Alltag zu entfliehen und in luxuriösen Hotelanlagen Teil einer perfekten Scheinwelt zu sein”.
Interkulturelle Jugendarbeit
Die interkulturelle Jugendarbeit gehört zu den wichtigen Tätigkeitsfeldern des Amtes für Jugendarbeit. Sie versteht sich als verbindende Jugendarbeit, die zur Überwindung von kulturellen Trennungen beiträgt. Über Austauschprojekte und Studienreisen wird Jugendlichen und Jugendarbeitern die Gelegenheit geboten, andere Kulturen kennen zu lernen.