Von: mk
Oberbozen – Bischof Ivo Muser hat am Samstag den Altar in der Kirche von Lichtenstern geweiht, die neugestaltete familienfreundliche Waldkirche gesegnet und dem Schutz des seligen Josef Mayr-Nusser anempfohlen. Im ehemals ungenutzten Unterdach der Kirche befindet sich jetzt ein weiterer Gruppenraum für das Bildungszentrum Haus der Familie.
Die neugestaltete Kirche von Lichtenstern vervollständigt das Haus der Familie und macht das Bildungszentrum am Ritten zu einem Glanzstück. Die Waldkirche wurde zwischen 1953 und 1955 mit einfachen Mitteln gebaut und in den vergangenen zehn Monaten von Grund auf erneuert. Die früher eher kühle und dunkle Kirche gibt jetzt den Blick auf den dahinter liegenden Lärchenwald frei. Sie ist heller und wärmer geworden und lädt Familien, Einzelpersonen und Wanderer zum Besuch, Gottesdienst und Innehalten ein. Bei der Weihe am Samstag hat Bischof Ivo Muser eine Reliquie des seligen Josef Mayr-Nusser in den neuen Altar eingesetzt. Dessen sterbliche Überreste waren bis zum heurigen März fast 60 Jahre lang in der Kirche von Lichtenstern untergebracht. Im bisher ungenutzten Unterdach der Kirche befindet sich jetzt der zehnte Gruppenraum des Bildungszentrums. Er wird künftig als Meditationsraum für spirituelle Angebote genutzt. Mit der Aktion „Werde ein Lichtenstern!“ lädt das Haus der Familie zum Spenden für die Kirche ein.
Lichtenstern liegt im Herzen des Rittner Hochplateaus; das Bildungszentrum Haus der Familie und dessen Kirche bilden das Zentrum des kleinen Ortes inmitten des Lärchenwaldes, umgeben von Wiesen und privilegiert aufgrund des weiten Blickes auf die Dolomiten. Schon seit Langem arbeiten die Verantwortlichen des Hauses der Familie daran, die kleine zum Bildungszentrum gehörende Kirche einladender, kinder- und familiengerechter zu gestalten. Die Distanz zwischen Altarraum und Kirchenschiff war groß; Heizung, Isolierung, Boden und Mauern bedurften der Renovierung. Gleichzeitig waren die Gruppenräume des Hauses der Familie aufgrund der vielfältigen Bildungsangebote mehr als ausgelastet. Bildungsgäste wünschten sich zudem mehr spirituelle und religiöse Angebote und Begleitung in schwierigen Lebenssituationen. So entstand im ehemals ungenutzten Unterdach der Kirche ein zehnter Gruppenraum, der 30 Menschen auf mehr als 70 Quadratmetern als Ruheoase und Platz zum Innehalten dienen soll. Entsprechend werden neue Angebote für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Familien in das Bildungsprogramm des Hauses aufgenommen.
Die Kirche und die Sakristei wurden von Grund auf erneuert. Der neue Altar befindet sich in der Mittelachse des Kirchenraumes. Massive Monolithe aus Passeirer Gneis ruhen auf lichtdurchlässigen Glassockeln. Der Altar wird von den davor positionierten liturgischen Objekten Ambo und Priestersitz flankiert. Der Boden der Kirche wurde trockengelegt, die Bodenheizung und ein neuer Bodenbelag eingebaut und die Stufe an der Eingangstür entfernt. Eine freistehende Scheibe aus Glas ersetzt den Windfang am Kircheneingang; mittels Beamer können dort Informationen projiziert werden. Die Kirchenbänke aus Lärchenholz wirken leicht. Die technische Ausstattung ist auf dem aktuellsten Stand und unterstützt die Gestaltung moderner Gottesdienste. Um dem Innenraum mehr Tageslicht zu verleihen, wurde die Ostfassade von einer großzügigen rechteckigen Öffnung durchbrochen. Der gerahmte Blick nach außen ist geprägt von der sich wandelnden Landschaft im Laufe der Jahreszeiten. Die Kraft des Ortes findet im Begriff „Waldkirche“ einen treffenden Ausdruck. Dieses Wort hat Franz Messner geprägt. Der im heurigen Jänner verstorbene Rittner Künstler war für die künstlerische Gestaltung der Kirche zuständig. Seine beiden Kinder David und Verena Messner – messnerarchitects – haben sein Werk zu Ende geführt.
Bischof Ivo Muser sprach bei der Weihe des Altars und anlässlich der Segnung der neugestalteten Kirche von Lichtenstern von der Gemeinschaft als erster und wichtigster Bedeutung von „Kirche“. Es gehe um eine Gemeinschaft, die glaube, hoffe, sich treffe, gemeinsam feiere und sich gegenseitig unterstütze. Sie habe die Aufgabe, über den eigenen Kirchturm hinaus zu schauen und diese Welt mit all ihren Menschen und Anliegen nicht aus dem Blick zu verlieren.
Bischof Ivo verwies auch auf den heuer im März selig gesprochenen Josef Mayr-Nusser. Dessen sterbliche Überreste wurden im Februar 1958 nach Lichtenstern gebracht und blieben dort bis zu seiner Seligsprechung am 18. März des heurigen Jahres. Für Josef Mayr-Nusser sei klar gewesen, dass ein Christ die Kraft des Gebetes, des Wortes Gottes und der Eucharistie brauche. Bischof Ivo Muser setzte vor dem neuen Altar in der Kirche von Lichtenstern eine Reliquie des Seligen ein.
An der Kirche, die der heiligen Familie und dem heiligen Josef geweiht und dem seligen Josef Mayr-Nusser anempfohlen ist, führt die von Klobenstein nach Oberbozen führende Freud-Promenade vorbei. Um die Wanderer zur Einkehr einzuladen, wurde der Zaun vor der Kirche verschoben. Familienseelsorger Toni Fiung ist Rector ecclesiae und geistlicher Leiter des Bildungshauses. Er freut sich über den gelungenen Umbau und die ruhige Ausstrahlung der Kirche und wünscht den Menschen, sich für einen Kirchenbesuch Zeit zu nehmen. Aus dem Innehalten und der Besinnung erwachse Kraft für den manchmal belastenden Alltag, sagte Toni Fiung bei der Weihe.
Heiner Oberrauch ist Präsident des Vereins Haus der Familie. Das Bildungszentrum mit der neugestalteten Kirche inmitten der schönen Umgebung stehe im Dienst aller Südtiroler Familien, erklärte er. Das Haus wolle Familien in all ihren Belangen begleiten und unterstützen. Dabei sei die spirituelle und religiöse Erfahrung ein wichtiger Schwerpunkt. Dem werde die neue, einladende und zeitgerechte Kirche gerecht, betonte Heiner Oberrauch.
Die Neugestaltung der Kirche hat rund 800.000 Euro gekostet. Ein Teil davon wird durch Spenden von Freunden und Gönnern des Hauses der Familie aufgebracht. Unter dem Motto „Werde ein Lichtenstern!“ laden die Verantwortlichen des Hauses zum Spenden ein. Das Spendenkonto bei der RAIKA Ritten lautet auf IBAN IT31 M 08187 58740 000002025935. Die Spendenaktion läuft 60 Wochen lang und mündet in die zweite Auflage des 360°-Familienfestivals in Lichtenstern vom 31. August bis 2. September 2018.
Mit einer Spende von 10 Euro können beispielsweise die Malerfarbe für einen Quadratmeter Kirchenwand oder eine Filz-Sitzunterlage in der Kirche bezahlt werden. 50 Euro reichen für eine 20 Meter lange Deckenlatte oder einen Lärchenbaum, 100 Euro für eine Porphyrplatte auf dem Weg zur Kirche oder für einen Quadratmeter Kirchenboden. Mit 200 Euro werden Licht oder Ton geschenkt: So viel kosten eine Kirchenlampe oder eine Audiobox. Mit 1.000 Euro hingegen kann das Haus der Familie eine Kirchenbank bezahlen. Verschiedene Aktionen wie ein Spendenlauf unter dem Motto „Sternenlauf“, Adventsabende namens „Sternstunden“, eine „Sternschau“ im Sommer 2018 oder eine Lotterie unter dem Titel „Glücksstern“ runden die Spendenaktion ab.