Von: ka
Bozen – Im Rahmen der diesjährigen Vollversammlung des Fischereiverbandes Südtirol (FVS) trafen sich rund 110 Teilnehmer im NOI-Techpark in Bozen – darunter zahlreiche Vereinsmitglieder sowie Vertreter aus Politik und Verwaltung. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen drei zentrale Themen: das Kormoranmanagement, die Zukunft des Bachforellenbesatzes und der bevorstehende landesweite Umstieg auf digitale Fischwasserkarten.
Kormoranmanagement: Bedarf an ganzjähriger Regulierung
In seinem Bericht schilderte FVS-Präsident Markus Heiss der Versammlung die aktuelle Entwicklung des Kormoranmanagements sowie den neuesten Wissensstand zur Präsenz dieses fischfressenden Vogels. Obwohl das seit vier Jahren praktizierte winterliche Management erste Erfolge zeigt – der durchschnittliche Winterbestand lag heuer mit 46 Individuen erstmals unter der Marke von 50 – sieht der Verband weiterhin dringenden Handlungsbedarf.
Die Daten des Amts für Wildtiermanagement zeigen es klar und unmissverständlich: Wenn wir die Fischbestände in Südtirols Hauptgewässern nachhaltig stärken wollen, reicht die derzeitige Regelung bei weitem nicht aus!
Besonders problematisch sei die zunehmende Sommerpräsenz der Vögel, so Heiss. Diese gehe auf die steigende Zahl an Brutpaaren in den angrenzenden Regionen Norditaliens sowie auf die Zuwanderung junger Tiere zurück. „Dieses Ziel – eine Reduktion der Kormorananzahl auf ein ökologisch verträgliches Maß – muss so rasch wie möglich umgesetzt werden,“ forderte der Präsident.
Er würdigte zugleich das Engagement der Südtiroler Fischerinnen und Fischer: „Das sind wir unseren Fischern schuldig – denn ohne ihren unermüdlichen Einsatz für unsere Gewässer und den Erhalt der heimischen Fischfauna wäre die Situation heute noch wesentlich dramatischer.“
Zukunft des Bachforellenbesatzes: Artenschutz und Nutzung in Einklang bringen
Ein weiterer Schwerpunkt war der Besatz mit Bachforellen, die als Leitfischart in Südtirols Gebirgsbächen gilt. Der FVS setzt sich dafür ein, diese in vielen Gewässern fest etablierte Fischart weiterhin gezielt bewirtschaften zu dürfen – insbesondere dort, wo keine Marmorierte Forelle vorkommt.
„Eine nachhaltige Fischerei ist nur dann möglich, wenn wir aktiv den Fortbestand unserer Fischbestände sichern und damit Artenschutz und Nutzung Hand in Hand gehen“, erklärte Heiss.
Der Verband fordert daher, dass die Bachforelle in bestimmten Gewässern den heimischen Arten gleichgestellt wird und – nach dem Vorbild des Trentino und anderer italienischer Regionen – bei Bedarf wieder ein moderater Besatz ermöglicht wird.
Hochgebirgsseen: Besatz für Erhalt der Vereinsaktivität
Auch die Hochgebirgsseen standen im Fokus der Diskussion. Sie stellen für viele kleinere
Fischereivereine die einzigen befischbaren Gewässer dar. Ein vollständiges Besatzverbot würde nicht nur das Überleben dieser Vereine gefährden, auch die Kontrolle und Bewirtschaftung dieser oft abgelegenen Gewässer wäre so nicht mehr zu gewährleisten.
Der Verband betonte, dass ein maßvoller Besatz mit fangreifen Fischen – den ökologischen Zustand nicht gefährdet, solange die Seen bereits über stabile Wildfischbestände – etwa von Seesaiblingen oder Elritzen – verfügen. Ziel sei es, die Attraktivität dieser Gewässer zu erhalten und gleichzeitig die Wertschätzung kleinwüchsiger Wildfische zu fördern.
Digitalisierung: App „Südtirol Fishing“ ab 2026 im Einsatz
Ein weiterer zukunftsweisender Punkt der Versammlung war die Vorstellung der neuen App „Südtirol Fishing“ durch FVS-Geschäftsführer Alex Festi. Diese App wird ab 2026 die klassische Papierform der Tages- und Jahreskarten zum Großteil ersetzen.
„Die Digitalisierung vereinfacht nicht nur die Kartenausgabe und das Management der einzelnen Fischreviere, sondern ermöglicht auch eine zentrale Koordination von Kontrollen, einheitliche Übertretungsmeldungen und die standardisierte Erfassung von Umweltbelastungen wie Fischsterben oder Einleitungen“, so Festi.
Während der Verband den Bewirtschaftern bei der Umstellung beratend zur Seite steht und entsprechende Schulungen organisiert, appellierte Festi auch an den Zusammenhalt innerhalb der Vereine: „Gerade die jüngeren Fischerinnen und Fischer sollen ihre digital weniger affinen Kollegen unterstützen.“
Für jene, die weiterhin auf Papierkarten angewiesen sind, wird es in begrenztem Umfang auch künftig möglich sein, klassische Fischkarten auszustellen.
Positive News
FVS-Präsident Markus Heiss überbrachte auch positive Nachrichten und betonte, dass es Alperia – nicht zuletzt dank des kontinuierlichen Einsatzes des FVS, nach der Entleerung des Stausees Mühlbach im Jahr 2019 – im Laufe von fünf Jahren intensiver Studien und Versuche gelungen sei, durch das sogenannte „Venting“ eine Lösung für das Problem des Sedimentmanagements zu finden. Klassische Spülungen sollten damit schon bald der Vergangenheit angehören.
Zum Abschluss der Veranstaltung dankte FVS-Präsident Markus Heiss allen Beteiligten für ihr Engagement und betonte die Bedeutung des konstruktiven Dialogs für nachhaltige Lösungen.
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