Von: luk
Meran – Im Rahmen der von der Stadtgemeinde Meran organisierten Veranstaltungen zum Tag des Gedenkens wurde heute am Ort des Gedenkens in der Zueggstraße ein Kranz niedergelegt.
An der Feier nahmen auch Bürgermeister Paul Rösch und Vizebürgermeister Andrea Rossi sowie Vertreter der Jüdischen Kultusgemeinde und der Ordnungskräfte teil.
“Sich gegen Hass und Ausgrenzung im Alltag einzusetzen, ist eine Herausforderung. Es braucht Mut, aufzustehen und sich entgegenzustellen, wenn neben einem Diskriminierung stattfindet: im Bus, bei der Arbeit, im Freundeskreis oder sonstwo”, betonte Rösch. Es brauche Zivilcourage und das Bewusstsein, dass wir alle Verantwortung tragen, die Werte zu schützen, auf denen unsere Gemeinschaft aufgebaut ist.
“Gemeinsame Rituale helfen dabei, uns an dieses Wertefundament zu erinnern. Sie schaffen Räume zum Nachdenken und zur Reflexion, deren Wichtigkeit wir erst später erkennen. Denn sie stärken uns für die Augenblicke, in denen keine Gedenktafel uns darauf hinweist, dass an dieser Stelle Einspruch und Widerstand notwendig sind: wenn nur unsere innere Stimme des Gewissens sagt, dass etwas den Grundsätzen der Rechtsstaatlichkeit und der Menschenwürde widerspricht, die unsere Vorfahren unter so großen Opfern und Entbehrungen erkämpfen mussten”, so Rösch.
Vizebürgermeister Andrea Rossi erinnerte die Anwesenden an die besonders an Schulen und Universitäten sehr aktive Zeitzeugin und italienische Senatorin auf Lebenszeit Liliana Segre sowie an den 1892 in Lippstadt geborene Pastorensohn Martin Niemöller, der zur Zeit des Dritten Reiches einer der profiliertesten Kirchenvertreter des Protestantismus war und zitierte eine seiner wohl bekanntesten Aussagen: „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“
Der Ort des Gedenkens wurde am 27. Jänner 2010 auf dem Areal der ehemaligen Bosin-Kaserne offiziell eingeweiht. Dort erinnert eine marmorne Gedenktafel, die an der Umzäunungsmauer angebracht wurde, an die leidvolle Geschichte des Orts. Während des zweiten Weltkrieges wurde die damalige Kaserne der Grenzwache in ein Konzentrationslager umgewandelt.
Diese Außenstelle des Bozner KZs – anfangs in der nahe gelegenen Rossi-Kaserne eingerichtet – war vom Oktober 1944 bis April 1945 in Betrieb. Frauen und Männern aus verschiedenen Sprach- und Religionsgemeinschaften wurden hier eingesperrt und zur Zwangsarbeit gezwungen. Um Weihnachten 1944 gelang es zwei jungen Frauen über die Umzäunungsmauer zu klettern und aus dem Lager zu fliehen. Dank der Hilfe einiger Meraner BürgerInnen konnten sie sich in Sicherheit bringen.