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Branzoll – Die Partnerschaft zwischen der Kulturhaus Branzoll Genossenschaft und der Raiffeisenkasse Unterland geht weiter. Im März 2107 haben sich die Vorstände der beiden Genossenschaften auf eine Fortführung des Sponsoringverhältnisses geeinigt. Die Raiffeisenkasse Unterland wird auch im Jahr 2017 das Kulturhaus finanziell unterstützen. „Es ist uns wichtig, dass diese für unser Dorf und sein soziales Leben so wichtige Struktur Fortbestand hat. Die KH-Genossenschaft arbeitet ehrenamtlich, deshalb unterstützen wir sie sehr gerne auch wenn für uns Raiffeisenbanken die Zeiten härter geworden sind.“, sagt der Obmann der Raiffeisenkasse Unterland, Dr. Robert Zampieri.
Das Führen, Verwalten und Instandhalten eines solchen Hauses ist immer mehr mit, steigenden Kosten, Bürokratieaufwand, rechtlichen Auflagen bis hin zu persönlicher Haftung der Vorstände verbunden. Seit dem Bau des Hauses schreibt die Genossenschaft bilanzielle Verluste. Dies ist bei sämtlichen privat geführten Vereinshäusern unseres Landes der Fall. Wichtiger ist demzufolge die Liquidität: Die KH-Genossenschaft benötigt allein für den Betrieb des Hauses rund € 25.000. pro Jahr
Aufgrund öffentlich-rechtlicher Auflagen war der Verwaltungsrat der Genossenschaft im Jahr 2014 gezwungen eine Gebäudeprüfung durchführen zu lassen, bei der sämtliche Infrastrukturen und Gewerke gutachterlich geprüft und zum Teil überarbeitet werden mussten (Statik, Elektroanlage, Brandschutzanlage, Lüftungsanlage, Hydraulik). Die gute Nachricht: Wie aus den Prüfberichten hervorgeht, befindet sich das Gebäude sicherheitstechnisch in einem sehr soliden Zustand. Dieser positive Umstand schmälert jedoch nicht das Finanzloch, das durch diese Prüfung entstanden ist. Trotz der guten Preiskonditionen, die der Verwaltungsrat für diese Arbeiten verhandeln konnte und den Eigenleistungen, die durch einige Mitglieder der Genossenschaft ehrenamtlich auch dafür erbracht wurden, waren dennoch gut € 25.000 für diese Prüfung nötig.
„Diese Ausgaben wiegen liquiditätsmäßig nach wie vor für uns sehr schwer und werden noch einige Jahre zu spüren sein. Trotz der merklichen Effizienzsteigerungen in der Betreibung der Immobilie, dem Ausbau der Nutzung und des erhöhten persönlichen Beitrages vieler Mitglieder werden wir uns in der nächsten Zeit schwertun. Es darf keine weiteren außerordentlichen, unvorhergesehen Reparaturmaßnahmen geben, ansonsten droht uns der finanzielle Kollaps. Wir sind für den Beitrag unserer Raiffeisenkasse sehr dankbar, weil sie unseren ehrenamtlichen Einsatz wahrnimmt, aber auch versteht, dass einige Betriebsaufwendungen (z.B. Energie, Wasser, Müll, Verschleißgüter, technische und professionelle Dienstleitungen, etc.) nur über finanzielle Beiträge erbracht werden können“, so der Kulturhaus-Obmann, Dr. Christoph Pizzini.
Ein solches Verständnis der Sachlage wäre auch vonseiten der Gemeindeverwaltung wünschenswert. Der Verwaltungsrat des Kulturhauses hat die Arbeiten der Gebäudeprüfung im Einvernehmen und im Vertrauen auf die finanzielle Unterstützung der Gemeinde veranlasst. Die Gemeinde hat ein großes Interesse an der Sicherheit dieser Immobilie, da sie als Sicherheitsbeauftragte letztlich bei öffentlich zugänglichen Veranstaltungen im Haus verantwortlich zeichnet. Die Unterstützung ist jedoch bisher – trotz der mündlichen Zugeständnisse – ausgeblieben.
„Mir geht es nicht darum Polemik zu betreiben oder Schuldzuweisungen zu adressieren, mir es geht lediglich darum eine Tatsache unmissverständlich darzulegen: Das Kulturhaus wird nach wie vor als privater Club angesehen, dessen öffentlicher, gesellschaftlicher Beitrag bis dato von der Gemeindeverwaltung verkannt wird. Vergleicht man die Zahlen mit ähnlich dimensionierten Vereinshäusern unseres Landes die von der Gemeinde geführt werden, ergibt sich ein sehr klares Bild in Punkto finanzielle Belastung der Öffentlichkeit: Eine Gemeinde wendet für die Führung einer solchen Struktur in der Regel zwischen € 50.000 bis € 80.000 im Jahr auf. Den Großteil davon machen die Personalkosten aus. Da die Verwaltungsarbeit im Kulturhaus Branzoll ehrenamtlich geleistet wird, kommt unsere private Genossenschaft mit ca. € 7.000 (Konvention Gemeinde für 50 Veranstaltungen, abzgl. Vereinsbeitrag) an öffentlichen Beitragsleistungen über die Runden. Dies bedeutet eine unverkennbare, finanzielle Entlastung für die Gemeinde, ganz abgesehen vom organisatorischen Aufwand, der ihr zusätzlich erspart bleibt. Die Gemeindeverwaltung täte daher gut daran, diese Fakten anzuerkennen und die KH-Genossenschaft, zumindest bei außerordentlich anfallenden Investitionen nicht fallen zu lassen. Im Falle der Gebäudeprüfung wurden diese sogar rechtlich auferlegt. Die letzte Gemeindeverwaltung hat jedoch noch eins drauf gesetzt und den Konventionsbeitrag für unsere Genossenschaft gekürzt.“ zieht der Obmann Bilanz.
Auch wenn die Geschäftszahlen des Kulturhauses im Moment prekärer erscheinen, ist dies jedoch kein Grund anzunehmen, die allgemeinen Entwicklungen der Genossenschaft würden ausbleiben. Das Gegenteil ist der Fall: In den letzten Jahren konnte die Mitgliederzahl deutlich erhöht und das Durchschnittsalter der Mitglieder merklich verjüngt werden. Immer mehr junge Menschen sind dazu bereit, sich aktiv und ehrenamtlich in die Kulturhausgenossenschaft einzubringen. Mit diesem Zuwachs an Mitgliedern sind auch ganz neue Projekte möglich. Vieles konnte bereits im Management und im Bereich der Kommunikation der KH-Genossenschaft erzielt werden. Und dieser Umstand zeigt Wirkung: Es interessieren sich vermehrt auch auswärtige, private Veranstalter für das Kulturhaus und nutzen das architektonisch sehr ansprechende Ambiente unseres Hauses.