Von: luk
Schnalstal – Am Freitag, 9. Oktober, wurde am Hochjochferner im Schnalstal, Südtirol, auf 3.000 Metern Meereshöhe eine permanente öffentliche Installation des isländisch-dänischen Künstlers Olafur Eliasson eröffnet. Das Kunstwerk beginnt mit einem 410 Meter langen hochalpinen Parcours, der durch neun Tore unterteilt ist, die als Intervalle angeordnet sind und der Dauer der Eiszeiten entsprechen. Am Ende des Weges befindet sich ein Pavillon aus Stahl- und Glasringen.
Olafur Eliasson hat das Werk im Auftrag des Kulturvereins Talking Water Society geschaffen. Es trägt den Titel „Our Glacial Perspectives“. In der Skulptur aus Stahl- und Glasringen befindet sich ein kreisförmiges Deck, das betreten werden kann. Von diesem Punkt aus können Besucher den Pavillon als astronomisches Instrument verwenden, indem sie ihren Blick auf die umgebenden Ringe ausrichten, die den scheinbaren Weg der Sonne am Himmel verfolgen. Die Ringe teilen das Jahr in gleiche Zeitintervalle ein: der obere Ring verfolgt den Weg der Sonne zur Sommersonnenwende; der mittlere folgt der Tagundnachtgleiche; und der unterste Ring verfolgt die Wintersonnenwende. Jeder Ring selbst ist in rechteckige Glasscheiben unterteilt, die 15 Bogenminuten der Sonnenbewegung über den Himmel abdecken, sodass der Betrachter die Tageszeit anhand des Sonnenstandes bestimmen kann.
Durch die Markierung des Horizonts, der Himmelsrichtungen und der Bewegung der Sonne lenkt das Kunstwerk die Aufmerksamkeit des Besuchers auf eine größere planetarische Perspektive und die Klimaveränderungen, die auch diesen Gletscher im Schnalstal betreffen. Die Glasscheiben des Sonnenwegs sind in verschiedenen Blautönen gefertigt, in Bezug auf das Cyanometer, eine gegen Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte Skala zur Messung der Intensität der blauen Himmelsfarbe.
Das farbige Glas filtert und reflektiert Licht und Sonnenstrahlung und verhält sich wie eine Mini-Atmosphäre. Olafur Eliasson, weltweit anerkannter Ausnahmekünstler und UN-Botschafter für Nachhaltigkeit, sprach am Grawand Grat über sein Kunstwerk und über brennende Fragen in der Zeit des Klimawandels – eine in dieser Form wohl einmalige Lektion und Vernissage.
Der Einladung der Talking Water Society waren Gäste aus der Welt der Kunst, Architektur und Wissenschaft gefolgt sowie Eigentümer und Vertreter der unterstützenden Firmen wie Schnalstaler Gletscherbahnen AG, Aquae Forst, ITAS-Versicherungsgruppe, Moessmer, Stahlbau Pichler und Moosmair. Sozusagen Hausherrn waren der Schnalser Bürgermeister Karl Josef Rainer und Landeshauptmann-Stellvertreter Giuliano Vettorato, der in der Südtiroler Landesregierung für den Umweltschutz zuständig ist.
Das von Olafur Eliasson kreierte Kunstwerk wurde von mehreren spezialisierten Firmen realisiert, darunter die beiden Südtiroler Unternehmen Stahlbau Pichler und Moosmair. Die Bauleitung und technische Abwicklung lag in den Händen von Ing. Ulrich Innerhofer aus Schlanders. Das Kunstwerk ist frei zugänglich, wobei vor allem im Winter der Zutritt über den Grawand Grat aus Sicherheitsgründen gesperrt sein kann. Aufgrund einer aufziehenden Schlechtwetterfront ist das in den nächsten Tag der Fall.
Talking Water Society wird mitteilen, wann es die Voraussetzungen erlauben, das Kunstwerk zu erreichen, zu betreten und zu genießen.