Von: mk
Innsbruck – In Innsbruck fand am Freitag, 4. April, die feierliche Verleihung des Preises des Fürstentums Liechtenstein für herausragende wissenschaftliche Forschung statt. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr Stefanie Geisler, Karol Gietka und Monika Kirner von der Universität Innsbruck sowie Ivan Lechner von der Medizinischen Universität Innsbruck.
Der Preis des Fürstentums Liechtenstein wird seit dem Jahr 1983 jährlich verliehen und zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung an den beiden Innsbrucker Universitäten. Die Verleihung findet abwechselnd in Innsbruck und Vaduz statt, in diesem Jahr wurden die Urkunden in der Claudiana in der Innsbrucker Altstadt in feierlichem Rahmen überreicht.
Stephan Agnolazza-Hoop, Regierungsmitarbeiter im Ministerium für Äußeres, Bildung und Sport, reiste aus Liechtenstein an, um den in diesem Jahr ausgezeichneten Wissenschaftler:innen zu gratulieren. „Unsere Welt verändert sich rasant und wir stehen vor komplexen Herausforderungen. Bildung und Wissenschaft sind entscheidend, um innovative Lösungen zu finden und die Zukunft aktiv zu gestalten“, hebt Agnolazza-Hoop die Bedeutung der universitären Forschung hervor.
„Für eine erfolgreiche Entwicklung müssen wir jungen vielversprechenden Köpfen entsprechende Rahmenbedingungen bieten. Der Liechtensteinpreis, eine der renommiertesten Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck, trägt maßgeblich dazu bei“, so Gregor Weihs, Vizerektor für Forschung an der Universität Innsbruck.
„Der Liechtensteinpreis ist wertvolles Zeichen der Anerkennung, indem die Potentiale unserer jungen Forscherinnen und Forscher unterstützt werden. Der Preis ist nicht nur Motivation, sondern er macht wissenschaftliche Leistung auch sichtbar. Die Auszeichnung hat dabei natürlich ihren finanziellen Wert, aber der ideelle Wert für die Preisträgerinnen und Preisträger ist ungleich höher“, betont Christine Bandtlow, Vizerektorin für Forschung und Internationales der Medizinischen Universität Innsbruck.
Der mit insgesamt 14.000 Euro dotierte Preis wurde in gleichen Teilen an die Preisträgerinnen und Preisträger übergeben.
Die Preisträger 2024
Universität Innsbruck
Stefanie Geisler promovierte im Jahr 2019 an der Medizinischen Universität Innsbruck für Physiologie. Seitdem ist sie in der Abteilung für Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Innsbruck tätig. Seit Beginn dieses Jahres ist sie Leiterin einer Arbeitsgruppe in einem FWF-Projekt.
Das Spezialgebiet von Geisler ist die Kalziumkanalforschung in neuroendokrinen Zellen und Nervenzellen. Im Besonderen untersucht sie die Rolle von intra- und extrazellulären Kalziumkanalmodulatoren bei der Hormonfreisetzung und neuronalen Signalübertragung, sowie ihre Bedeutung bei der Krankheitsentstehung. Der Liechtensteinpreis wurde ihr für die Manuskripte Deletion of α2δ-1 calcium channel subunit increases excitability in mouse chromaffin cells sowie Phenotypic Characterization and Brain Structure Analysis of Calcium Channel Subunit α2δ-2 Mutant (Ducky) and α2δ Double Knockout Mice verliehen, welche in renommierten Fachzeitschriften publiziert wurden.
Karol Gietka ist theoretischer Physiker mit Schwerpunkt auf Quantenmetrologie, Quantenphasenübergängen und Vielteilchensystemen. Er promovierte an der Universität Warschau und forschte als Postdoktorand in Japan am Okinawa Insitute of Science and Technology. Seit 2022 ist Gietka an der Universität Innsbruck tätig.
Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf der kritischen Quantenmetrologie, die Phänomene in der Nähe von Quantenphasenübergängen untersucht. Diese Übergänge führen zu abrupten Veränderungen in den Eigenschaften eines Systems und machen es außergewöhnlich empfindlich gegenüber winzigen Veränderungen in seiner Umgebung. Diese erhöhte Empfindlichkeit nahe eines Quantenphasenübergangs bietet eine einzigartige Gelegenheit für ultrapräzise Messungen. Ziel ist es, durch die Erforschung der universellen Eigenschaften solcher kritischen Systeme neue Methoden für das quantensensitive Messen zu entwickeln. Potenzielle Anwendungen reichen von Atomuhren über Magnetfelddetektoren bis hin zu Gravitationswellenobservatorien.
Monika Kirner-Ludwig ist Professorin für Englische Sprachwissenschaft an der Universität Innsbruck. 2013 promovierte sie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und verbrachte drei Jahre als Postdoktorandin in Albany, New York. 2018 kam Kirner-Ludwig als Assistenzprofessorin an das Institut für Anglistik an der Universität Innsbruck. Dort habilitierte sie sich 2023 mit ihrer Arbeit Formelhafter Humor und humorvolle Konversationsroutinen im fiktional-telecinematischen Diskurs – eine korpusgestützte Studie an der Schnittstelle von Phraseologie, Pragmatik und Humorforschung, welche mit dem Liechtensteinpreis honoriert wurde.
In der Habilitationsstudie erforschte Kirner-Ludwig „formelhaften Humor“ und „humorvolle Formeln“ im fiktionalen, telecinematischen Diskurs – ein bisher kaum untersuchtes Feld. Sie entwickelte ein formelhaftes Kontinuum, das humorvolle und nicht-humorvolle Sprachformeln verbindet. In ihrer korpusgestützten Analyse untersuchte sie 17 Humorformeltypen anhand von 202 Beispielen aus einem 20-Millionen-Wörter-Korpus mit 4.213 transkribierten Episoden aus 34 US-Serien. Die Ergebnisse zeigen, dass humorvolle Formeln systematisch in geskriptete Dialoge eingebettet sind und eine wiedererkennbare stilistische Funktion erfüllen, ohne die Handlung direkt voranzutreiben. Damit leistet die Studie einen innovativen Beitrag zur telefilmischen Stilistikforschung und zur linguistischen Humorforschung.
Medizinische Universität Innsbruck
Liechtenstein-Preisträger Ivan Lechner studierte Humanmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck, wo er auch sein Clinical PhD-Programm „Cardiovascular Medicine“ mit Auszeichnung abschloss. Der gebürtige Südtiroler absolviert derzeit seine Facharztausbildung zum Kardiologen an der Univ.-Klinik für Innere Medizin III.
Das zentrale Forschungsinteresse des 33-Jährigen liegt bei Mechanismen und Prognosefaktoren des akuten Myokardinfarkts, die er insbesondere unter Einsatz modernster kardialer Bildgebungstechniken wie der Echokardiographie und Magnetresonanztomographie erforscht.
In den drei prämierten Studien konnte Lechner zeigen, dass intramyokardiale Hämorrhagien, also Einblutungen in das Herzmuskelgewebe nach einem Herzinfarkt, mit einer deutlich schlechteren Prognose einhergehen als bisher angenommen. Darüber hinaus zeigte er, dass COVID-19-bedingte Gesundheitsrestriktionen zu schwereren Infarkten führten und damit die kardiovaskuläre Prognose deutlich verschlechterten. Eine weitere Arbeit zeigt erstmals, dass Veränderungen im Lebergewebe nach einem Herzinfarkt ein Hinweis auf die allgemeine Belastung des Herzens sein könnten.
Lechner plant, sich auch in Zukunft – neben der Behandlung von Patienten – intensiv der Forschung zu widmen. Insbesondere möchte er die Rolle intramyokardialer Einblutungen weiter erforschen und internationale Kooperationen vertiefen. „Ziel ist es, neue Therapiestrategien zur Verbesserung der Prognose nach Myokardinfarkt zu entwickeln“, so Lechner.
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