Von: mk
Franzensfeste – 18 Künstlerinnen haben im Februar und März in der Festung Franzensfeste gearbeitet, um Werke zum Thema Identität zu realisieren. Diese sind bis 16. Juni in der Ausstellung FRAUENfeste zu sehen.
Die Räume des ehemaligen Offiziersgebäudes der Festung wurden dabei zum Arbeits- und Inspirationsort. In der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema Identität entstanden sehr persönliche Positionen und Interpretationen aus den verschiedenen Bereichen der bildenden, darstellenden und angewandten Kunst sowie aus Literatur und der Musik.
„So stellen wir uns die Festung vor“, zeigte sich Philipp Achhammer gestern bei seinem ersten offiziellen Auftritt als Museenlandesrat begeistert, „eine Festung der Kreativität, in der das Zementierte aufgebrochen wird und wir uns öffnen, statt uns zu verschließen“.
So möchte Rina Treml mit ihrer Installation aus Fahnen und Fotografien F*lags zum Nachdenken über Geschlechterrollen anregen und ihr Verständnis von Identität („einem ständigen Aushandlungsprozess zwischen Selbst- und Fremdbild“) vermitteln. Die weißen Keramikskulpturen von Samira Mosca wiederum erzählen von den Veränderungen des Körpers, insbesondere durch Essstörungen. Elisabeth Oberrauch: Sie übertrug Schriften, Zeichnungen und Malereien der Festungswände mit Eitempera auf die Leinwand und thematisiert so die Identität der geschichtsträchtigen Festungsmauern. Astrid Gamper hingegen präsentiert eine Stoffskulptur: Sie schwebt im Raum, gibt den Blick frei auf Worte, Textfragmente und Nähte, sie symbolisieren Lebensspuren, die sich in Körper und Seele eingraben.
Das Werk von Nadia Rungger hingegen besteht aus transparentem Stoff und Poesie und drückt ihre Definition von Identität aus. Giulia Palaia zeigt ihre persönliche Familiengeschichte in zwei Arbeiten: In einem Video über Begegnungen mit ihren Vorfahren und den Orten, an denen sie gelebt haben, und in einer Trauerweide, einem Vorhang als Symbol für die Schwelle von Geburt und Tod; ausgehend von der Vergangenheit versucht sie, eine Brücke in ihre Zukunft zu finden. Das nächste Werk besteht aus menschengroßen, textilen Omeletts: Sara Di Nasso will damit zeigen, wie die Essgewohnheiten eines jeden Menschen die treibende Kraft für den Identitätswandel eines Ortes und/oder einer Generation sind. Weiter geht die Reise durch das Thema Identität mit den schwarzen Sonnenblumen von Valentyna Pelykh, eine Anspielung auf die Werke von Anselm Kiefer, der mit seinen schwarzen Sonnenblumen die Tragödie des Holocaust darstellte, und auf die Sonnenblume als nationales Symbol der Ukraine. Die Identität der Besucherinnen und Besucher der Festung und die Spuren, die sie buchstäblich hinterlassen, stehen im Mittelpunkt der Arbeit von Julia Prugger.
Zwischen Architektur, Skulptur, Objekt und Zeichnung oszillieren hingegen die Arbeiten von Kathrin Partelli, die Fragiles auf Stabiles, Weiches auf Hartes, Fülle auf totale Reduktion treffen lässt. In Raum 9 gehen Patrizia Pfeifer und Mirjam Falkensteiner der Frage nach, wie sich der Verlust von Wohnraum auf unsere Identität auswirkt; in einem Video und Fotografien erzählen sie vom Wohnen, vom Moment des Wohnraumverlustes und von der Zerbrechlichkeit und Schutzlosigkeit infolge dieses Verlusts. Barbara Dorfmann und Violeta Nevenova setzen sich mit komponierenden Frauen des 19. Jahrhunderts auseinander und geben ihnen in Hörstationen und Textilskulpturen Gestalt. Bei Barbara Tavella und Mara Miribung geht die existenzielle Suche weiter: Die Arbeit „Non si sa ciamò se è un Wesen o un mostro“ besteht aus Klangspuren, Zeichnungen in orange-rosa Farbtönen, einer goldenen Treppe und goldenen Weidenzweigen. In Raum 12 stellen Michèle Schladebach und Greta Schuster die Frage, wer wir heute sein wollen. Im Zusammenspiel von Tanz und Musik wird der Gedanke vermittelt, dass jede Definition von Identität viele Schubladen öffnet, in die wir gesteckt werden. Den Abschluss des Ausstellungsparcours bildet die „Festungsqualle“ von Samira Mosca und Violeta Nevenova, Stoffkaskaden, die aus einer zerbrochenen, scheinbar unbrauchbaren Skulptur entspringen.
Die Ausstellung FRAUENfeste wurde gestern mit Museenlandesrat Philipp Achammer, dem Direktor der Festung, Emanuel Valentin und der Kuratorin und Festungsmitarbeiterin Esther Erlacher eröffnet. Umrahmt wurde die Veranstaltung von Performances von Barbara Dorfmann, Michèle Schladebach und Greta Schuster, Patrizia Pfeifer, Samira Mosca und Mara Miribung und mit elektronischer Musik des GÖR collectives. Zu sehen ist sie bis 16. Juni.