Von: pf
Bozen – Das Land hat eine Traumatherapeuten-Ausbildung im Nordirak finanziert.Über die Lage dort berichtet Salah Ahmad von der kurdischen Jiyan Foundation am 22. Februar.
Ein vom Land finanziertes Projekt der kurdischen Jiyan Foundation zur Ausbildung von Traumatherapeuten im Nordirak wurde soeben abgeschlossen. 20 Kunsttherapeuten unterstützen nun von Krieg und Vertreibung traumatisierte Menschen dabei, ihr psychologisches und emotionales Gleichgewicht wiederzufinden.
Im irakischen Kurdistan leben hunderttausende Binnenflüchtlinge sowie syrische Flüchtlinge, die aus Kriegsgebieten geflüchtet sind. Viele von den Flüchtlingen sind Opfer von oft religiös motivierter Gewalt sowie des gezielten Genozids als auch des Sklavenhandels. Besonders gravierend ist die Situation der Jesiden und Christen, die seit Jahren Verfolgungskampagnen ausgesetzt sind. Zudem leiden viele Menschen noch unter der Gewalt und Unterdrückung während des Saddam-Regimes.
Die Jiyan Foundation ist bislang die einzige Institution im Irak, die Überlebenden von Menschenrechtsverletzungen umfassende medizinische, psychotherapeutische und soziale Unterstützung anbietet. Ihr Gründer und Vorsitzender ist Salah Ahmad, ein in Deutschland ausgebildeter Kinder- und Jugendtherapeut, der bereits hunderte traumatisierter Flüchtlinge behandelt hat. Salah Ahmad musste in den 1980er Jahren selber aus dem Irak fliehen, kehrte 2005 nach dem Sturz des Saddam-Regimes in seine Heimatstadt Kirkuk im irakischen Kurdistan zurück und eröffnete das erste Behandlungszentrum für Überlebende von Folter und Kriegsgewalt im Irak. 2015 erhielt er vom deutschen Entwicklungsminister für seine Arbeit das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Von der Bevölkerung wird das Therapieangebot der Jiyan Foundation sehr gut angenommen. Über 13.000 Überlebende von Gewalt wurden bisher behandelt: “Sie müssen wissen, was Sie für uns hier in Halabja tun, ist einmalig. Seit mehr als zwanzig Jahren leiden wir nun und Sie sind jetzt die ersten, die unseren Schmerz lindern. Jeden Tag schließe ich Sie in meine Gebete ein”, so ein Überlebender von Giftgasangriffen.
Mit einer Finanzierung von 30.765 Euro hat das Landesamt für Kabinettsangelegenheiten ein Projekt zur praxisorientierten Ausbildung von 20 Traumatherapeuten in Erbil im irakischen Kurdistan unterstützt. Ziel war es, lokales Personal auszubilden, das langfristig Hilfe leisten kann. Die kurdischen Behörden stehen dem Projekt sehr positiv gegenüber, da sie die Notwendigkeit gut ausgebildeter Therapeuten sehen. “Dank der Fortbildung kann die Jiyan Foundation ihr Angebot nun ausweiten und vor allem auf die Bedürfnisse syrischer Kinder in den Flüchtlingslagern eingehen. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden”, sagt die Direktorin im Amt für Kabinettsangelegenheiten, Elisabeth Spergser.
Salah Ahmad kommt nun nach Bozen, um über die Situation im kurdischen Irak und die Arbeit seiner Jiyan Foundation zu berichten. Die Veranstaltung wird von der Gesellschaft für bedrohte Völker in Zusammenarbeit mit dem Amt für Kabinettsangelegenheiten organisiert und findet am Mittwoch, 22. Februar um 17.00 Uhr in der Bibliothek “Kulturen der Welt” Bozen, Schlachthofstraße 50 statt. Salah Ahmad hält seinen Vortrag in deutscher Sprache.