Von: luk
Bozen -Wie Wartelisten in den Musikschulen abgebaut werden sollen, zeigten heute Bildungslandesrat Achammer und Landesmusikschuldirektor Feichter auf.
“Wir präsentieren heute keine Patentlösung, aber einen guten Weg und einen wesentlichen Schritt”, erklärte Bildungslandesrat Philipp Achammer. Es gelte, Raum zu schaffen für musikalisches und kreatives Erleben der Kinder und Jugendlichen. Dafür müsse aber auch das Recht gewährleistet sein. Und diesbezüglich gäbe es noch Einiges zu tun: “Wir haben ein niederschwelliges Angebot in unseren Musikschulen, aber nicht bei allen können wir in der gewünschten Form entsprechen”: 16.826 Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, sind derzeit in die deutsch- und ladinischsprachigen Musikschulen eingeschrieben. Rund 2800 Interessierte haben in diesem Schuljahr keinen Platz in einer der Musikschulen gefunden, dazu kommen noch 425 weitere Kinder und Jugendliche, die zwar einen Ausbildungsplatz haben, deren Fachwechsel- oder Fachergänzungswunsch aber im Schuljahr nicht erfüllt werden konnte. Eine Wartezeit von bis zu vier Jahren muss vor allem in Kauf nehmen, wer Klavier, Gitarre, Schlagzeug, Steirische Harmonika, Violine, Violoncello, Querflöte, Klarinette, Saxofon oder Trompete lernen oder Musikalische Früherziehung belegen will. Es brauche Zweierlei, um diesem Engpass abzuhelfen, führte Landesrat Achammer aus: eine stufenweise Erhöhung des Gesamtstellenkontingents und flankierende Maßnahmen.
Mehr Lehrpersonen
Die Landesregierung hat gestern dem Vorschlag von Bildungslandesrat Philipp Achammer zugestimmt und sich für das kommende Musikschuljahr 2018/2019 für eine Erhöhung des Gesamtstellenkontingentes um zehn Stellen ausgesprochen; außerdem soll eine stufenweise Erhöhung um insgesamt 50 Lehrpersonen in den kommenden Jahren erfolgen. Diese unmittelbare Erhöhung um zehn Stellen wird durch die Deutsche Bildungsdirektion finanziert. Die neuen Lehrpersonen werden schwerpunktmäßig in Fächern mit langen Wartelisten eingesetzt sowie im Ausbau der musikalischen Grundausbildung für alle Altersgruppen in den einzelnen Musikschulen, in der Zusammenarbeit in der musikalischen Grundausbildung mit den Kindergärten und Grundschulen und im Instrumentalunterricht mit Grund- und Mittelschulen sowie in der Erweiterung des Fachangebotes.
Mehr Leistung, Beratung, Fortbildung
Heute sei, unterstrich der geschäftsführende Landesmusikschuldirektor Josef Feichter, ein guter Tag für die Musikschulen. Nur die personelle Aufstockung sei zu wenig, unterstrich er. Denn: Sich mit einem Instrument beschäftigen bedeutet, einen langen Atem haben zu müssen. Es gehe demnach auch um Leistungsbereitschaft und darum, Abbrüchen vorzubeugen. “Die Niederschwelligkeit bleibt unser grundsätzlicher Zugang: Wir stellen die Wahl des Instrumentes durch das Kind in den Mittelpunkt – was wir ausbauen, ist die zielführende Beratung durch die Lehrkräfte, die dafür auch eine Ausbildung erhalten.”
Die Einführung der vier Leistungsstufen in Verbindung mit der Limitierung der Verweildauer innerhalb der Leistungsstufen zeige erste gute Ergebnisse im Hinblick auf die zielgerichtete Ressourcennutzung, führte Feichter aus. Als nächster Schritt solle die mehrjährige Planung des musikalischen Bildungsweges jeder Schülerin und jedes Schülers in den Fokus genommen und die Wertigkeit des Abschlusses einer Leistungsstufe zertifiziert werden. Der Aufstieg in die nächsthöhere Leistungsstufe werde somit enger mit der Leistungsfähigkeit und -bereitschaft verknüpft, unterstrich der Landesmusikschuldirektor. Im Fachangebot der musikalischen Grundausbildung – unabhängig von der Altersgruppe – soll der gezielten und individuellen Beratung und Erprobungsmöglichkeit bei der Instrumenten- bzw. Fachauswahl mehr Raum und Aufmerksamkeit gegeben werden. Ausbildungsabbrüche und vermeidbare Fachwechsel können so unterbunden werden. Eine besondere Bedeutung im Erfolg dieses Vorhabens kommt den gezielten Fortbildungsmaßnahmen für die Fachlehrerpersonen in Bezug auf die Beratung und Planung musikalischer Bildungswege zu. Es gehe nun um den Ausbau eines einheitlichen Begabtenförderungsprogrammes. Wichtig sei auch die Zusammenarbeit mit den öffentlichen Schulen mit musikalischem Schwerpunkt. Das Zugangsalter für Fächer mit langen Wartelisten muss außerdem zielgruppenorientiert gestaltet werden. ES gehe auch um Beschränkungen für Erwachsene, denn, so Feichter: “Wir geben Kinder und Jugendlichen den Vortritt.”
Aus der Praxis berichtete heute der Direktor der Musikschule Lana/Ulten/Nonsberg Christian Laimer: Es sei wichtig und richtig, auf verschiedenen Ebenen Maßnahmen zu ergreifen, stimmte er zu. In seiner Musikschule sind 85 Interessierte für Klavierunterricht auf der Warteliste – aber nur sechs Plätze werden im kommenden Unterrichtsjahr frei. Deshalb sprach Direktor Laimer die Empfehlung aus, so früh als möglich in die Musikschulen zu kommen und mit der Grundausbildung zu beginnen: Beim Besuch der musikalischen Früherziehung werden nicht nur Fertigkeiten ausgebildet, sondern auch Vorbildungspunkte gesammelt, die den Zugang zum Instrumentalunterricht beschleunigen. Wichtig sei auch, nicht nur das Instrument zu erlernen, denn auch Musiktheorie und Ensemblespiel sind wesentliche Elemente der musikalischen Ausbildung.