Von: luk
Welschnofen – Transart hat seit Bestehen des Festivals einige Projekte verwirklicht, die als unvorstellbar und unmöglich galten. Die mit Abstand größte Herausforderung jedoch stellt das in diesem Jahr nun endlich zur Aufführung kommende Projekt HOTEL PARADISO von Benedict Mason dar. Die Uraufführung ist nun für den 21. und 22. September angesetzt.
Dabei zeugt der Prozess der Produktion von wahrhaft langem Atem: Im Juli 2013 kam Benedict Mason zum ersten Lokalaugenschein nach Südtirol. Ein Antrag auf Förderung des Kompositionsauftrages wurde im September 2013 bei der Ernst von Siemens Musikstiftung eingereicht und im November bereits die Zusage erteilt. Das Hotel Paradiso von Giò Ponti im hinteren Martelltal war als Schauplatz einer spektakulären Aufführung ausgewählt worden. Ab April 2014, als die großen Schneemengen jenes Winters die Statik der Anlage in Mitleidenschaft zogen, musste das Projekt immer wieder aufgeschoben werden. Die Liste alternativer Spielorte, die dem Komponisten vorgeschlagen wurden, ist lang und reicht vom Kloster Marienberg über das Hotel Wildbad Innichen und das Kloster Säben bis zum Grandhotel Toblach. Immer wieder wurden Möglichkeiten gesucht, die Aufführung auf dem Gelände um das Hotel stattfinden lassen zu können. Das Projekt durchlief auf allen Ebenen fortwährend Anpassungen bei der Instrumentierung und Orchestrierung, sowie logistische und inhaltliche Modifikationen. Anfang September ist die Entscheidung für FRIN als Aufführungsort verbindlich gefallen. Musiker, Klangregisseure, Dirigent und Solisten sind engagiert und der Aufführungszeitpunkt definiert: HOTEL PARADISO scheint nach sechs Jahren Planung – stark verändert – Wirklichkeit zu werden.
Benedict Mason verdient es als regelrechte Legende des europäischen zeitgenössischen Musikpanoramas bezeichnet zu werden. Seit Mason Mitte der 80-er Jahre die Bühne der britischen Kompositionsszene betrat, bewegt sich sein Werk im oft nebulösen Grenzgebiet zwischen Musik und Klang, dabei erfuhr in seiner Arbeit vor allem die traditionelle Erfahrung des Konzertsaales eine fortlaufende Neukonfiguration. Als Schüler von György Ligeti teilt er dessen Begeisterung für Intonationssysteme, die von westlichen Normen abweichen, gleichzeitig vertiefte sich sein Interesse an der räumlichen Dimension von Aufführungssituationen, Resonanzen und reflektiertem Klang. Es folgten vielbeachtete ortsspezifische Kompositionen, wie etwa die Serie “Music for Concert Halls”, in der einige der renommiertesten Konzerthäuser der Welt vorübergehend in architektonische Resonanzkammern verwandelt werden, der Spielort selbst zum Instrument wird. Das die Komposition für Transart die erste Arbeit ist, die Mason für einen Außenraum komponiert, ist in diesem Kontext bemerkenswert genug. Nicht minder bemerkenswert ist das personelle Aufgebot: Neben Gesangssolisten, Perkussionisten, Schauspielern und Instrumentalisten kommen ein Chor, und Ensembles mit Tuben, Hörner und Jagdhörner zum Einsatz – die Zahl der Mitwirkenden wird sich auf mindestens 150 Personen belaufen.
In Masons Arbeit finden Aspekte der spezifischen Außenakustik, der umliegende Wald, Bioakustik und Elemente von für Gebirgsregionen typischen Signalsprache ebenso ihren Niederschlag, wie der Bezug auf sehr entfernte Geräusche, sowie reale oder illusorische akustische Phänomene, die durch Distanz, Resonanz, Ort und Bewegung hervorgerufen werden.
Das Ergebnis ist ein Ausmessen der Raum- und Energieschichtungen, die wir erfahren, wenn wir NATUR betreten.