Von: mk
Stern – Beim Tag der ladinischen Kultur am 21. Oktober in Stern stand das Thema „Migration: Kulturen in Bewegung“ im Mittelpunkt.
Dem weltweiten Phänomen der Migration, also der grenzüberschreitende Zu- und Abwanderung, widmete die Landesabteilung Ladinische Schule und Kultur dieses Jahr den Tag der ladinischen Kultur am 21. Oktober in Stern im Gadertal.
In den Tälern arbeiten und wohnen immer mehr Menschen aus anderen Ländern, so der Direktor der Landesabteilung ladinische Kultur Alexander Prinoth. „Es ist wichtig, die eigene Kultur und Identität pflegen und bewahren, aber gleichzeitig sollten wir auch anderen Kulturen gegenüber offen sein“, unterstrich Ladinerlandesrat Florian Mussner. Das Autonomiestatut spiele eine wichtige Rolle, wenn es darum gehe, geeignete Lösungen für die besondere Situation Südtirols zu finden, sagte Mussner. Der Landesrat verwies darauf, dass Europa der Zusammenschluss von Minderheiten sei. „Es braucht allerdings ein Gleichgewicht mit Regeln, aber auch die Möglichkeit, Ausnahmen zu finden, wenn Differenzierung notwendig ist“, sagte Mussner. Das Leben von morgen sehe er als das friedliche Zusammenleben einer Gruppe von Identitäten, die sich respektieren. „Integration ist also notwendig für das friedliche Zusammenleben“, betonte Mussner, weshalb alles daran gesetzt werden sollte, Menschen zu befähigen in der Südtiroler Gesellschaft zu leben, die Regeln zu respektieren und sich zu integrieren und jeder könne einen Beitrag dazu leisten.
Migration sei nicht immer nur Flucht oder Zwang, sondern es gebe auch Arbeits- und Bildungsmigration oder die nationale und internationale Migration, sagte der Direktor der Caritas Südtirol Franz Kripp. In Europa gebe es zehn Prozent der weltweiten Migration und in Südtirol einen etwa neun Prozent der Menschen eingewandert und dann gebe es noch 30.000 ausgewanderte Südtiroler, die auch in gewisser Weise Migranten seien, so Kripp. „Es ist wichtig, die eigene Kultur zu kennen und zu schätzen, aber auch andere Kulturen respektieren, denn so können sich neue Schnittmengen bilden für eine neue Form des Zusammenlebens“, betonte auch Kripp. „Wir selbst sind Teil der Bewegungen in der Welt, die wir für uns nutzen, aber anderen oft nicht zugestehen wollen“, meinte der Caritas-Direktor.
„Das nackte Überleben sichern, ist die Intention für Flucht und Flüchtlinge sind deshalb auch international geschützt“, erklärte Kripp. „Länder, die wie Italien, eine entsprechende Konvention unterzeichnet haben, dürfen Menschen auf der Flucht nicht einfach ausweisen“, sagte der Caritas-Direktor. Mensch flüchten laut Kripp wegen Krieg, Terror, Landraub, Klimawechsel und Wirtschaftsveränderungen. In Europa sollte man Bewusstsein für Solidarität entwickeln, die über die Wirtschaft hinaus geht, meinte Kripp. m„Die Asylverfahren werden vom Staat geregelt, in dem die Flüchtlinge ankommen; in Italien wird der Antrag innerhalb von eineinhalb Jahren abgewickelt!“, sagte der Caritas-Direktor. In Italien gibt es laut Kripp drei Stufen, und zwar den anerkannten Flüchtling (höchster Schutz, den Italienern gleich gestellt), den subsidiären Schutz (gleiche Rechte wie Italiener) sowie den Aufenthalt aus humanitären Gründen (dürfen arbeiten und Wohnsitz haben, Möglichkeit auf Rückkehr, gibt es nur in Italien). Die Herkunftsländer der Flüchtlinge in Südtirol sind laut Caritas-Direktor vor allem Nigeria, Mali, Gambia, Pakistan und Sengal. „0,9 Prozent der Flüchtlinge, die in Italien ankommen, werden Südtirol zugewiesen – etwa 1060 werden direkt vom Land betreut und circa 450 von der Caritas und 610 von Volontarius; rund 450 sind in keiner geordneten vollen Betreuung; diese sollen nun in die Quoten miteinbezogen werden und der Staat soll die Finanzierung bereit stellen“, berichtete Kripp zur aktuellen Situation.
Zum Thema Migration gab es auch eine Gesprächsrunde mit Landesrat Mussner, mit Carla Comploi, im ladinischen Schulamt zuständig für den Bereich Integration und mit André Comploi und Gábor Sógorka, die über ihre persönlichen Erfahrungen als Einwanderer sprechen. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Sara Frenner. Für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgte die Musikschule Gadertal.