Von: luk
Bozen – „Jesus liebt uns, nicht unsere Sünden. Trotz all unserer Fehler schenkt er uns das Leben“: Diese Worte der Hoffnung richtete Bischof Ivo Muser heute (28. März) bei der vorösterlichen Wortgottesfeier im Bozner Gefängnis an die Inhaftierten.
„Jesus liebt jeden von uns. Er weiß, dass wir alle Sünder sind. Er weiß sehr gut, dass wir ihn verraten werden. Und nicht nur einmal. Doch der Herr liebt uns trotzdem. Er liebt uns und nicht unsere Sünden“, sagte Bischof Muser zu den Insassen der Bozner Haftanstalt.
Das Bozner Gefängnis kann 105 Häftlinge aufnehmen, derzeit sitzen 92 Männer ein. Von diesen sind 69 ausländische und 23 italienische Staatsbürger. Um die Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu fördern, werden den Häftlingen Alphabetisierungs- und berufliche Ausbildungskurse angeboten. Heuer kann erstmals auch im Gefängnis das Zertifikat über die Kenntnis der italienischen Sprache, die Voraussetzung für die Aufenthaltserlaubnis, erworben werden.
Im Mittelpunkt der heutigen Wortgottesfeier des Bischofs mit den Inhaftierten, den Angestellten und den freiwilligen Mitarbeitern des Gefängnisses stand Judas und sein Verrat. Bischof Muser zeichnete dabei von Judas das Bild eines unglücklichen Menschen, der die Worte und Zeichen des Herrn nicht verstanden hat und der glaubte, dass Jesus alles falsch mache. „Doch hat Judas Jesus offen gesagt, was er von ihm hält? Nein, er zog es vor, im Verborgenen zu handeln und Jesus für den Preis von 30 Silberlingen bei den Hohepriestern zu verraten. Angesichts dieses Verrats überrascht uns das Verhalten Jesu. Er schließt Judas nicht aus, er vertreibt ihn nicht, sondern legt ihm die Hände auf. Jesus lädt Judas zum Tisch ein. Und er spricht zu ihm in aller Offenheit, sagt ihm, was seine Sünde ist. Jesus wirkt im Licht, während Judas im Schatten handelt“, sagte der Bischof.
„Jesus“, führte Bischof Muser weiter aus, „wird verraten von einem Freund. Das tut besonders weh. Ich bin mir aber sicher, dass das Gebet Jesu im Angesicht seines Todes auch Judas gilt und den vielen Tätern in Geschichte und Gegenwart: ‚Vater, verzeih ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun‘. Das ist unsere Hoffnung, gerade auch in einem Gefängnis, wo Menschen leben, die gewiss Schuld auf sich geladen haben, die aber oft auch als Opfer zu Tätern geworden sind.“ Versöhnung und neues Leben: Diese Botschaft mache Ostern zum größten christlichen Fest, sagte der Bischof zu Gefangenen. „Von Herzen wünsche ich euch diese österliche Hoffnung – durch alles hindurch“, so Bischof Muser.
Der Bischof bedankte sich bei seinem heutigen Besuch auch bei Direktorin Anna Rita Nuzzaci und allen, die in den verschiedensten Funktionen im Gefängnis arbeiten. Ein besonderes Dankeschön richtete Muser an alle Freiwilligen, die die Gefangenen betreuen, und insbesonders an Bruno Bertoldi, der dem Freiwilligenverein „Assistenti volontari carcere“ vorsteht und seit fast fünfzig Jahren Freiwilligendienst im Gefängnis in der Dantestraße leistet.