Von: ka
Meran – Die große Landesfeier im Gedenken an Andreas Hofer fand heuer wieder in Meran statt. Nach dem Wortgottesdienst mit Landeskurat Pater Christoph Waldner OT hielt Ehrenlandeskommandant Elmar Thaler die Gedenkrede.
Licht am Ende des Tunnels
Es hat sich einiges getan, seit wir 2019 hier das letzte Mal unter der Bronzestatue Andreas Hofers gestanden sind. Die Welt, die große weite Welt, hat sich verändert, auch unsere kleine Welt ist anders geworden. Nicht alles besser, manches war schmerzhaft, vieles lehrreich, einiges sehr langwierig – in Summe aber sehen wir Licht am Ende des Tunnels – ganz sicher ist aber: alles was wir in den letzten Jahren erlebt haben, war 2019 ganz und gar unvorstellbar. Und während es mit dem Licht am Ende des Tunnels so eine Sache ist – dieses Licht könnte nämlich auch nur das Licht des entgegenkommenden Schnellzuges aus Russland beziehungsweise die Explosionen in Dunhansk sein, stimmt mich der Umstand, dass wir uns vor 3 Jahren die Zeit bis heute wohl in unseren kühnsten Träumen nicht ausmalen hätten können, paradoxerweise doch wenigstens ein bisschen hoffnungsvoll.
Die gute alte Zeit
Viele von uns ertappen sich immer wieder dabei, von der guten alten Zeit zu reden. Dabei wären vielleicht gerade jetzt die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen. Jetzt, nach einigen Jahren des Stillstandes haben wir die Möglichkeit das zu ändern, was uns nicht gefällt und was wir schon vor Jahren anders haben wollten. Beim einen sind das private oder berufliche Veränderungen, beim anderen sind es politische Angelegenheiten, und bei uns allen wohl, die wir hier stehen, die Frage der Heimat. Der eine regt sich über unerhört hohe Energiepreise auf und will dort absolute Landeshoheit, der andere über die Justiz die ihn scheinbar zu Unrecht verfolgt und ihn vom Sockel stoßen will, wieder andere über das Gesundheitssystem, wo wir uns von staatlichen Vorgaben abnabeln sollten, viele Ehrenamtliche regen sich zu Recht über die Bevormundung der Vereine auf – alle wollen in ihrem Bereich mehr Autonomie. Scheinbar niemand kommt aber auf die Idee, dass das Los von Rom wennschon sozusagen branchenübergreifend sein muss – wenn man wirklich dauerhafte Lösungen anstrebt. Es nützt auf Dauer doch nichts, wenn eine Minderheit mit weit weniger als einem Prozent gegen ein Staatsvolk mit 60 Millionen Bürgern anrennt, das einen völlig anderen kulturellen Hintergrund hat.
Vorbild Andreas Hofer
Mich stört es nicht wenig, dass, und ich darf hier eine Lanze brechen, namhafte Zeitgenossen immer wieder zu Andreas Hofer Todestag seine vermeintlichen menschlichen Schwächen hervorkramen. Zum einen, weil sie im gleichen Atemzug immer wieder sagen, dass man eh nichts Genaues weiß und zum anderen auch im 21. Jahrhundert zumindest ein wenig das – mortuis nihil nisi bonum – “Von den Toten sage nichts als Gutes”, gelten sollte. Ein Totenaphorismus der im Grunde darauf hinweist, dass es sozial unangemessen ist, schlecht über Tote zu sprechen, da sie sich nicht rechtfertigen können. Möchten wir oder noch besser, möchten diese Leute, dass ihr Gedenktag einst mit ihren Schwächen eingeläutet wird? Wohl eher nicht. Man sollte und darf im 21. Jahrhundert kritisch sein. Nur sollte Ton, Art und Zeitpunkt an den Rahmen in dem sie vorgebracht werden, angepasst sein. Vielleicht gilt es deshalb zu unterscheiden. Zwischen dem Menschen Andreas Hofer, den es in Fleisch und Blut gegeben hat, und jener historischen Figur, die daraus entstanden ist. Die den Tirolern die es wollen, heute noch Vorbild ist und jenen die das möchten, Möglichkeit zu Reibung gibt. Mir ist die Version des Vorbildes lieber, und ich „dichte“ dieser Figur, wenn man so will, gerne viele positive Eigenschaften an: Konsequenz, Mut, Ehrlichkeit, Ehrgeiz. Und projiziere sie auf die heutige Zeit.
Mehr Ehrgeiz
Ich habe ein wenig in den alten Ansprachen gekramt, die wir hier in den letzten Jahrzehnten gehört haben, und war beeindruckt, wie weit wir in der guten alten Zeit schon waren. Die Lösung der Toponomastik, die Österreichische Staatsbürgerschaft, die Schleifung der faschistischen Denkmäler, bei vielen Themen waren wir schon viel konkreter als wir es heute sind. Aber es ist wie es ist, kein Problem wird gelöst, wenn wir träge darauf warten, dass sich allein der liebe Gott sich darum kümmert. Wir müssen schon selbst tätig werden, uns nicht auf andere verlassen, im Gegenteil, wir müssen andere dazu animieren, etwas für die Gemeinschaft beizutragen, sich für die Heimat einzusetzen. Die Politik tut dies bekannterweise nur in dem Maße, wie es vom Volk gefordert wird, und wenn das Volk zu bequem wird, werden es die Politiker erst recht. Deshalb wären wir gut beraten, für die Zukunft mehr Ehrgeiz an den Tag zu legen.
Das innere Feuer
Das innere Feuer ist wichtiger als vieles, was man in vielen, vielen Studienjahren lernen kann. Ehrgeizige Menschen reden wenig und leisten dafür umso mehr. Ergebnisse lassen sich nicht herbeireden sondern gründen auf Fleiß, Ausdauer und Ehrgeiz eben. Wenn man sich selbst zu einem niedrigen Preis verkauft, wird niemand anderes diesen Preis erhöhen. Es vergeht kein Tag, in dem unsere Politiker nicht im Radio verkünden – man werde sich mit Rom abstimmen – oder anders gesagt – fragen ob man darf. Sei es beim Wolf, beim Bären, beim Strom, bei der Autobahn, beim Vereinsregister, beim Lockdown – wir fragen offenbar viel lieber nach, als dass wir selbstbewusst unsere Rechte ausüben. In diesem Sinne, das Licht am Ende des Tunnels könnte nur das Licht des entgegenkommenden Schnellzuges sein – oder eben wirklich eine Chance. Was es letztendlich ist, haben wir selbst in der Hand. Wenn wir den Herausforderungen mit Mut begegnen, Worten Taten folgen lassen – der Rest wird sich weißen.
Verdiente Mitglieder geehrt
Im Anschluss an die Gedenkrede wurden mehrere Schützenmitglieder für ihre Verdienste geehrt.
Verdienstmedaille BRONZE
Christian Sala, Buchenstein
Erich Pichler, Lüsen
Günther Kastlunger, Untermais
Alois Gruber, Lana
Kuno Ebner, Eppan
Verdienstmedaille SILBER
Miriam Schwarzer, Eppan
Stanislaus Schwarzenauer, Fritzens
Helmut Oberhauser, Lüsen
Herbert Winnischhofer, Auer
Albin Pürgstaller, Auer
Verdienstmedaille GOLD
Haymo Laner, Mühlen
Ehrensalve und Kranzniederlegung
Nachdem die Schützenkompanie Meran eine exakte Ehrensalve abgefeuert hatte, wurden für die gefallenen Freiheitskämpfer Kränze niedergelegt. Mit der Tiroler Landeshymne wurde die Gedenkfeier beendet.
Anwesend waren unter anderem die Landtagsabgeordneten Myriam Atz Tammerle, Andreas Leiter Reber und Sven Knoll, der Meraner Gemeinderatspräsident Christoph Mitterhofer, Georg Simeoni (Alpenverein Südtirol), Meinrad Berger (Südtiroler Heimatbund), Landeskommandant Enzo Cestari (Welschtiroler Schützenbund), Landeskommandant-Stellvertreter Gerhard Piller (Bund der Tiroler Schützenkompanien), Oberst Alfred Ertl (Vereinigung der Traditionsverbände Mitteleuropas) sowie die Ehrenmajore Hubert Straudi und Sepp Kaser. Umrahmt wurde die Feier von Bläser der Musikkapelle Tscherms.