Von: bba
Aldein – Im Bletterbach haben Forschende ein bisher unbekanntes Pflanzenfossil gefunden. „Dabei handelt es sich um eine völlig neue Gattung und eine gänzlich neue Art; damit können wir nachweisen, dass diese Pflanze bereits vor dem größten, bekannten Massensterben vorgekommen ist und dass die Pflanzen im Gegensatz zu den Tieren von diesem einschneidenden Ereignis vor 252 Millionen Jahren nicht so stark betroffen waren“, so die Paläontologin des Naturmuseums, Evelyn Kustatscher.
Der außergewöhnliche Fund des neuen Fossils „Brinkia kerpiana“ geht auf das Forschungsprojekt „Die Bletterbachflora“ zurück, mit dem das Naturmuseum Südtirol und der Geoparc Bletterbach in den Jahren 2005 bis 2009 die fossilen Pflanzen der bekannten Schlucht im Unterland genauer unter die Lupe nahmen. Über zehn Jahre nach der Feldforschungsarbeit präsentiert Evelyn Kustatscher die neuesten Erkenntnisse dieser jahrelangen Forschungsarbeit nun bei der derzeit in München laufenden 90. Tagung der deutschen paläontologischen Gesellschaft.
Entdeckung für Klimaforscher von Interesse
„Bisher haben wir vieles von dem bestätigt, was die Wissenschaft in den 1970er Jahren bereits ausführlich beschrieben haben“, so Kustatscher. „Mit dem sensationellen Fund der „Brinkia kerpiana“ jedoch können wir nicht nur eine Art erstmals für die Wissenschaft beschreiben sondern auch nachweisen, dass eine ganze Pflanzengruppe 50 Millionen Jahre früher vorkommt als bislang angenommen, nämlich noch vor dem Massensterben am Übergang zwischen Erdaltertum und Erdmittelalter, an der sogenannten Perm-Trias Grenze“, erklärt die Wissenschaftlerin. Damit sei auch ihre Theorie bestätigt, wonach die Pflanzen im Gegensatz zur Tierwelt vom großen Massensterben vor 252 Millionen Jahren nicht so stark betroffen gewesen seien. „Wenn wir heute angesichts der enormen Klimaveränderungen über das sechste Massensterben der Erdgeschichte sprechen, dann ist diese neue Entdeckung mit Sicherheit nicht nur für die Paläontologie, sondern auch für die Klimaforschung interessant“; spannt Evelyn Kustatscher den Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart.
Hommage an Wies van den Brink und Hans Kerp
Der Namen des neuen Fossils aus der Bletterbachschlucht – Brinkia kerpiana – ehrt die wissenschaftliche Forschungsarbeit des niederländischen Ehepaars Wies van den Brink und Hans Kerp. Hans Kerp hat bereits in den 1970er Jahren in der Aldeiner Bletterbachschlucht Pflanzenfossilien gesammelt und in den 90er Jahren die Feld- und Forschungsarbeit zur Flora des Bletterbachs neu angestoßen. Immer wieder war der Wissenschaftler mit seinen Studentinnen und Studenten in der Schlucht unterwegs. Seine Frau Wies van
den Brink war ebenfalls Paläontologin und hat lange an fossilen Pollen gearbeitet, dann aber ihre wissenschaftliche Karriere zurückgestellt und ihren Mann über Jahrzehnte unterstützt. Wies van den Brink und Hans Kerp wirkten und arbeiteten dabei an der Universität Münster.
Bletterbach ist „Goldgrube“ für paläontologische Forschung.
Der Direktor des Naturmuseums Südtirol David Gruber freut sich über den Erfolg der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Geoparc Bletterbach in Aldein. „Mit der Verwaltung des Dolomiten UNESCO Welterbes Bletterbach hat das Naturmuseum einen zuverlässigen und konstruktiven Partner. Für die paläontologische Forschung im Naturmuseum Südtirol ist der Bletterbach die sprichwörtliche Goldgrube“, unterstreicht Gruber. „Es ist immer wieder spannend, was Evelyn Kustatscher mithilfe ihres internationalen Netzwerkes von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Bletterbachschlucht findet“, betont der Präsident des Geoparc Bletterbach, Peter Daldos.