Von: apa
Der Titelheld ist unsichtbar, aber nicht zu übersehen: Der zwei Meter große, weiße Hase namens Harvey existiert nur in der Fantasie des wohlhabenden Lebemanns Elwood, treibt aber nach und nach die Gesellschaft rund um ihn in den Wahnsinn. Bei der Premiere von “Mein Freund Harvey” am Donnerstag am Stadttheater Klagenfurt glänzte Marcel Heuperman in der Regie seiner Ehefrau Mira Stadler als liebenswerter Sonderling.
Die Komödie der amerikanischen Autorin Mary Chase wurde nach ihrer Uraufführung 1944 zum Broadwayerfolg, die Verfilmung 1950 mit James Stewart ist ein Klassiker. Das mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Stück hat auch 80 Jahre nach seinem Entstehen nichts an Witz und Aktualität verloren. Die Botschaft für Toleranz und Fantasie rückt diese Koproduktion mit den Vereinigten Bühnen Bozen unaufdringlich humorvoll ins Scheinwerferlicht.
Zeitlos sind die Kostüme (Carolin Schogs), nüchtern ist das Halbrund des Bühnenbilds (Jenny Schleif), das einmal der Vorraum eines bürgerlichen Salons, dann eine psychiatrische Klinik darstellt. Hierher will Elwoods hysterische Schwester Veta ihren Bruder einweisen lassen. Am Rande des Nervenzusammenbruchs verkörpert Katharina Pichler souverän diese Dame der Gesellschaft, die mit ihrer Tochter Myrtle (schrill: Clara Liepsch) wegen des seltsamen Verhaltens ihres Bruders um ihre Reputation fürchtet. Der lässt sich allerdings nicht aus der Ruhe bringen und verschwindet kurzfristig mit seinem imaginären Freund, was in der Klinik zu Verwechslungen und slapstickartigen Szenen führt.
Entwaffnende Freundlichkeit
Marcel Heuperman ist ein vergnügter, mit sich und der Welt zufriedener Elwood: Höflich hält er seinem unsichtbaren Freund Harvey die Türe auf, rückt ihm den Stuhl zurecht und stößt ihm von Zeit zu Zeit kumpelhaft den Ellbogen in die Rippen. Dominik Warta als immer irrer werdender Chefpsychiater Dr. Chumley, Margot Mayrhofer als kühle Assistenzärztin und Lukas David Schmidt als Gehilfe sind dem seltsamen Freundespaar nicht gewachsen und bald von der Freundlichkeit Elwoods entwaffnet.
Mit einem Überraschungsauftritt Heupermans als Sänger und einer zartpoetischen Tanzeinlage der Ärztin mit ihrem Gehilfen setzt Regisseurin Mira Stadler charmante Akzente in diesem klugen Spiel von Verrücktheit und Normalität, für das sich das Premierenpublikum mit langem Applaus und lächelnden Gesichtern bedankte.
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