Von: luk
Bozen – Das INVALSI (Istituto Nazionale per la Valutazione del Sistema Educativo di Istruzione e di Formazione) ist auf staatlicher Ebene die zuständige Institution für zentrale Lernstandserhebungen und den gesamtstaatlichen Teil der Abschlussprüfungen an den Mittelschulen.
Am Test nehmen Klassen der Grundschulen (2. und 5. Klasse), der Mittelschulen (Abschlussprüfung der 3. Klasse) und der Oberschulen (2. Klasse) teil. Dabei werden die Lernbereiche Italienisch und Mathematik untersucht. Während die italienischen Schulen in Südtirol zur Gänze in den Test eingebunden sind, beteiligen sich die deutschen Schulen aufgrund der sprachlichen Besonderheiten nur teilweise an dieser Lernstandserhebung. Daher fließen die Ergebnisse der deutschen Schulen auch nicht in die nationale Datenbank ein, und die Detailergebnisse zu den Schulen mit deutscher Unterrichtssprache werden somit erst zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.
Für die italienischen Schulen in Südtirol zeigen die heute (6. Juli) veröffentlichten Ergebnisse ein positives Bild. Wie die italienische Schulamtsleiterin Nicoletta Minnei feststellt, geht aus dem diesjährigen Bericht erneut hervor, dass besonders in den oberen Schulstufen die Leistungen besser als auf gesamtstaatlicher Ebene sind. Dies lässt sich zum Teil auf die sprachliche Komplexität an den Schulen im Lande zurückführen, die dazu führt, dass gerade zu Beginn der Schulzeit eine intensive didaktische Tätigkeit notwendig ist, damit die Schülerinnen und Schüler, die nicht italienischer Muttersprache sind, die Unterrichtssprache angemessen erlernen. Die Daten belegen aber, dass die italienische Schule in Südtirol einen guten inklusiven Ansatz verfolgt und gute Möglichkeiten für alle gewährleistet. So ist es nicht verwunderlich, wenn die INVALSI-Tests – bezogen auf die italienischen Schulen im Lande – zeigen, dass die Resultate der Grundschulen noch leicht unter dem nationalen Durchschnittwert liegen.
“Diese inklusive Ausrichtung geht sehr deutlich aus dem sogenannten ‘Mehrwert’ der Schulen hervor”, betont Schulamtsleiterin Minnei, “unser Schulsystem gilt staatsweit als beispielhaft, da es einerseits einen hohen Mehrwert aufweist und andererseits allen die gleichen Chancen bietet.” Der untersuchte “Mehrwert” beschreibt das, was die Schulen unabhängig von Faktoren, die sie nicht beeinflussen können (z.B. der soziale, wirtschaftliche, kulturelle Background der Schüler, Migrationshintergund, vorherige Vorbereitung usw.) den Schülerinnen und Schülern an zusätzlicher Vorbereitung vermitteln.
Die Tests geben aber auch Aufschluss über eine breite Palette an weiteren Indikatoren. In Bezug auf das sogenannte “cheating” (eventuelle unkorrekte Verhaltensweisen bei der Durchführung der Tests) schneiden die Südtiroler Schülerinnen und Schüler als besonders ehrlich und gewissenhaft ab. Besonders erfreulich sind erwartungsgemäß wieder die Ergebnisse bei der Kenntnis der deutschen Sprache unter den Schülerinnen der 4. Klasse Grundschule sowie der 2. Klasse Mittelschule.
Außerdem haben sich alle Schulen auch dem RAV-Test (rapporto di autovalutiazione) unterzogen, mit dem die eigen Stärken und Schwächen ermittelt sowie Verbesserungsstrategien erarbeitet werden sollen.
Trotz der generell positiven Ergebnisse gibt es laut Schulamtsleiterin Minnei durchaus auch Verbesserungspotential. “Gerade in den Grundschulen haben wir in den vergangenen Jahren sehr eng mit Lehrpersonen zusammengearbeitet und spezifische Lernmaterialien erarbeitet, um den Schülerinnen und Schüler langfristig jene Kompetenzen zu vermitteln, die sie auf ihrem weiteren Schulweg benötigen”, erklärt Minnei. Vor allem sei sie aber darüber erfreut, dass das Schulsystem in Südtirol von einem hohen Maß an sozialer Gerechtigkeit gekennzeichnet ist.
Ab dem kommenden Schuljahr wird der INVALSI-Test nicht mehr Teil der Abschlussprüfung an den Mittelschulen sein und findet daher bereits im April statt. Die Teilnahme am Test wird aber eine Voraussetzung für die Zulassung zur Abschlussprüfung sein. Außerdem wird zusätzlich zum Italienisch- und Mathematiktest auch ein Englischtest in der 5. Klasse der Grundschule, 3. Klasse der Mittelschule sowie 5. Klasse Oberschule durchgeführt. Ab dem Schuljahr 2018/19 wird der Test zudem auch in der letzten Oberschulklasse durchgeführt, fließt jedoch nicht in die staatliche Abschlussprüfung (Matura) ein.