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Italienisches Forschungsteam gewinnt Award

Samstag, 06. Februar 2021 | 10:12 Uhr

Von: bba

Bozen –  Ein italienisches Forschungsteam gewinnt den AI Scientific Community Award für das einflussreichste Paper der letzten 15 Jahre.

Ein rein italienisches Forschungsteam, zu dem Professor Diego Calvanese, der Bozner Fakultät für Informatik und Professoren der Universität La Sapienza in Rom zählen, wurde auf der AAAI-Konferenz 2021 mit dem Classic Paper Award ausgezeichnet. Die Veranstaltung zählt zu den führenden Konferenzen im Bereich der Forschung zur künstlichen Intelligenz. Besagte Forschungsarbeit hat den Grundstein für einen Forschungszweig gelegt, der die Suchfunktionen im Internet und in großen Datenbanken komplett erneuert hat.

Die Wissenschaftskonferenz AAAI ist sozusagen das Gipfeltreffen weltweit führender Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Allein bei der vergangenen Ausgabe wurden 7000 Arbeiten eingereicht, nur um diese überhaupt präsentieren zu können. Bei der diesjährigen Ausgabe haben die Organisatoren beschlossen, Diego Calvanese, Professor an der Fakultät für Informatik der unibz, und seine Kollegen Giuseppe De Giacomo, Domenico Lembo, Maurizio Lenzerini und Riccardo Rosati der Universität “La Sapienza” in Rom für ein Paper („DL-Lite: Tractable Description Logics for Ontologies“) auszuzeichnen, das sie bei der 20. Ausgabe der Veranstaltung im Jahr 2005 vorgestellt hatten.

Der AAAI Classic Paper Award wird jene Forschungsarbeiten verliehen, die im Laufe der Zeit den größten Einfluss auf die wissenschaftliche Gemeinschaft hatten. Die vor 16 Jahren von Prof. Calvanese und seinen Kollegen veröffentlichte Arbeit legte die theoretischen Grundlagen für einen neuen Forschungszweig, der eine neue Technologie zur Datenbankabfrage – genannt Ontop – und das erste Spin-off der Freien Universität Bozen – Ontopic, mit Sitz am NOI Techpark in Bozen – hervorbrachte.

Das Paper wurde im Laufe der Jahre über 2000 Mal zitiert, gemeinsam mit einer erweiterten Version, die später in einer Fachzeitschrift veröffentlicht wurde. Die Forschung diente als Basis hunderter wissenschaftlicher Arbeiten im Bereich Datenmanagement und Ontologien (einer Art der Wissensbeschreibung und -darstellung) der künstlichen Intelligenz. Die Forschungsarbeiten führten zu einem Query-Rewriting-Algorithmus, der einen schnelleren und genaueren Zugriff auf Daten in riesigen Datenbanken ermöglichte.

Das Konzept hinter der Funktionsweise des entwickelten Algorithmus war folgendes: Daten werden nicht in ihrem genauen Aussehen oder Format betrachtet, sondern in ihrer Substanz, oder in dem, was diese Daten tatsächlich darstellen. Auf diese Weise kann ihnen eine Bedeutung zugeordnet werden. Die Technologie, die sich aus diesem Algorithmus entwickelt hat, wurde “Ontop” genannt, weil sie es erlaubt, “auf den Daten“ zu stehen beziehungsweise sie von oben zu betrachten: Daten können nunmehr in ihrem Kontext hervorgehoben und mit relevanten Daten verbunden werden; vor allem ihre logischen Eigenschaften werden explizit mit ihrer semantischen Bedeutung definiert. Dies ermöglicht eine bessere Dateninterpretation und erhöht damit erheblich ihren Nutzen.

„Ich halte diese Art der Anerkennung für die wichtigste, die eine wissenschaftliche Arbeit erhalten kann, weil sie den starken Einfluss bezeugt, den die Forschung im Laufe der Zeit auf die wissenschaftliche Gemeinschaft hatte. Und wenn die Auszeichnung von einer wichtigen Konferenz wie der AAAI kommt, ist die Nachricht besonders erfreulich”, so Prof. Diego Calvanese. „Im konkreten Fall geht die wissenschaftliche Wirkung mit einer praktischen einher, da unsere Forschung zu einem weit verbreiteten System und zum Launch eines Startups geführt hat.”

Diego Calvanese ist einer jener Informatiker, die laut der in New York ansässigen Association for Computing Machinery das digitale Zeitalter neu definiert haben. Er wurde 2019 als einer von 58 Informatikern von der ACM für ihre wissenschaftlichen Beiträge in verschiedenen Bereichen der Informatik zu Fellows ernannt. Zu den Bereichen zählen Künstliche Intelligenz, Cloud Computing, Computergrafik, Computational Biology, Data Science, Sicherheit und Datenschutz, Software Engineering, Quantencomputing und Web Science. Die ACM Fellows sind eine elitäre Gruppe, die weniger als ein Prozent der weltweiten Mitgliedschaft der Vereinigung repräsentiert. Die 2019 ernannten Fellows stammen aus Universitäten, Unternehmen und Forschungszentren in Australien, Kanada, China, Ägypten, Frankreich, Deutschland, Israel, Italien, der Schweiz und den USA.

Calvanese rangiert derzeit bei Google Scholar an erster Stelle der Zitationen im Suchbereich Beschreibungslogik, an siebter Stelle weltweit im Bereich Datenmanagement, an siebter Stelle im Bereich Wissensrepräsentation und an dritter Stelle im Bereich Verifikation; damit finden sich vier seiner fünf Forschungsbereichen unter den Top 10. Diego Calvanese ist seit 16 Jahren Professor an der Fakultät für Informatik der unibz (2003), er war deren Prodekan für Forschung und leitet derzeit das Forschungszentrum für Wissen und Daten (KRDB), das sich mit der Entwicklung von Software-Tools für die Datenintegration beschäftigt. Aufbauend auf diese Forschungen die Open-Source-Technologie, genannt Ontop, entwickelt und 2019 das erste Spin-offs der Freien Universität Bozen hervorgebracht: Ontopic Srl mit Sitz im Noi Techpark.

 

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