Giudiceandrea und Iaquinta erwerben Rechte am Nachlass

M.C. Eschers Werk liegt nun in Südtiroler Händen

Donnerstag, 30. November 2023 | 11:59 Uhr

Von: mk

Brixen – Das Werk von M.C. Escher liegt in neuen Händen: Die Kunstsammler Federico Giudiceandrea aus Brixen und Salvatore Iaquinta aus San Rafael im US-Bundesstaat Kalifornien haben die Rechte am künstlerischen Nachlass von Escher sowie das dazugehörige niederländische Unternehmen M.C. Company übernommen. Die neuen Inhaber wollen die Werke weiterhin einem breiten Publikum zugänglich machen – und zwar verstärkt auch mithilfe neuer technischer Möglichkeiten sowie in Zusammenarbeit mit Museen und Kultureinrichtungen auf internationaler Ebene. Derzeit läuft eine bedeutende Ausstellung in Rom, eine zweite in Vero Beach (Florida, USA). Weitere Ausstellungen im In- und Ausland sind in Vorbereitung.

Er galt als Mathematiker unter den Künstlern und wurde schon zu Lebzeiten verehrt wie ein Popstar – zunächst vor allem in Mathematiker- und Wissenschaftskreisen, später auch in der Hippie-Szene, in der illegale Kopien als Leuchtposter angefertigt wurden. Maurits Cornelis Escher (1898–1972) verblüffte mit paradoxen Darstellungen, optischen Täuschungen, perspektivischen Verzerrungen, unmöglichen oder selbstbezüglichen Figuren, mit Vexierbildern, Spiegeleffekten und präziser geometrischer Grafik. Escher arbeitete vorwiegend mit Lithografie, Holzschnitt und Holzstich, vereinzelt auch mit Kupferstich. Seine Werke wurden populär und beeinflussen bis heute verschiedene weitere Bereiche – darunter Werbung, Mode, Film und Architektur. Sie waren und sind beliebte Motive auf Postern ebenso wie auf Plattencovers – übrigens hat Escher gleich zwei Mal eine Anfrage von Mick Jagger abgelehnt, ein Cover zu gestalten.

Federico Giudiceandrea und M.C. Escher

Eschers Bilder fanden sich auch in wissenschaftlichen Zeitschriften – etwa in den Rätselseiten „mathematical games“ der Fachzeitung „scientific american“. Genau hier, in dieser Zeitschrift, fand die erste Begegnung von Federico Giudiceandrea mit Eschers Darstellungen statt. Federico Giudiceandrea besuchte damals das humanistische Gymnasium in Brixen und begann schon als Oberschüler, Poster von M.C. Escher zu sammeln sowie Plattencovers – besonders auf Bootleg-Platten (heimlich aufgenommene Konzerte) von Pink Floyd fanden sich Motive von Escher. Während seines Ingenieur-Studiums in Padua besuchte Giudiceandrea erstmals eine Escher-Ausstellung, die Ende der 1970er Jahre in Florenz gezeigt wurde. „Ich fand Escher von Anfang an sehr inspirierend, weil er die Kunst und die Mathematik auf einzigartige Weise verbindet“, sagt Giudiceandrea. Es gelang ihm in den späten 1980er Jahren – damals schon erfolgreicher Unternehmer – sein erstes Originalwerk von M.C. Escher zu erwerben. Bis heute entstand daraus eine Sammlung von gut 200 Werken – die mit Abstand größte und bedeutendste in Europa.

Nun übernahm Giudiceandrea gemeinsam mit dem Escher-Sammler Salvatore Iaquinta (San Rafael, Kalifornien, USA) die Rechte am gesamten künstlerischen Nachlass von M.C. Escher sowie das dazugehörige niederländische Unternehmen M.C. Company. Auch Iaquinta, von Beruf Arzt und Chirurg, ist schon seit seiner Jugend von Eschers Kunst fasziniert.

Mit der Übertragung der Rechte am Escher-Nachlass wechseln unter anderem auch eine weitere Sammlung mit teils noch neuen, unbekannten Werken sowie Kisten voller Briefe den Besitzer. „Hier habe ich eine neue, schöne Lebensaufgabe erhalten – es gilt, das ganze Leben von Escher aufzuarbeiten“, sagt Giudiceandrea. Und es auch darzustellen: Schon Anfang der 2000er Jahre kuratierte Giudiceandrea seine ersten Escher-Ausstellungen. Bis heute hat er alleine oder gemeinsam mit anderen Sammlern mehr als 20 Ausstellungen in Italien, Spanien, Portugal, in den USA und in Asien als Kurator gestaltet.

Giudiceandrea als Kurator: Kunstwerke neu inszenieren

Wichtig dabei: „Mich fasziniert ja zum einen Eschers Kunst und ihre Verbindung zur Mathematik, zur Wissenschaft. Aber zugleich interessiert mich Eschers Einfluss auf unsere Kultur – wir finden die Kunst in der Mode, in der Musik, in der Werbung und in vielen Bereichen wieder.“ Und so ist es Giudiceandrea ein Anliegen, moderne Technologie in die Ausstellungen zu bringen. Die Werke Eschers werden auf vielfältige Weise erlebbar gemacht, u.a. mit den Möglichkeiten der Virtual Reality und der technischen Interaktivität. Dies soll in Zukunft weiter ausgebaut werden – Giudiceandrea hat Informatiker und Ingenieure ins Team geholt, welche an neuen Konzepten arbeiten.

Zu Italien hat der Niederländer Escher einen besonderen Bezug. Escher bereiste Italien schon in jungen Jahren ab 1921; er lernte hier seine Frau kennen und ab 1923 siedelte er sich in Rom an, wo auch zwei seiner drei Söhne geboren wurden. Um dem Faschismus zu entgehen, verließ er Italien im Jahr 1935.

Escher-Jubiläumsausstellung in Rom bis 1. April 2024

Zum 100. Jubiläum des ersten Rom-Besuchs von M.C. Escher entstand eine Ausstellung in Rom – Giudiceandrea kuratierte sie gemeinsam mit Mark Veldhuysen, dem bisherigen Verwalter des Escher-Nachlasses. Die Ausstellung wurde am 31. Oktober 2023 im Palazzo Bonaparte an der zentralen Piazza Venezia eröffnet und bleibt bis 1. April 2024 für das Publikum zugänglich. Gezeigt werden 300 Werke – darunter Klassiker, aber auch einige bisher unveröffentlichte. Mehr dazu auf www.mostraescher.it. Weitere drei Ausstellungen sind für Japan in Vorbereitung; die erste davon im Sagawa Art Museum in Shiga wird bereits am 14. Dezember 2023 eröffnet.

Bezirk: Eisacktal