Pressekonferenz

„Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf vielfältige Spielräume und Freiflächen“

Mittwoch, 12. Februar 2025 | 17:03 Uhr

Von: mk

Bozen – Kinder und Jugendliche brauchen vielfältige Spielräume und Freiflächen um sich entfalten zu können und haben ein anerkanntes Recht auf Ruhe und Freizeit sowie auf Spiel und altersgemäße Freizeitbeschäftigung (Art. 31 UN-Kinderrechtskonvention). Spiel-, Frei- und Grünflächen für Kinder und Jugendliche dürfen deshalb kein nebensächliches, sondern müssen ein zentrales Thema in Gesellschaft und Politik sein. Dies betonte der Verein VKE am Mittwochvormittag im Rahmen einer Pressekonferenz in Bozen.

So sollten Spiel- und Freiflächen auch in den aktuellen und zukünftigen Gemeindeentwicklungsprozessen in Südtirol einen angemessenen Platz finden.

Der Verein VKE setzt sich seit mehr als 50 Jahren für Spiel- und Freiflächen für Kinder ein und folgt dem Motto: Mehr Platz für Kinder und Jugendliche! Seine Fachexpertise und langjährige Erfahrung hat der VKE in zwei Broschüren zusammengefasst und hat diese im Rahmen der heutigen Pressekonferenz vorstellt: „Spielräume und Freiflächen in der Gemeindeentwicklung“ sowie „Spielplatz-Handbuch“.

Anwesend waren neben den Vertreterinnen des VKE auch die beiden Landschaftsarchitekten und Experten für Spiel- und Freiflächen Günter Dichgans und Lorenz Frei.

Die Begrüßung und Einleitung erfolgte durch die Landesvorsitzende des VKE, Dr. Maria Larcher Schwienbacher. 1989 beschlossen die Vertreterinnen und Vertreter der Vereinten Nationen nach zehnjähriger gemeinsamer Arbeit die Kinderrechtskonvention – ein Dokument, das die ganz eigenen Bedürfnisse und Interessen der Kinder und Jugendlichen betont. U.a. enthält sie das Recht auf Spiel und Freizeit.

Der Verein VKE setzt sich seit mehr als 50 Jahren für das Recht der Kinder und Jugendlichen auf Ruhe und Freizeit, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung sowie auf freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben ein (Art. 31 UN-Kinderrechtskonvention). Der VKE sehe sich als Anwalt der Kinder und Jugendlichen, deren Interessen in Gesellschaft und Politik oftmals zu kurz kommen würden.

„Gemeindeentwicklungspläne bieten den einzelnen Gemeinden die Gelegenheit kinder- und familienfreundliche Treffpunkte zu gestalten mit naturnahen und inklusiven Spielplätzen, Sport- und Begegnungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche und kleinkindtauglichen Wald- und Spazierwegen. Die Kinder wachsen heute in einer digitalen Welt auf und sie müssen mit dieser Welt klarkommen. Spielplätze sind eine sinnvolle Alternative zum Handy“, hieß es auf der Pressekonferenz. Ein Ritual, wie z. B. „Handyfrei auf dem Spielplatz“ könnte helfen auf dem Spielplatz das Handy mal in der Tasche zu lassen.

Lorenz Frei, Landschaftsarchitekt und Spielplatzberater sprach zum Thema „Spielplätze und Freiflächen in der Gemeindeentwicklung“.

Die Broschüre „Spielräume und Freiflächen in der Gemeindeentwicklung“ diene als inhaltlicher Leitfaden und Impuls für Gemeindetechniker und beauftragte Planer, die sich im Rahmen der Gemeindeentwicklungsprogramme mit dem Thema Grün- und Freiräume befassen. „Kinder, die kleinsten Mitglieder unserer Gesellschaft, finden in der Raum- und Gemeindeplanung oft nur wenig Beachtung. Dabei sind sie es, die von einer durchdachten Gestaltung urbaner Freiräume besonders profitieren. Alle Gemeinden in Südtirol sind gesetzlich verpflichtet, ein Gemeindeentwicklungsprogramm für Raum und Landschaft (GProRL) zu erstellen. Ein zentraler Bestandteil des GProRL ist die Analyse und Planung urbaner Grün- und Freiräume.“ Diese werden in drei Kategorien unterteilt:

Wohnungsbezogene Freiräume (<1 ha – max. 5 Gehminuten entfernt),
Wohngebietsbezogene Freiräume (1-3 ha – max. 10 Gehminuten entfernt),
Stadtteilbezogene Freiräume (3-5 ha – max. 15 Gehminuten entfernt).

Besonders die wohnungsbezogenen Freiräume seien für Kinder und Familien von großer Bedeutung. Sie ermöglichen spontanes Spielen und fördern den sozialen Austausch im unmittelbaren Wohnumfeld. Die Erarbeitung des GProRL biete die Chance, bestehende Freiräume weiterzuentwickeln und neue zu planen. Bürgerinnen und Bürger seien eingeladen, sich aktiv in den partizipativen Prozessen einzubringen, um ihre Erfahrungen und Bedürfnisse direkt in die Planung einfließen zu lassen.

Günter Dichgans, Landschaftsarchitekt und seit mehr als 40 Jahren Spielplatzberater und -planer stellte das „Spielplatz-Handbuch“ des Vereins VKE vor. Die Broschüre „Spielplatz-Handbuch“ fasst die langjährigen Erfahrungen des Vereins zum Thema Spielplatz zusammen und wendet sich an die politischen Vertreter und Techniker der Gemeinde, Planer, interessierte Eltern und Būrger.

„Spielplätze sind mehr als Orte des Spiels. Sie bieten Kindern die Möglichkeit sich motorisch, kognitiv und sozial zu entfalten. Kinder brauchen herausfordernde Räume, in denen sie klettern, balancieren, schwingen und springen können. Solche Aktivitäten fördern Fitness, Risikobewertung, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit“, so Dichgans. In unserer durchstrukturierten Umwelt seien diese Freiräume essenziell, um den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder zu unterstützen.

Spielplätze würden wesentliche Funktionen in der Gesellschaft erfüllen: „Sie dienen als Spielareal und Treffpunkt für alle Altersgruppen. Sie bieten Sicherheit durch kontrolliertes Risiko. Sie ermöglichen soziale Kontakte zwischen Gleichaltrigen und den Generationen.“

Ein „Spielplatz“ entstehe nicht nur durch den Einbau von einigen Bewegungsgeräten, sondern brauche das Zusammenspiel mit Naturelementen, Bäumen und Sträuchern, Geländemodellierung, Ruhe- und Aktivitätsbereichen, Materialien wie Wasser, Erde, Sand, die Spiel und Veränderung ermöglichen. Ein optimal angelegter Spielplatz sollte alle Sinne ansprechen.

Bezirk: Bozen

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