Von: mk
St. Georgen – Der Tod von Maria Magdalena Oberhollenzer am 27. Dezember 2018 hat ganz Südtirol in Atem gehalten. Die damals 54-jährige Frau war erdrosselt in ihrer Wohnung in St. Georgen aufgefunden worden. Während der Täter im Rahmen eines gerichtlichen Vergleichs zu einer Haftstrafe von vier Jahren und fünf Monaten verurteilt wurde, stürzten sich die Medien auf die Details des Verbrechens. Autor Josef v. Sand hat als Zwillingsbruder der Verstorbenen das für die gesamte Familie traumatische Erlebnis abseits von Sensationslust noch einmal aus ganz persönlicher Perspektive neu aufgearbeitet.
„Maria Magdalena – Vom Leben und Sterben meiner Schwester“ nennt sich sein Buch, in dem man die Nähe zur Verstorbenen deutlich spürt. Neben Einblicke in eine katholische geprägte Kindheit eines ledig geborenen Zwillingspaares, die nicht immer einfach war, wird auch beschrieben, wie es der Familie kurz nach der Nachricht des Ablebens von Maria Magdalena inmitten der Weihnachtszeit erging. Wie das Unfassbare plötzlich hereinbricht.
Maria Magdalena, von allen nur Marlene genannt, ist tot. War es ein bedauerlicher Unfall oder ein Gewaltverbrechen? Durch Erzählungen von Freunden und Familienmitgliedern erschafft Josef v. Sand ein bemerkenswertes Porträt seiner Zwillingsschwester. Dabei wird eine Frau aus Südtirol gezeichnet, die sich durch Selbstzweifel, Alkohol- und Medikamentensucht kämpft und in all der schweren Zeit doch Glücksmomente findet.
Der Leichnam wurde erst zehn Monate später zur Ruhe gebettet, da die Ermittlungen so lange andauerten. Die Reise nach Thailand, die der Autor beschreibt, macht deutlich, wie sehr die Familie darunter gelitten hat, sich nicht verabschieden zu können, wie wichtig ein Ritual, eine Zeremonie, ein Begräbnis ist.
Obwohl Marlene vor allem am Ende ein Dasein als Außenseiterin am Rande der Gesellschaft fristet, wird klar: Jedes Leben ist wertvoll. Das weiß man nach diesem Buch ganz besonders.