Neue Videos und Musik für die Medienfassade

Museion: Zwischen Experiment und Unterhaltung

Freitag, 29. Juli 2016 | 16:17 Uhr

Von: sr

Bozen – Ein zeitlich ausgedehnter Salto Mortale, zerlegte Spektralfarben des Lichts, oder – wenn man die Szenerie wechselt – das Beobachten von Menschen auf Rolltreppen: Das sind Eindrücke aus den legendären Filmen von Bruno Munari und Marcello Piccardo, die in den sechziger und siebziger Jahren eine neue Filmsprache zwischen Figuration und Abstraktion erkundeten. Diese Filme werden im August mit der für diesen Anlass komponierten Musik von Stefano Bernardi auf der Medienfassade des Museion gezeigt. Der Eröffnungsabend am 4. August beginnt um 21.00 Uhr mit einem Künstlergespräch zwischen Stefano Bernardi und der Kuratorin der Projektionsreihe Frida Carazzato. Um 22.00 Uhr folgen dann eine musikalische Live-Performance und die Projektion der Filme. Dieser Termin ist Teil der Reihe „Pas de deux“, die Kunst und Musik und daher unterschiedliche Formen, Genres und Generationen verknüpft und kreativ miteinander kommunizieren lässt. Von Juni bis September präsentiert das Museion historische Filme visueller Künstler im Dialog mit neuer und für diesen Anlass geschriebener Musik zeitgenössischer Komponisten, die an den Projektionsabenden live aufgeführt wird.

Die Filme von Munari und Piccardo entstehen 1962 in der Nähe von Como gegründeten Studio di Monte Olimpino. Auf der Medienfassade des Museion sind folgende Filme von Munari und Piccardo zu sehen: Tempo nel Tempo (1964), I colori della luce (1963), Inox (1964) und Sulle scale mobili (1964).

Diese Arbeiten zeigen die Annäherung an das Experiment und die Interdisziplinarität durch Munari, der als Vorläufer multimedialer Installationen gilt. Seit den fünfziger Jahren hatte der Künstler mit Projektionen mit polarisiertem Licht und daher mit der Entmischung von Farben experimentiert. Diesen Ansatz spiegeln die Filme Inox und I colori della luce wieder, die im Museion präsentiert werden. Die Untersuchung der Bewegung steht dagegen im Mittelpunkt von Tempo nel Tempo, in dem ein Ereignis, das gewöhnlich eine Sekunde dauert – ein Salto Mortale – auf eine Zeitspanne von drei Minuten ausgedehnt wird. Diese Arbeit nimmt die Forschungen und Experimente der Futuristen und des berühmten Bilds von Marcel Duchamp „Nu descendant un escalier” wieder auf und antizipiert die Videoart von Bill Viola.

Von der experimentellen Forschung zum Blick auf die Gesellschaft: Auf einer Rolltreppe im Kaufhaus Rinascente in Mailand filmt Munari Personen, die auf- und abfahren und das ergibt einen unterhaltsamen Querschnitt durch das Italien der sechziger Jahre (Sulle scale mobili). Unterhaltsam und ironisch ist auch der Ansatz von Stefano Bernardi, der für diese Filme Musik geschrieben hat. Indem er sich von Munari beeinflussen ließ, kombiniert Bernardi – immer auf der Suche nach einem spielerischen und vergnüglichen Dialog zwischen Kunst, Experiment und dem Publikum – verschiedene Elemente und Klangvariationen und experimentiert damit nicht nur mit dem Klangraum, sondern auch mit dem physischen Raum des eigenen Körpers.

Info
Museion Medienfassade August
Bruno Munari und Marcello Piccardo (Video) mit Musik von Stefano Bernardi
Eröffnung: Donnerstag, 04.08.2016, 21.00 Uhr mit einem Künstlergespräch
Weitere Projektionen: donnerstags 11., 18. und 25.08, 22.00 – 23.30 Uhr
Der Eintritt ist frei

 

 

Bezirk: Bozen