Pionier der ladinischen Sprachforschung

Johann Baptist Alton: Das unvergängliche Erbe eines Wegbereiters

Montag, 31. März 2025 | 07:55 Uhr

Von: mk

St. Martin in Thurn – Er war ein bedeutender Gelehrter und Pionier der ladinischen Sprachforschung und inspirierte Robert Musil zur Figur des Christian Moosbrugger im Roman “Der Mann ohne Eigenschaften“: Johann Baptist Alton (1845-1900) wird daher heuer – anlässlich seines 125. Todestages – vom Museum Ladin Ciastel de Tor geehrt.

Alton war der erste Ladiner, der seine Muttersprache auf universitärem Niveau mit modernen Methoden der Romanistik erforschte. Durch seinen unermüdlichen Einsatz trug er wesentlich zur Etablierung des Ladinischen als Schriftsprache bei und stärkte somit das Bewusstsein für die eigene Kultur und Identität. Mit Leidenschaft und Hingabe setzte er sich dafür ein, das ladinische Erbe zu bewahren und neue Wege für dessen Ausdruck und Anerkennung zu finden.

Alton wurde 1845 in Kolfuschg im Gadertal geboren. Nach seiner Ausbildung in Brixen und Trient setzte er seine Studien in Innsbruck und an der Sorbonne in Paris fort, wo er sich auf klassische Sprachen und Französisch spezialisierte. Seine berufliche Laufbahn führte ihn als Lehrer nach Prag, Wien und Rovereto. Ab 1885 lehrte er als Privatdozent an der Universität Wien. Trotz der Enttäuschung, 1899 nicht auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Romanische Philologie in Innsbruck berufen worden zu sein, blieb Alton ein hochgeschätzter Wissenschaftler.

Sein wissenschaftliches Erbe umfasst wegweisende Arbeiten zur ladinischen Sprache, Literatur und Landeskunde. Besonders hervorzuheben sind seine Dissertation „Die ladinischen Idiome in Ladinien, Gröden, Fassa, Buchenstein, Ampezzo“ sowie „Beiträge zur Ethnologie von Ostladinien“. Mit Werken wie „Proverbi, tradizioni ed anneddoti delle valli Ladine“, „Rimes ladines“ und „Stories y cianties ladines“ leistete er einen entscheidenden Beitrag zur Erhaltung der ladinischen Sprache und der kulturellen Traditionen.

Altons Leben war jedoch nicht nur von wissenschaftlicher Arbeit geprägt: Im Jahr 1900 wurden er und seine Nichte Maria, die ihn als Haushälterin unterstützte, Opfer eines brutalen Raubüberfalls in ihrem Haus im Herzen von Rovereto. Dieser Vorfall machte nicht nur Schlagzeilen, sondern inspirierte auch die Literatur: Robert Musil schuf daraus die Figur des Christian Moosbrugger in seinem Roman “Der Mann ohne Eigenschaften”.

„Anlässlich seines 125. Todestages möchten wir diese außergewöhnliche Persönlichkeit ehren und sein bleibendes Lebenswerk in den Fokus rücken“, erklärt die Direktorin des Museum Ladin Katharina Moling. Altons unermüdlicher Einsatz und seine Verdienste um die Erforschung der ladinischen Sprache und Kultur, so Moling weiter, haben einen nachhaltigen Einfluss hinterlassen und prägen das Bewusstsein der Region bis heute.

Bezirk: Pustertal

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