Ein Pflichttermin, nicht nur für Klassikfans

Mystik und Ekstase: Die Meraner Musikwochen 2017

Mittwoch, 07. Juni 2017 | 17:53 Uhr

Von: mk

Meran – „Mystik und Ekstase“ lautet das Motto der 32. Meraner Musikwochen – und diesem Thema wird schon das erste Stück der sinfonischen Reihe „classic“ gerecht. Am 23. August eröffnet das von Kristjan Järvi geleitete Baltic Sea Philharmonic mit dem erst 16-jährigen „Wunderkind“ Alexander Malofeev (Klavier) das Festival. Das Programm beginnt an diesem Abend mit Pärts meditativem „Swansong“ und endet mit Stravinskys „Feuervogel“ und wenn das Zauberwesen durch den Kursaal tanzt, legt das Orchester die Notenmappen zur Seite und spielt die 30-minütige Partitur auswendig.

Das Festivalprogramm 2017 wurde heute im Rahmen einer Pressekonferenz vom künstlerischen Leiter Andreas Cappello vorgestellt.

Mystisches bietet am 5. September auch der Klassikrebell Teodor Currentzis, der mit seinem Ensemble MusicAeterna und dem MusicAeterna-Chor aus dem sibirischen Perm nach Meran reist: A-Cappella-Musik von Tallis, Purcell, Schnittke und Ligeti leitet dieses außergewöhnliche Konzert ein, das mit Mozarts Requiem endet. Stichwort Ekstase: Aufbrausende Gefühlsstürme, Glücksmomente, Leid und Leidenschaft kann man hören, wenn sich Simone Kermes und ihre Amici Veneziani am 14. September im Kursaal der Liebe widmen und das Ensemble 4 Times Baroque am 19. September mit Stücken des neapolitanischen Kapellmeisters Andrea Falconieri und des exzentrischen Abenteurers Alessandro Stradella im barocken Palais Mamming an die Follia-Mode des 18. Jahrhunderts erinnert.

Programmatische Langeweile? Nein Danke! Der Konzertkalender mit den Reihen classic, barocco, colours of music, matinée classique und vox humana belegt nicht nur den exklusiven Rang des südtirol classic festivals, sondern lädt auch zu einer Reise zu Highlights der Musikgeschichte ein. Im Nachtkonzert am 30. August („Last Tango in Berlin“) führt Ute Lemper das Publikum vom freizügigen Berlin der zwanziger und dreißiger Jahre nach Paris und Buenos Aires. Hannelore Elsner und Sebastian Knauer widmen sich in einer musikalischen Lesung am 2. September der innigen Beziehung zwischen Ludwig van Beethoven und der „leidenschaftlichen Tänzerin“ Bettina von Arnim.

Am 11. September verknüpft die Titularorganistin in der Hamburger Elbphilharmonie Iveta Apkalna Bachs majestätisch-erhabene Harmonien mit dem meditativ-minimalistischen Ton des US-Komponisten Philip Glass. Am 18. September tut sich das „nomadische Kollektiv“ des Mahler Chamber Orchestra mit der eigenwilligen Violinistin Patricia Kopatchinskaja und dem weltweit begehrten Nachwuchsdirigenten Rafael Payare zusammen und spielt zwei „Klassiker“ von Bartók und Dvořák, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Und am 21. September schließt das von Esa-Pekka Salonen dirigierte Philharmonia Orchester London die 32. Meraner Musikwochen mit der Klarheit und romantischen Intensität einer finnischen Seenlandschaft in Sibelius´ 6. Sinfonie ab.

Weitere Höhepunkte des sinfonischen Programms sind die Gastspiele des Asian Youth Orchestra unter James Judd am 28. August (Pianist: Gerhard Oppitz), der Academy of St. Martin in the Fields mit Daniel Hope als Dirigenten und Solisten am 1. September und des NDR-Elbphilharmonie Orchesters Hamburg unter Juraj Valcuha am 7. September. Die Welt musiziert also – wieder einmal – in Meran und das ist nicht selbstverständlich. Aber die Kur- und Thermenstadt hat eben einiges zu bieten. Neben einer mediterranen Vegetation und einer alpinen Bergwelt sind das Aufführungsorte, wie der Kursaal im Wiener Jugendstil, der große Rittersaal auf Schloss Tirol, das Stadttheater, der Pavillon des Fleurs, das Palais Mamming, Schloss Schenna oder die Pfarrkirche in Niederlana.

Das sinfonische Programm ist das Herzstück der Meraner Musikwochen. Aber auch die übrigen Konzertreihen sind – natürlich – hervorragend besetzt, etwa mit der Pianistin Ingrid Marsoner (16. September), dem Barockviolinisten Kristof Barati (31. August), den Flying Pickets (13. September) und dem Janoska Ensemble (20. September) sowie den drei A-Cappella-Ensembles Wishful Singing (29. August), Alla Breve (8. September) und Rajaton (15. September). Am 9. September gastiert das Artemis String Quartet im Pavillon des Fleurs. Dort interpretiert diese weltweit angesehene Formation – neben Haydns „klassischem“ Opus 76/1 – Bartóks expressives drittes Streichquartett und Schumanns mit poetischen Klangfarben ausgemaltes Quartett in F-Dur. Mystisches und Ekstatisches also – und auch das entspricht wieder dem Motto der Meraner Musikwochen 2017.

www.meranofestival.com

Bezirk: Burggrafenamt