Poesie und Malerei

Luis Stefan Stecher in der Hofburg Brixen: Ausstellung wird erweitert

Mittwoch, 17. Januar 2024 | 11:28 Uhr

Von: mk

Brixen – Luis Stefan Stecher kann mit Bildern und Worten malen. Seit 2. Dezember 2023 ist die Einzelausstellung des vielseitigen Vinschger Künstlers in der Hofburg Brixen zu sehen. Jetzt wird die Ausstellung um zehn Werke erweitert. Ab Samstag, 20. Jänner 2024 ist das grafische und poetische Schaffenswerk „UT PICTURA POESIS“ im großen Umfang ausgestellt. Leonhard Paulmichl bereichert die Ausstellung am 19. Februar mit einem Erzählabend in der Hofburg. Mitte April wird sie von einem Konzert des Quartetts „Flouraschworz“ umrahmt. Die Ausstellung bleibt bis 28. April 2024 täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr zugänglich.

Wort und Farbe, Poesie und Malerei, Sprache und Bild verbindet der Vinschger Ausnahmekünstler Luis Stefan Stecher in seinen Werken gekonnt. Der 1937 in Laas als jüngstes von neun Kindern geborene Maler und Dichter machte zunächst eine Lithographenlehre in Innsbruck, studierte dann in Wien an der Akademie für Angewandte sowie für Bildende Künste. 1957 schloss er sein Studium ab. Er kehrte zunächst nach Schlanders zurück, zog dann nach Meran, ist mit Ulrike Rüdegger verheiratet und Vater von drei Kindern. Bei seiner Tätigkeit als Kunsterzieher hat er sich große Verdineste um die Didaktik dieses Faches erworben. Im Jahr 1978 veröffentlichte er die erste Auflage der „Korrnrliadr“, mit denen Luis Stefan Stecher ein neues Bild dieser gesellschaftlichen Außenseiter entwarf. Er erreichte damit eine Popularität, die bis dahin kaum einem Autor in Südtirol vergönnt war. Einige dieser Lieder sind zu Volksliedern geworden.

Eine ähnliche Popularität war auch Stechers „Plauser Totentanz“ beschert: Die 19 Szenen an der Außenmauer des Friedhofs von Plaus thematisieren Vergänglichkeit und Tod und werden von Zweizeilern in Vinschger Mundart erläutert. Luis Stefan Stecher ist Maler und Dichter mit unstillbarem Erkenntnisdrang. Dieser hat ihn immer wieder in die Welt hinausgetrieben. Mit visionärer Kraft entwirft er dabei einen Weltinnenraum voller Zeichen und Symbole. Thematisch bildet er in seinem malerischen und grafischen Werk religiöse Motive, Porträts und Landschaften ab. Besonders aufschlussreich sind seine Bilder mit religiösen Motiven. Dafür sei unter anderem seine Kreuzigungsdarstellung in der neuen Kirche in Bozen Haslach genannt. Stecher stellt das alte Thema der Malerei mit der Einsicht und Haltung eines Menschen des 20. Jahrhunderts dar, der sich vom Unheil bedroht fühlt und für den das menschlich-göttliche Geschehen am Kreuz dennoch ein Zeichen der Hoffnung ist. Luis Stefan Stecher beschäftigte sich nie mit dem Kopieren alter Meister, sondern vielmehr mit dem genauen Studium der Bildinhalte in Werken von Hieronymus Bosch (1450-1516) oder Peter Brueghel dem Älteren (1525/1530-1569).

Beeindruckt zeigt sich Stecher auch von der Helldunkelmalerei Caravaggios. Darüber hinaus war die Begegnung mit dem österreichischen Künstler und Schriftsteller Albert Paris Gütersloh (1887-1973) folgenreich für sein Schaffen und führte zu einer spielerischen Auseinandersetzung mit literarischen und poetischen Inhalten in der Malerei. Die fantastischen Bildwerke erscheinen in ihrer symbolischen Aufladung teilweise skurril und irritieren. Sie stehen sowohl dem Surrealismus als auch dem Phantastischen Realismus nahe. Luis Stefan Stecher baut häufig Wort- und Gedankenspiele in seine Werke ein. Bei der Betrachtung seiner Werke findet daher zunächst ein Rätselraten statt: Die verbildlichten Sujets müssen zuerst entschlüsselt werden. Stecher verwirrt und verunsichert die Betrachtenden absichtlich, indem er Denkfallen stellt. Malerei und Poesie treffen in seinem Schaffen nicht nur aufeinander, sondern bedingen einander, ergänzen sich und wachsen schließlich zu einem vollständigen Ganzen zusammen.

Zusätzliche zehn Werke bereichern und runden die Sonderausstellung von Luis Stefan Stecher ab Samstag, 20. Jänner 2024 in der Hofburg in Brixen ab. Interessierte können sie bis 28. April 2024 täglich von 10-17 Uhr besuchen. Leonhard Paulmichl, von 1980 bis 1998 Landesintendant des ORF und guter Freund des Künstlers, wirft am 19. Februar bei einer Abendveranstaltung einen persönlichen Blick auf den Künstler und erzählt von tiefsinnigen und humorvollen Erlebnissen. Mitte April findet in der Hofburg außerdem ein Konzert von FLOURASCHWORZ statt. Ursprünglich als Geburtstagsständchen zum 80. Geburtstag für Luis Stefan Stecher gedacht, schenkte Heiner Stecher seinem Vater seine eigene musikalische Neuinterpretation von drei „Korrnrliadrn“, die er gemeinsam mit den Musikern Hannes Ortler, Michl Reissner und Franco Micheli entwickelt hatte. Das war die Geburtsstunde des erfolgreichen Quartetts.

Bezirk: Eisacktal