Von: axa
Bozen – Am 12. August wird zum 20. Mal der internationale Tag der Jugend begangen.
Junge Menschen seien die Lunge der Gesellschaft, sagt Südtirols Kinder- und Jugendanwältin Paula Maria Ladstätter. Die Talente und unverbrauchten Ideen junger Menschen, ihre Leidenschaft und ihr Gerechtigkeitssinn seien notwendig für eine sich erneuernde Welt. 1999 zum ersten Mal von den Vereinten ausgerufen, wird der Welttag der Jugend heute zum 20. Mal begangen.
Es geht heuer um geschützte Räume für junge Menschen; Räume, an denen sie ihren Interessen nachgehen, ihre Freizeit unbeschwert leben und an politischen Entscheidungsprozessen teilhaben können.
„Junge Menschen brauchen Spielräume“, sagt Südtirols Kinder- und Jugendanwältin. Sie meint das im wörtlichen und übertragenen Sinn: Räume, wo sie spielen, musizieren, laborieren und tüfteln können, aber auch Räume, wo sie sich in Demokratieprozessen einbringen und mitgestalten können, wo sie ernstgenommen werden und außerdem virtuelle Räume, wo sie sich sicher mit der ganzen Welt verbinden können.
„Nur wenn wir die Anliegen junger Menschen ernst nehmen, können wir darauf vertrauen, dass weiterhin Solidarität und Zusammenhalt gelebt werden und sich das letztlich durch Frieden in der Gesellschaft zeigt“, sagt Paula Maria Ladstätter. Es gehe darum, Vielfalt zuzulassen, inklusiv zu wirken und nicht auszugrenzen, neue Formen des interkulturellen Zusammenlebens zu suchen und psychische und physische Gewalt von jungen Menschen fernzuhalten.
Die Kinder und Jugendanwältin weiß um die Gefahren, die im realen und virtuellen Leben auf junge Menschen warten: Zuallererst bräuchten junge Menschen eine sichere Umgebung zum Aufwachsen. „Viele junge Menschen wachsen heute nicht in verlässlichen Beziehungen auf“, sagt die Kinder- und Jugendanwältin.
Familienbande lösten sich zunehmend auf, Verwandtschaft oder Nachbarschaft geben weniger Halt. Das Bedürfnis nach Begegnung und Beziehung sei in allen Menschen grundgelegt. Kinder und Jugendliche bräuchten BegleiterInnen und ErzieherInnen, die sie in ihren persönlichen Bedürfnissen und in ihrer Art zu leben, akzeptieren und ihnen Vorbild sind. Sie sollen sich im praktischen Tun mit der realen Welt unmittelbar auseinandersetzen und konfrontieren können, um den eigenen Weg zu finden. Freiräume seien für junge Menschen enorm wichtig.
Das Leistungsprinzip dürfe nicht zulasten der Zufriedenheit von Kindern und Jugendlichen gehen. Viele junge Menschen fühlten sich überfordert, abgehängt und hätten zu wenig Zeit für sich.
Auch in der Stadtentwicklung und im Wohnungsbau sollten Gemeinden die Bedürfnisse junger Menschen berücksichtigen. Die Bereitstellung von Sitzmöglichkeiten außerhalb von kommerziellen Einrichtungen, die Freigabe von Wänden für Graffiti oder ausreichend Unterstände seien nur drei Beispiele für jugendgerechte Raumgestaltung. Die zunehmende Kommerzialisierung brauche einen Gegenentwurf.
Der öffentliche Raum dürfe nicht zu einem durchgängigen Erlebnispark werden, betont Paula Maria Ladstätter. Kinder und Jugendliche bräuchten die Begegnung mit der Natur, mit Bergen und Badeseen, außerdem offene Plätze, auf denen sie sich aufhalten dürfen.
„Junge Menschen sollen zu starken und selbstbewussten Persönlichkeiten werden und nicht zu gleichgeschalteten und fremdgesteuerten Menschen“, sagt Paula Maria Ladstätter. Dafür müssten sie sich ausprobieren können, ohne verurteilt zu werden.