Fachzeitschrift Gredleriana

Neue Erkenntnisse zur Natur Südtirols

Samstag, 25. Januar 2025 | 08:02 Uhr

Von: luk

Bozen – Wie hat sich die Vegetation der südlichen Mendelgruppe im Laufe der Geschichte entwickelt? Welche Ergebnisse brachte die große Schmetterlingsstudie in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff? Und wurden im vergangenen Jahr neue Tier- und Pflanzenarten in Südtirol nachgewiesen? Die jüngsten botanischen und zoologischen Forschungsergebnisse aus Südtirol sind in der soeben erschienenen Fachzeitschrift des Naturmuseums Gredleriana 24 nachzulesen.

Im Bereich Botanik präsentiert Conradin A. Burga, Biogeograph an der Universität Zürich, seine Untersuchungen am Oberfenner Moor, die einen Einblick in die Vegetationsgeschichte der südlichen Mendelgruppe und gleichzeitig in die Klimageschichte der Region geben. Vom Spätglazial (ca. 14.000 bis 10.000 v. Chr.) und im Laufe des Holozäns (die seit über 11.000 Jahren andauernde Warmzeit des Eiszeitalters) wechselten sich in diesem Gebiet aufgrund von Klimaschwankungen mehrere verschiedene Vegetationstypen ab: In den ersten Warmphasen erfolgte die Wiederbewaldung und zwar zunächst durch die Wald-Föhre, die zusammen mit Wermut, Wacholder und Sanddorn eine Art Waldsteppe bildete. An Felsstandorten wuchsen Gräser und das Meerträubel. Im Holozän wechseln sich die Waldtypen mit den Klimaschwankungen ab (Föhrenwald, Fichten- (montan) bzw. Eichenmischwald (kollin)). Später wandern Tanne und Buche ein. Der heutige Buchen-Tannenwald des Oberfennberg bildete sich erst spät im jüngeren Holozän.

In einer regelmäßig erscheinenden Reihe zu erstmals oder wieder nachgewiesenen Pflanzenarten warten Thomas Wilhalm des Naturmuseums und mehrere andere Fachleute diesmal wieder mit zahlreichen Meldungen auf. Darunter sticht die Eisenhut-Sommerwurz (Orobanche lycoctoni) besonders hervor: Mario Larcher, Mitglied des Arbeitskreises Flora von Südtirol, war bei seinen Wanderungen im Ahrntal auf eine Sommerwurz gestoßen, die aus Südtirol bislang nicht bekannt war. Eingehende Recherchen zeigten, dass diese Pflanze bereits im 19. Jahrhundert dort gesammelt und dokumentiert wurde, ihre Bestimmung aber seitdem als unsicher galt, weshalb der Fund fast keinen Niederschlag in der Literatur fand. Es handelt sich nicht nur um den ersten und bisher einzigen Nachweis in Südtirol sondern um den vierten in ganz Italien.

Im Bereich Zoologie stellt Peter Huemer seine umfangreiche Erhebung der Tag- und Nachtfalter in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff vor: Der Tiroler Schmetterlingsexperte erfasste dabei mit seinem Team 513 Arten aus 48 Familien. Viele davon wurden zum ersten Mal in Italien nachgewiesen, 13 weitere Arten sind Erstnachweise für Südtirol, 16 Arten sind wandernd und weitere elf Arten stammen von anderen Kontinenten.

Erstmals für Südtirol nachgewiesen – und in der Gredleriana vorgestellt – wurde auch die Ameise Strumigenys baudueri: Der Fund gelang Elia Nalini vom Institut für Alpine Umwelt der Eurac Research Bozen und dem Institut für Ökologie der Universität Innsbruck sowie weiteren Fachleuten im Rahmen des Projekts „Biodiversitätsmonitoring Südtirol“. Die Tiere, mehrere Arbeiterinnen, wurden zuvor fälschlicherweise der Art Strumigenys argiola zugeschrieben und als solche bereits gemeldet. Sie stammen von einem Weinberg und einem Trockenrasen des Etschtales.

Das Naturmuseum Südtirol gibt seit 2001 einmal jährlich die Fachzeitschrift Gredleriana heraus und macht damit neue Kenntnisse in der Flora und Fauna Südtirols, aber auch verwandter Themen wie Vegetationskunde und -geschichte zugänglich. Damit will das Landesmuseum das Verständnis der heimischen Natur vertiefen. Die Zeitschrift ist nach dem Tiroler Naturforscher Pater Vinzenz Maria Gredler (1823 – 1912) benannt.

Die Gredleriana 24 ist zum Preis von 25 Euro im Shop des Naturmuseums oder kostenlos als Online-Version auf der Webseite des Museums unter dem Link https://www.natura.museum/de/publikationen/gredleriana-24/ erhältlich.

 

Bezirk: Bozen

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