Von: luk
Bozen – Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes bedankt sich im Namen aller im Gedenkkomitee „KZ-Campo d’Isarco“ vereinten Organisationen und Einzelpersönlichkeiten beim Karneider Gemeinderat und Hobbyhistoriker Karl Saxer.
Er hat kürzlich in Blumau am KZ-Gedenkstein ein neues Stein- und Blumenarrangement angelegt. Gleichzeitig erinnert er an einen tragischen Jahrtag des Lagers.
Der aus Granit geschlagene Gedenkstein erinnert nicht nur an die in diesem Lager internierten Opfer des Faschismus, er ist für Südtirol und weit darüber hinaus, ein Symbol gegen Negationismus, Gewalt und Nationalismus. “Die Erinnerung an das faschistische Konzentrationslager in Blumau hat heuer einen besonderen, menschenverachtenden Anlass”, so Lang.
“Vor genau 80 Jahren hat sich in Blumau, also unweit von Bozen, im Schatten der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges und der Dikataturen ein jahrzehntelang verborgen gebliebenes, tragisches Ereignis vollzogen. Die seit den ersten Januartagen im italienischen Konzentrationslager ‘Campo di concentramento Prato d’Isarco’ eingesperrten 3.000 Mussolini-Gegner wurden ins Dritte Reich abgeschoben”, erklärt Lang.
Der Buchautor Günther Rauch hat die Geschichte dieses Lagers in zwei vom Verein Südtiroler Geschichte bzw. dem SHB herausgebenden Büchern ausführlich beschrieben und dokumentiert. “Er hat es auch in Zusammenhang mit der elenden Rolle des berüchtigten Bozner Präfekten Agostino Podestà in seinem erst kürzlich im Athesia Verlag erschienenen, neuen Buch „Lautlose Opfer“ erwähnt”, so der SHB.
“Mithilfe von Dokumenten aus den Archiven des Vatikans, des Innenministeriums und des Internationalen Roten Kreuzes in Genf sowie unter Berufung eines ihm von der in Trient lebenden Enkelin zugespielten Tagebuches ihres Großvaters, einer der sechsundsechzig faschistischen Scharfschützen in Blumau, konnte Rauch viele Geschehnisse in diesem KZ rekonstruieren. So konnte er enthüllen, dass es sich bei den vor 80 Jahren abgeschobenen 3.000 ‘Rebellen’, um ‘halb verhungerte Kroaten, Bosnier, Serben und Montenegriner’ handelte. Diese waren in den frühen Morgenstunden eines Frühjahrstages 1941 von 94 vom italienischen Armeekorps in Bozen nach Blumau abkommandierten, schwer bewaffneten Soldaten vom Konzentrationslager zum Blumauer Zugbahnhof getrieben”, schreibt Lang.
Der Trentiner Scharfschütze notierte im Diarium: „Das Martyrium, das Schicksal dieser hungernden Gefangenen im Lager war längst entschieden. Wir erhielten die Anweisung, sie zum Bahnhof zu begleiten und in die offenen Waggons zu verladen.“
Der von Millionen Italienern heroisierte Mussolini habe bereits am 22. Februar 1922 verkündet: „Wenn man einer minderwertigen und barbarischen Rasse begegnet wie der slawischen, ist ihr gegenüber nicht die Zuckerbrotpolitik anzuwenden, sondern die der Peitsche…Ich denke, es können bedenkenlos 500.000 barbarische Slawen geopfert werden“
“Diese ‘als minderwertig’ eingestuften Slawen wurden vor 80 Jahren mit Güterzügen in weit entfernte Arbeitslager des mit Italien eng verbundenen Drittens Reichs gebracht. Die Spuren dieser Menschen verlieren sich, weil viele Beweise vom berüchtigten Lagerkommandanten des KZ in Blumau und von der faschistischen Armee noch vor dem 8. Sepetember 1943 gründlich beseitigt wurden. Das mit Mauern und doppelten Stacheldraht umzäunte Konzentrationslager war 1940 im Auftrag von Ministerpräsident Benito Mussolini und seiner rechten Hand im Innen- und Kriegsministerium, Unterstaatssekretär Guido Buffarini-Guidi auf dem alten Gelände der Bierrbauerei errichtet worden. Bereits am 8. Mai 1940 hatte der Staatsekretär im Innenministerium genaue Vorschriften für die streng geheim gehaltenen Konzentrationslager und Verbannungsorte („Prescrizioni per i campi di cocentramento e le località di confino“) für Regimegegner und Kriegsgefangenen erlassen”, erinnert Roland Lang.
Das Mussolini-KZ in Blumau war von Neujahr 1941 bis zum Sturz Mussolini 1943 in Betrieb. “Neben den Slawen waren hier ab März 1941 slawischen und griechischen Geiseln und Hunderte in Nordafrika festgenommene englische, indische, australische und neuseeländische, später auch russische Kriegsgefangenen interniert. Sie wurden für Schwerarbeiten beim Bau des Virgel Tunnels, der unteren Völser Straße und der Brennerstraße eingesetzt”, schließt der SHB.