Von: mk
St. Pauls – Die Ordensgemeinschaften in Südtirol stehen vor tiefgreifenden Veränderungen. Während ihre Zahl seit Jahrzehnten zurückgeht, bleibt ihr Einsatz in Bildung, Pflege und Sozialarbeit ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft. Bei der Feier zum Tag des geweihten Lebens heute im Kloster Mariengarten in St. Pauls wurde ihre Rolle gewürdigt und zugleich auf die aktuellen Herausforderungen hingewiesen.
Der „Tag des geweihten Lebens“ wird seit 1997 am 2. Februar, dem Fest der Darstellung des Herrn, begangen. Eingeführt wurde er von Papst Johannes Paul II., der betonte, dass dieser Tag des Gebets und der Reflexion helfen solle, das Geschenk des geweihten Lebens zu schätzen.
Über 1200 Ordensleute weniger
Die Zahl der Ordensleute in Südtirol ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gesunken: Gab es 1995 noch 1150 Ordensfrauen, sind es heute nur noch 256. Auch die Männerorden verzeichnen einen Rückgang von 483 auf 168 Mitglieder. Dies bedeutet einen Verlust von über 1200 Ordensleuten innerhalb von 30 Jahren. „Wir erleben einen tiefgreifenden Wandel“, betonte Sr. Mirjam Volgger, Referentin für Orden und Kongregationen in der Diözese Bozen-Brixen. „Viele Niederlassungen mussten in den letzten Jahrzehnten schließen, weil der Nachwuchs fehlt. Der Rückgang bedeutet nicht nur eine Veränderung innerhalb der Ordensgemeinschaften, sondern hat auch gesellschaftliche Folgen – denn Ordensleute haben über Jahrzehnte hinweg einen wertvollen sozialen und karitativen Beitrag geleistet.“
Feierliche Vesper im Mariengarten
Zum Tag des geweihten Lebens versammelten sich etwa 100 Ordensleute und Gläubige zu einer feierlichen Vesper, die der Alt-Hochmeister des Deutschen Ordens, P. Arnold Wieland OT, leitete. Die musikalische Gestaltung übernahm P. Benedikt Sperl OFM. „Diese Feier ist ein Zeichen der Wertschätzung für das Ordensleben und erinnert daran, dass wir als Kirche dankbar für den Einsatz dieser Frauen und Männer sein dürfen“, erklärt Sr. Mirjam Volgger weiter.
Der Rückgang der Ordensgemeinschaften bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich. „Ordensleute haben über Jahrhunderte hinweg das Bildungswesen, die Krankenpflege und die Sozialarbeit in Südtirol mitgeprägt. Viele dieser Aufgaben wurden mittlerweile von der öffentlichen Hand übernommen, doch der Verlust der Ordensgemeinschaften bedeutet auch, dass ein spirituelles und gemeinschaftliches Element aus unserer Gesellschaft verschwindet“, so Volgger. Zudem stelle die zunehmende Bürokratisierung die verbliebenen Gemeinschaften vor große Herausforderungen.
Auch der Vatikan hat die Entwicklungen erkannt und arbeitet derzeit an Richtlinien für die Auflösung von Ordensgemeinschaften. „Es ist wichtig, dass Schwestern und Brüder in diesem Prozess nicht sich selbst überlassen bleiben, sondern eine würdige Begleitung erfahren“, erklärte Sr. Mirjam Volgger.
Der Tag des geweihten Lebens wird jedes Jahr am 2. Februar, dem Fest der Darstellung des Herrn, begangen. In der Diözese Bozen-Brixen fand die traditionelle Feier heuer am Vortag statt, weil das Fest auf einen Sonntag fällt.
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