Von: ka
Salurn – Die Dr.-Josef-Noldin-Gedenkfeier in Salurn am Sonntag, 10. Dezember 2023 stand genau 100 Jahre nach dem Verbot der deutschen Schule durch den italienischen Faschismus unter dem Zeichen eines starken Bekenntnisses zum muttersprachlichen Prinzip.
Die Frontabschreitung unter Bezirksmajor Peter Frank fand in der Trientstraße statt. Als Ehrengäste begrüßen durfte die Schützenkompanie Salurn den Gedenkredner Bürgermeister Michael Epp aus Truden, den Hausherrn, Bürgermeister Roland Lazzeri aus Salurn, Bürgermeister Martin Feichter aus Auer, Bürgermeisterin Karin Jost aus Neumarkt, Bürgermeisterin Monika Delvai Hilber aus Montan, Bürgermeister Gustav Mattivi aus Altrei, Bürgermeister Oswald Schiefer aus Kurtatsch, den Welschtiroler Landeskommandanten Enzo Cestari, die Mitglieder der Bundesleitung des Schützenbundes, Major Franzjosef Roner, Major Martin Robatscher und Major Sepp Rungger, die deutschen Gemeinderäte Salurns, den Obmann des Noldinhauses Franz Kosta sowie den Feuerwehrkommandanten Christopher Nardin.
Nach dem Einmarsch erfolgte die würdevolle Messe, die Pfarrer Pierluigi Tosi in der Salurner Pfarrkirche zelebrierte und dabei die Rolle Josef Noldins hervorzuheben wusste. Die Musikkapelle Salurn gestaltete unter Obmann Andreas Plank und Kapellmeister Christian Eccli die Messe musikalisch mit.
Am Salurner Friedhof begrüßte Hauptmann Arno Mall die Salurner Dorfbevölkerung, die Gäste und Ehrengäste, die Marketenderinnen und Schützen. Hauptmann Arno Mall ging mit dem derzeitigen, desolaten Zustand der Südtiroler Schule hart ins Gericht und forderte eine Rückbesinnung zum muttersprachlichen Prinzip statt umstrittener ideologischer Experimente:
„Die Südtirolerinnen und Südtiroler wünschen sich wieder vertraute und übersichtliche heimatliche Verhältnisse und keine fortgesetzten gesellschaftlichen Experimente, wie sie uns Ideologen, weit weg von jeglicher Alltagswelt, aufs Auge drücken wollen. Dazu gehören Schulen, als Ort der kulturellen Vertrautheit und als Ort der Wissens- und Bildungsvermittlung und nicht als permanentes Experimentierfeld“, untermauerte Hauptmann Arno Mall.
Die Gedenkrede, die Bürgermeister und Schütze Michael Epp hielt, hielt Rückblick auf 100 Jahre Verbot der deutschen Schule, auf die Leistungen Noldins sowie auf die Herausforderungen von heute und morgen: „In diesem Jahr jährte sich zum 100. Mal die Abschaffung der deutschen Schule in Südtirol unter dem Faschismus. Am 2. Oktober 1923 trat das entsprechende Gesetz in Kraft, zwei Tage später begann das erste Schuljahr ohne deutsche Schule in unserem Land. Wir sind heute hier, um neben Josef Noldin auch der Katakombenlehrerinnen und -lehrern, wie zum Beispiel Angela Nikoletti zu gedenken. Beide starben an den Folgen ihres Gefängnisaufenthalt bzw. ihrer Verbannung wegen ihres verbotenen Einsatzes für den Erhalt der deutschen Sprache. Ihrem Mut, ihrer Entschlossenheit und ihrer Selbstlosigkeit ist es zu verdanken, dass den Schülerinnen und Schülern der damaligen Zeit die deutsche Sprache und die deutsche Kultur beigebracht werden konnten“, so Michael Epp. Und weiter: „Dr. Noldin würde uns heute sicherlich ermutigen, mit Mut und Entschlossenheit die deutsche Muttersprache zu bewahren. Lasst uns gemeinsam die Verantwortung übernehmen, sie zu pflegen und zu fördern, in unseren Familien, Schulen und Gemeinschaften. Möge sein Vermächtnis uns dazu inspirieren, die Schätze unserer Sprache zu schätzen und zu bewahren, so wie er es sein Leben lang getan hat“.
Bürgermeister Michael Epp ermahnte, dass aus fragwürdigen Experimenten an den deutschen Schulen kein „Normalfall“ werden dürfe und pochte auf das muttersprachliche Prinzip.
Mit dem Abfeuern der Ehrensalve sowie der Weise des Guten Kameraden und der Landeshymne endete die Gedenkfeier, die bei einem Umtrunk mit Fleischsuppe im Noldinhaus, das als neu gestaltetes „Haus Noldin“ das Geburtshaus Josef Noldins in neuem Glanz erstrahlen lässt.