Bozen und Erlangen gedenken gemeinsam

Josef Mayr-Nusser: 80 Jahre Eidesverweigerung als zeitloses Zeichen der Zivilcourage

Donnerstag, 03. Oktober 2024 | 12:23 Uhr

Von: luk

Bozen – Vor genau 80 Jahren, am 3. Oktober 1944, sprach Josef Mayr-Nusser die entscheidenden Worte: „Wenn nie jemand den Mut aufbringt, ihnen zu sagen, dass er mit ihren nationalsozialistischen Anschauungen nicht einverstanden ist, dann wird es nie anders.“ An diesem Tag traf er die mutige Entscheidung, den Eid auf Adolf Hitler zu verweigern, und deshalb wird der 3. Oktober als Gedenktag für Josef Mayr-Nusser begangen.

Josef Mayr-Nusser, 1910 in Bozen geboren, ist ein herausragendes Beispiel für Zivilcourage und Gewissenstreue in der AuflehnJa.ung gegen den Nationalsozialismus. Als er 1944 bei der Waffen-SS den Eid auf Adolf Hitler leisten sollte, entschied er sich aus tiefer christlicher Überzeugung dagegen. Für diese mutige Entscheidung wurde er zum Tode verurteilt und starb am 24. Februar 1945 in Erlangen auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau.

Zum Gedenken an Josef Mayr-Nusser stehen mehrere Veranstaltungen auf dem Programm, unter anderem heute ein Gedenkmoment in Lichtenstern am Ritten, ein Gottesdienst mit Bischof Ivo Muser im Bozner Dom sowie um 17.00 Uhr eine besondere Aktion am Waltherplatz in Bozen.

Bischof Muser: Mut und Gewissen als zeitlose Werte

Beim Gedenkgottesdienst im Bozner Dom, der letzten Ruhestätte von Josef Mayr-Nusser, betonte Bischof Ivo Muser, wie aktuell und relevant die Glaubensentscheidung von Josef Mayr-Nusser auch 80 Jahre nach seiner Eidesverweigerung ist. „Nichts und niemand darf mit Gott verwechselt oder an seinen Platz gestellt werden,“ sagte der Bischof, „keine Ideologie, kein Volk, keine Sprache, kein Land, keine Kultur, kein politischer oder religiöser Führer“. Mayr-Nusser habe sein Gewissen als Ort der Begegnung mit Gott verstanden, das ihm den Gehorsam gegenüber Gottes Geboten abverlangte. Diese innere Überzeugung habe ihn verpflichtet, ein klares Nein zu sagen zu einem Regime, das die menschlichen Werte mit seiner Blut- und Bodenideologie, seiner Verherrlichung des Krieges und seiner Rassenlehre zerstörte, sagte der Bischof.

Bischof Muser unterstrich, dass die Entscheidung, die Josef Mayr-Nusser am 3. Oktober 1944 traf, nicht spontan war, sondern das Ergebnis eines tiefen, über Jahre geformten Glaubenslebens. Dieses habe ihm die Kraft gegeben, sich einem unmenschlichen Regime zu widersetzen.

Abschließend ermutigte Bischof Muser die Gläubigen, sich an Josef Mayr-Nusser als Vorbild zu orientieren: „Beten wir zu Josef Mayr-Nusser, dass er uns die Ausdauer und Entschlossenheit schenkt, unsere Entscheidungen stets an Gott auszurichten, und den Mut, unser geformtes Gewissen als Kompass für unser Leben zu nutzen.“

Besondere Aktion am Nachmittag

Heute Nachmittag um 17.00 Uhr folgt eine besondere Aktion auf dem Waltherplatz in Bozen. Dabei wird Josef Mayr-Nusser zunächst durch „Pauken und Trompeten“ ins Bewusstsein gerückt, bevor in einem ruhigen Rahmen gezielte Fragen aufgeworfen werden.

Zeitgleich mit Bozen findet am 3. Oktober um 17.00 Uhr auch in Erlangen ein Flashmob statt, der von Schülerinnen und Schülern der „Josef-Mayr-Nusser Fachakademie für Sozialpädagogik“ organisiert wird. Junge Menschen aus beiden Städten verbinden sich so im Gedenken an ein gemeinsames Vorbild von Zivilcourage und gesellschaftlichem Engagement.

Bozen und Erlangen gedenken gemeinsam

Josef Mayr-Nusser verbindet die Städte Bozen und Erlangen, die seit der Seligsprechung eine Städtepartnerschaft aufgebaut haben. In Erlangen ist Josef Mayr-Nusser vor knapp 80 Jahren, am 24. Februar 1945, verstorben. Darum steht das Gedenken in diesem Jahr besonders im Zeichen der Partnerschaft zwischen den beiden Städten.

Bezirk: Bozen