Von: lup
Meran – Am 13. September spielen die Violinistin Patricia Kopatchinskaja und der türkische Pianist Fazıl Say im Kursaal Kammermusik von greller Farbigkeit und großer Leidenschaft. Der Abend beginnt mit der „Sonate pour le Pianoforte et Violon“ in a-Moll, die der erst 19-jährige Schubert 1816 komponierte. Es folgen die Sonate für Klavier und Violine Nr.3, in der Brahms die beiden Instrumente durch einen ebenso rasanten wie virtuosen Wettstreit führt. Der Abend endet mit Leoš Janáčeks Sonate für Violine und Klavier aus dem Jahr 1914, die anlässlich des Ausbruchs des 1. Weltkriegs im Spannungsfeld des Politischen steht, aber eigenständig bleibt und, mit schroffen Einwürfen der Violine, nachdenklich ausklingt. Dieses Highlight des südtirol festival meran beginnt um 20.30 Uhr.
Patricia Kopatchinskaja wurde 1977 in der moldauischen Sowjetrepublik (heute Moldawien) in eine Musikerfamilie geboren und bekam ab dem 6. Lebensjahr Violinunterricht. In Wien, wohin die Familie 1989 emigrierte, sowie in Bern absolvierte Patricia Kopatchinskaja ihr Violin- und Kompositionsstudium. Sie gilt als eine der außergewöhnlichsten und packendsten Interpretinnen der Violinliteratur vom Barock bis zur Moderne und zu zeitgenössischen Auftragswerken. Sie ist mit fast allen führenden Sinfonieorchestern als Solistin aufgetreten, spielt Kammermusik und hat über zwanzig CDs aufgenommen, beispielsweise mit Fazıl Say, MusicAeterna und Teodor Currentzis oder dem London Philharmonic Orchestra und Vladimir Jurowski. Im Laufe ihrer Karriere hat sie viele Preise erhalten – so von der Royal Philharmonic Society für ihre Live-Auftritte in Großbritannien als „Instrumentalistin des Jahres 2013“.
Nicht nur in der Klassikszene gilt er als „Paradiesvogel“: Fazıl Say wurde am 14. Januar 1970 in Ankara geboren. Mit vier Jahren begann er, Klavier zu spielen, im Alter von elf Jahren nahm er ein Klavierstudium auf. Den Anstoß zum Beginn einer Kompositionstätigkeit erhielt Say bei einem Workshop mit David Levine und Aribert Reimann in Ankara. Die beiden Ausnahmekünstler waren es schließlich auch, die dem jungen Nachwuchstalent einen Aufenthalt an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf vermittelten.
Von 1992 bis 1995 setzte Say seine Studien am Berliner Konservatorium fort. Der Gewinn des ersten Preises bei den Young Concert Artists International Auditions in New York beflügelte seine Karriere als Pianist weiter, seitdem gibt Fazıl Say über 100 Konzerte im Jahr. Charakteristisch für Says musikalische Arbeit ist die Doppelrolle als Komponist und international gefragter Pianist. Sein großes Interesse an Jazz und Improvisation prägt sein Musikverständnis; als Komponist lässt er diese Elemente immer wieder in seine Werke einfließen 2008 vollendete der Komponist sein erstes Violinkonzert unter dem Titel „1001 Nights in the Harem“. Die Premiere fand in Luzern mit der Widmungsträgerin, der moldawischen Violinistin Patricia Kopatchinskaja, und dem Luzerner Sinfonieorchester unter John Axelrod statt. Seit 2016 ist er Exklusivkünstler des Labels Warner. Anlässlich des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven hat Fazil Say dessen 32 Klaviersonaten in einer Gesamtausgabe eingespielt.